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Eigentlich sollte es ja keine große Überraschung sein, dass diese Superbowl-Halbzeitshow kontrovers werden würde, wenn man schon Beyoncé, die oft und gerne politisch Stellung bezieht, in der wichtigsten Halbzeit-Show des Jahres auftreten lässt.
Es ist ja auch nicht so, als wäre das die erste kontroverse Superbowl-Halbzeitshow. Wir erinnern uns zum Beispiel an Nipplegate, bei der Justin Timberlake „aus versehen“ mal eben Janet Jackson’s BH abgerissen hatte:
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Als Reaktion auf den damaligen Skandal erreichten Timberlake, Jackson, MTV und die National Football League mehrere Klagen- typisch USA soweit. Warum Nipplegate effektiv Janet Jacksons Karriere zerstört hat, während Sunnyboy Justin Timberlake noch heute unbeschadet Millionen scheffelt, wissen wir allerdings nicht genau.
Was war also dieses mal beim Superbowl los?
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Nein, diesmal gab es keine nennenswerte nackte Haut zu sehen. Dafür gab es etwas wesentlich relevanteres: Nach einem relativ vorhersehbaren Auftritt von Coldplay und Bruno Mars, trat Beyoncé, gefolgt von etwa 25 ausschließlich Afro-Amerikanischen Tänzerinnen auf. Hierzulande wurde das meistens nur als eine gelungene Performance gesehen, in Amerika dagegen zog Beyoncé neben viel Lob für die Darbietung auch Kritik an.
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Die Tänzerinnen und Beyoncé hatten nämlich nicht nur schöne Lederkleidung an. Das gesamte Outfit war eine Hommage an die „Black Panthers Party“, eine Untergrundpartei aus den 60er Jahren, die rückwirkend als sehr kontrovers beurteilt wird.
Wer waren die Panthers?
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Die Black Panther Partei waren am aktivsten nach der Ermordung eines der zentralsten Gesichter der schwarzen Bürgerbewegung in den USA, Malcolm X. Als während darauffolgenden Protesten mehr als 300 Afro-Amerikanern von Polizisten vor Ort erschossen wurden, haben die Black Panthers sich entschieden, auf Gewalt mit Gegengewalt zu reagieren. Das zentrale Merkmal war das offene Tragen von Waffen, welches Polizisten davon abschrecken sollte, Afro-Amerikaner leichtfertig zu attackieren. Durch die Organisation von kostenlosen Mahlzeiten für unterprivilegierte Kinder, Krankenstationen und Rechtsberatung, eroberten die Panthers schnell die Herzen vieler Afro-Amerikaner, die sich in den 60er Jahren ihre Rechte bitter erkämpfen mussten, aber trotzdem noch sehr stark strukturell benachteiligt waren. Die Panthers hatten ein 10-Punkte-Programm:
- Freiheit und Selbsbestimmung
- Beschäftigung
- ein Ende der Ausbeutung
- menschenwürdige Wohnungen
- ein reformiertes Bildungssystem
- die Freistellung vom Militärdienst
- ein Ende der willkürlichen Polizeigewalt
- die Freilassung aller schwarzen Gefangenen wegen Benachteiligung während der Verhandlungen
- faire Gerichtsprozesse vor schwarzen Geschworenen und durch schwarze Ankläger
- einen Volksentscheid unter der schwarzen Bevölkerung über deren nationales Schicksal
Speziell der 10. Punkt wurde damals als sehr kontrovers betrachtet, da Teile der Panthers Afro-Amerikaner als besetzte „Nation innerhalb einer Nation“ betrachten, und statt für die Integration in ein gemeinsames Amerika, ein separates Amerika nur für Afro-Amerikaner favorisierten.
Und warum hat Beyoncé das jetzt in Ihre Performance eingebaut?
Im Jahr 2015 waren Afro-Amerikaner mehr als 9 mal so oft von Polizisten erschossen worden, als ihre weißen Mitbürger. Insgesamt wurden 1134 Afro-Amerikaner von Polizisten erschossen, in bloß einem Jahr. Das sind mehr als in den letzten vierzehn Jahren in Amerika Menschen an terroristischen Anschlägen umgekommen sind. Ihnen wurde kein Prozess gemacht, die genauen Abläufe der Erschießungen sind oft kaum rekonstruierbar. Beyoncé wollte mit ihrer Performance daher ein Statement setzen, darauf aufmerksam machen, dass Polizeigewalt gegen Afro-Amerikaner immer noch alltäglich ist.
Beyoncé’s Backstagetänzerinnen haben vor dem Auftritt mit einem Banner, auf dem „Justice 4 Mario Woods“ stand, posiert. Woods, ein junger Afro-Amerikaner aus San Francisco, wurde wenige Tage vor dem Auftritt ein Opfer eben jener Polizeigewalt. Da Woods selbst jedoch mit einem Messer bewaffnet war, wurde dieses Foto als besonders kontrovers bewertet.
Bild: Twitter
Rudy Gulliani zum Beispiel, der ehemalige Bürgermeister von New York, kritisierte Beyoncé für ihre destruktive Anti-Polizei-Einstellung. Auch kursierte der Hashtag #boycottbeyonce kurz nach dem Auftritt im Netz . Aus dem geplanten Anti-Beyoncé-Protest vor dem National Football-League Headquarter ist allerdings nichts geworden: wider Erwarten ist dort zum angekündigten Zeitpunkt kein einziger Mensch aufgetaucht.
Was man in Deutschland über Beyoncé’s Auftritt denkt? Wir haben uns einmal auf der Straße für euch umgehört:
Beyonces neues Video rassistisch?
IST BEYONCÉ RASSISTISCH? Das denkt die Straße!
Gepostet von Es wird hitzig. am Freitag, 12. Februar 2016
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