Es ist etwas im Busch. Am 8. Mai wird „Bush“ veröffentlicht, das neue Album von Snoop Dogg. Die Vorab-Single „Peaches N Cream“ ist gerade in die Deutschen Black Music Charts eingestiegen. Gemeinsam mit Sony Music in Deutschland präsentieren wir Euch Snoop Dogg im Interview.
Du hast dein neues Album »Bush« gemeinsam mit Pharrell Williams aufgenommen. Euch beide verbindet seit Jahren eine enge Freundschaft.
Unsere Freundschaft ist seit dem ersten Moment von einer unglaublichen gegenseitigen Anziehung geprägt. Ich spüre ständig dieses Verlangen, wieder Songs mit ihm zu machen – und er tut es auch. Das liegt an der gegenseitigen Liebe, die wir füreinander haben – und an dem Respekt für das, was der jeweils andere mit seiner Musik erschafft. Ich liebe Pharrell als Produzenten, liebe die Magie mit der er Musik macht. Andererseits weiß er mich als Künstler sehr zu schätzen. Und immer, wenn zwei Menschen sich derart lieben und wertschätzen, kommt dabei etwas Gutes heraus. Wir wissen, wie wir uns gegenseitig besser klingen lassen und das Beste aus dem jeweils anderen herausholen.
»R&G (Rhythm & Gangsta): The Masterpiece«, das letzte Album, welches du ausschließlich mit Pharrell aufgenommen hast, ist gerade zehn Jahre alt geworden. Wie erinnerst du dich an die Zeit, in der das Album entstanden ist?
Oh, ich wusste gar nicht, dass es schon so alt ist! (lacht) Als wir »R&G« aufgenommen haben, hatten wir kein Konzept. Wir waren einfach nur ein Rapper und ein Produzent, die jede Menge Spaß zusammen hatten und versuchten, das zu machen, worin sie am besten sind: gute Musik. Das war es, worum es uns damals ging. Sonst nichts. Und aus den Songs ist dann nach und nach ein sehr gutes Album geworden. Man könnte auch sagen: Ein Klassiker. Einfach eine zeitlose Platte mit jeder Menge Hits. Und jetzt machen wir es zehn Jahre später eben noch einmal – nicht mit demselben Sound, aber doch mit demselben Spirit.
Warum habt ihr euch entschieden, mit »Bush« wieder ein gemeinsames Album aufzunehmen?
Wir haben unsere Arbeit in den letzten Jahren gegenseitig beobachtet und uns immer wieder Feedback gegeben. Pharrell ist ein unglaublich talentierter Musiker und hat in der Vergangenheit mit vielen namhaften Rappern und Sängern gearbeitet – und ich habe mich ständig dabei ertappt, wie ich ihn angerufen und gesagt habe: »Verdammte Scheiße, den Beat hätte ich auch gerne gehabt! Pharrell, du musst mir solche Beats machen.« Pharrell hat dann gelacht und meinte, dass er sicher noch einen Beat für mich habe. Beim nächsten Anruf hatte er wieder einen – und auf einmal standen wir wieder zusammen im Studio und haben an diesem Album gearbeitet.
Wie kann ich mir eure Zusammenarbeit im Studio vorstellen?
Oh, das ist knallharte Competition! Wir versuchen uns eben gegenseitig dabei zu überbieten, gute Musik zu machen. Das heißt auch, dass wir uns gegenseitig auf sehr konstruktive Art kritisieren. Als ich damals »Drop It Like It’s Hot« schrieb, gefielen ihm einige Zeilen nicht und er brachte mich dazu, den Text umzuschreiben. Erst danach wurde der Song zu dem Hit, der er heute ist. Auch bei den Aufnahmen zu »Bush« haben wir wieder gemeinsam an den Texten und der Musik gearbeitet. Manchmal kann das auch frustrierend sein. Aber im Endeffekt ist es genau das, was man als Rapper möchte. Man will herausgefordert, gekitzelt und getestet werden. Solange, bis man sich selbst überbietet. Das ist der Job eines Producers. Und Pharrell macht ihn verdammt gut.
Was hat es denn mit dem Titel auf sich?
