Auch wenn man sich vornimmt, keine Superlativen über das Doppel Prince/Prince mit den Katalognummern 36 und 37 zu schreiben, kommt man nicht drum herum. Dieser zweifache Aufschlag von Prince ist ein doppeltes As. Und ja, es ist ein Geniestreich, ein weiterer. Er beginnt mit Ironie im Opener: Prince lässt das Dancefloor-Gedöns der letzten 20 Jahre in Lächerlichkeit vereinsamen, indem er seine funky licks als Kontermutter festschraubt. Danach widmet er dem Banalen keinen Raum mehr: relaxter Funk („Clouds“), Lovesongs im Hymnenformat („Breakdown“, „This could be us“, „Time“), eine Verneigung vor Clinton’schem P-Funk („The Gold standard“) und Hyphy-Aufgriffe in „Funknroll“ – es funkt ‚n‘ rollt wie vom anderen Stern.
Im zweiten Teil dieses Doppelalbums, das keines ist, rockt ‚n‘ rollt es irdischer: Prince hat nur „Plectrumelectrum“ mit Textheft ausstattet, die Musen von 3rdEyeGirl sind vorrangig titelgebend und bildfüllend. Diese runderneuerten Apollonia Koteros fallen nur einmal auf, weil sie Female Raps wie J.J. Fad spitten. Ansonsten verschanzen sie sich hinter einem Gebräu an Gitarrenriffs und Psychedelica, das sich bei Joan Jett („Pretzelbodylogic“), New Wave-Bands („Aintturninround“) und den Ramones sowie Plastic Bertrand bedient („Marz“). Phasenweise ist es die Lenny Kravitz-Platte, die dieser nie gewagt hat, geschweige denn hätte vollenden können.
Der Kreis schließt sich erst mit einer alternativen Version von „Funknroll“. Vor allem mit „Art Official Age“ ist die Narbe verheilt, die sich nach dem Pannenkonzert in Köln gebildet hat. Drei Jahre später gibt sich Prince wieder als rastlos suchender Künstler, der nüchtern rockt wie im Drogenrausch und vermutlich schon die nächste Überraschung ausbaldowert hat. In einen Käfig lässt der sich nicht sperren.
Label/Vertrieb: NPG Records / Warner Music
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