Der Albumtitel „JHud“ ist wohl eine kalkulierte kleine Provokation, denn unsauber betont könnte er missverstanden werden. Zumindest von Menschen, die regelmäßig Nachrichten verfolgen. Doch bei der Sängerin aus Chicago geht es nicht um Glaubenskriege, sondern um den radikalen Verbund von Soul, Disco und Vocal House. Hatte „Don’t look down“ auf dem letzten Album noch einen Ausnahmestatus zwischen Balladen inne, tänzelt die Grammy-Gewinnerin nun auf einem weitläufigen Studio 54-Floor im Saturday Night Fever. Songs wie „Dangerous“, „I still love you“ und „It’s your world“ sind aber nicht einfach aufpolierter Discosound, sondern tanzfähiger Soul und willkommene Alternative zu totrotierten Klassikern von Gloria Gaynor, The Weather Girls und Donna Summer.
Die singende Schauspielerin nutzt bei drei Songs die König Midas-Fähigkeiten von Pharrell und hat ein paar Gäste (R. Kelly, Iggy Azalea, T.I.), navigiert das Album jedoch allein durch ihr üppiges Stimmvermögen weg von jedwedem Verdacht der Beliebigkeit. Akzente setzt sie auch mit „Say it“, das an Donald Fagens „I.G.Y.“ erinnert, und mit der ausgiebigen aber nicht unnötig ausufernden Schlussballade „Moan“. „Bring back the music“ heißt ein Stück, das den Verlust guter Musik beklagt. Das stimmt ja nicht, aber wenn es so wäre, hätte Jennifer Hudson mit ihrer dritten LP den Jahresbeitrag dafür in einer Rate abgezahlt.
Label/Vertrieb: RCA / Sony Music
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