Ich mag eben Büsche. Jeder kann für sich selbst entscheiden, welche Form von Büschen damit gemeint ist. (grinst)
Für »7 Days of Funk«, dein gemeinsames Album mit Dâm-Funk, hast du dich Snoop Zilla genannt. Als Snoop Lion hast du das Reggae-Album »Reincarnated« aufgenommen. Jetzt bist du wieder Snoop Dogg. Warum?
Manche Projekte verlangen von mir, dass ich aus meiner eigentlichen Rolle herausschlüpfe. Aber der Sound von »Bush« ist einfach Snoop Dogg in Reinform. Alles daran ist so sehr ich, wie es nur irgendwie geht. Sei es die Musik, seien es die Texte oder der Look. Und wenn ich mich mit einem Album wie »Bush« auf meine Wurzeln zurückbesinne, dann muss ich dafür auch den Namen Snoop Dogg tragen.
Du hast gesagt, dass du Pharrell darum gebeten hast, ein Album für dich zu produzieren, dass wie »Secret Garden« von Quincy Jones, Al B. Sure!, James Ingram, El DeBarge und Barry White klingt.
Ganz genau das hat er getan. (grinst) Als ich das zu ihm gesagt habe, meinte ich allerdings nicht den Sound des Songs, sondern vielmehr das Feeling. Es gibt einfach ein paar Lieder und Alben in der Musikgeschichte, die einen ganz besonderen Vibe haben. Einen, der für immer ist.
Ein Feature ist von Bootsy Collins. Wie wichtig ist er für deine Musik?
Bootsy ist mein Onkel. Das heißt: Er ist ein Teil meiner Familie. Bootsy hat mich immer sehr liebevoll behandelt, hat mir die Richtung aufgezeigt, in die ich gehen muss. Mit ihm Musik zu machen und insbesondere ihn auf diesem Album zu haben, bedeutet mir sehr viel. Weil ich Bootsy und all den anderen großen Funkkünstlern und ihren Vorfahren mit meiner Musik so Tribut zollen kann.
Auf dem Album hört man auch sonst wieder viele Einflüsse aus dem Funk. Was fasziniert dich so an dieser Musik?
Ich wurde in den 70ern geboren. Ich bin also in einer Zeit groß geworden, in der diese Musik überall omnipräsent war. Und ich habe seit jeher versucht, den Funk in meine Musik einfließen zu lassen. Mein Style, mein Look und mein Sound waren schon immer funky. Wenn ich jetzt also ein Album mache, dass vornehmlich nach Funk klingt, dann spiegelt das nur wider, dass ich mich dem Funk an diesem Punkt meiner Karriere so sehr verbunden fühle wie noch nie zuvor. Und niemand könnte mich darin besser unterstützen als Pharrell.
Erinnerst du dich an einen besonderen Pharrell-Moment im Studio?
An einem Tag war ich schon lange im Studio und hatte viel geraucht. Pharrell saß die ganze Zeit neben mir und war komplett in seine Arbeit vertieft. Da er nicht kifft, reagiert er sehr schnell auf den Geruch von Marihuana. Und als Stevie Wonder dann vorbeikam, um mit mir einen Song aufzunehmen, war er verdammt high. Stevie ging in die Gesangskabine und wartete auf Anweisungen von Pharrell. Ich meinte: »Pharrell, du bist der Produzent. Du musst Stevie sagen, was er machen soll.« Aber er saß einfach nur da, sah mich an und sagte: »Ich weiß nicht, was ich ihm sagen soll.« Also musste ich Stevie Wonder erklären, was er zu tun hatte. (lacht)
Hast du mal seinen sagenumwobenen Hut aufgesetzt?
Nein, seinen »Happy«-Hut habe ich noch nicht aufgehabt. (lacht) Ich glaube, der Hut hat eine geheime Superkraft und funktioniert nur, wenn Pharrell ihn aufsetzt.
Pharrell hat neulich darüber geschwärmt, wie besonders es ist, mit dir zusammenzuarbeiten und gesagt, dass du in seinen Augen ein Genie bist. Würdest du dem zustimmen?
Ach was, nein. Ein Genie ist für mich jemand ganz anderes. Leute, die Brillen tragen, sich Gedanken machen und schlaue Sachen sagen – so wie Albert Einstein. Ich bin einfach nur gut in dem, was ich tue. Ganz einfach.
Vielen Dank an Ben Hiltrop von Sony Music, der für rap2soul.de das Interview organisiert hat!
Kommentar hinterlassen