Viele seien wegen Total da gewesen, schrieb Jörg Wachsmuth über das Berliner Konzert der „Kings Of RnB„. Das war in der ausverkauften Union Halle in Frankfurt vermutlich ähnlich. Bei dem zum Duo abgemagerten Act aus den 1990ern war es im Parkett am vollsten. Die Women In Red gaben ihre Hits wie „“What about us“ und „Trippin‘ “ zum Besten, natürlich auch „Juicy“ von Biggie Smalls. Den Ü 30-Besuchern wurde dabei unmissverständlich klar gemacht, dass die MusikerInnen, die eben noch „Juicy fruit“ von Mtumé gesamplet haben, plötzlich selbst junge Oldies geworden sind. In musikalischer, stimmlicher und soundqualitativer Hinsicht waren Total eher eine Vorband. Das war erwartbar und wurde erwartet – man hat Total einmal live gesehen.
Zwischen Eminem und Jacko
Nachdem der DJ die um New Jack Swing angereicherten Party-Breaks abgedreht hatte, drehte Ginuwine richtig auf. Guter Live-Gesang sowie eine an Abwechslungen reiche und stilistisch vielseitige Bühnenshow sorgten für Kurzweil. Songs aus zwei Alben wechselten mit Hip Hop-Interpretationen, bei denen Ginuwine den Rapstil von Eminem perfekt kopierte und sich mittels eines Fotos für diejenigen erklärte, welche das nicht sofort kapierten. Auch im Songbook von Michael Jackson blätterte er mehrere Seiten um, tanzte und jubilierte wie Michael, um am Showende das Jackson-Medley in der Mid-Tempo-Über-Hymne „Pony“ aufzulösen. Das war ein starker, lebendiger Auftritt, der Total doch gehörig entzauberte.
Gehaltenes Versprechen aus Wiesbaden
Joe war Headliner, das war vorab klar und unumstritten. Der Mann löste in Frankfurt ein Versprechen ein, das er im Herbst 2013 in Wiesbaden gegeben hatte. Bereits damals hatte er die Kings of RnB angeführt, vor ihm spielten 112 und Jagged Edge (lest hier meine Konzertrezension!). Er wolle mit seiner Band wiederkommen. Joe und Begleitband – das war allein vom voluminösen Sound her ein kontrastreiches Erlebnis im Vergleich zu beiden Vorgängern. Die fünfköpfige Band hielt sich meist im Hintergrund, vorn agierte der Mann mit schwarzer Fliege und schwarzem Anzug. Den hatte Joe nicht lange an, schon zeitig griff er zur Akustikgitarre und befreite sich dafür vom Jackettzwang. Songs aus „Doubleback“ und alle großen Erfolge („Stutter“, „All the things your man won’t do“) verwebte der Amerikaner zu einem beeindruckenden Balsam für die Seelen im Rhein-Main-Gebiet. Ein Duell zwischen Joe’s Gitarristen und seinem Keyboarder, der dafür extra die Keytar umhängte, beendete einen Triathlon von Rhythm & Blues-Künstlern, bei denen schneller als gedacht und ungenannt das Attribut Oldie mitschwingt. Ohne wirklich alt auszusehen
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