Er hätte sich auch einige Jahre Zeit nehmen können, bevor er nach Europa aufbricht. Erst Ende Dezember hat D’Angelo And The Vanguard dieses wunderbare Soulalbum „Black Messiah” veröffentlicht, auf dessen Live-Präsentation die ganze Musikwelt hinfiebert. Doch das Timing könnte nicht besser sein: die LP war kurz vor dem Jahresende 2014 erhältlich, einen reichlichen Monat später macht die von Streetlife Entertainment Berlin veranstaltete “The second coming-Tour” halt in vier deutschen Großstädten.
B-Day am Zürichsee
Zuvor steigt aber am 11. Februar die Geburtstagsparty in der Schweiz. In Zürich steht der dann 41jährige auf der Bühne, bevor er einen Tag später zu den vier Konzerten nach Deutschland aufbricht. Auftakt ist in der Nähe von Frankfurt. Am 12. Februar gastiert D’Angelo in Neu-Isenburg; in einer Stadthalle, in der schon R&B-Kollegen wie Brian McKnight, Donell Jones und Eric Benét auftraten. Am Samstag (14. Februar) spielt D’ Angelo And The Vanguard in der Berliner C-Halle, am 24. Februar in Hamburg (Docks) und am 6. März im Kölner Tanzbrunnen.
Die wichtigsten Soul-Hochburgen sind jeweils abgedeckt, nur der Süden hat Pech. Fans aus Stuttgart, München und Nürnberg müssen entsprechend weit fahren. Aber bei diesem Künstler nimmt man es in Kauf – wie jedes Frühjahr beim Baltic Soul Weekender.
Neo-Soul als Schublade für einen ohne Schubladendenken
D’Angelo hat das Etikett “Neo Soul” aufgeklebt bekommen. Eigentlich macht er Soulmusik in einer ursprünglichen Form. Ohne Einschränkungen, ohne Konzessionen an die Musikindustrie, ja, zuletzt präsentierte sich der vielseitige Musiker fast wie Prince. Der Künstler aus Virginia macht viel selbst, er schreibt, singt, produziert und spielt. In seiner Musik finden sich zudem Entlehnungen aus Jazz, Hiphop und Singer/Songwriter. D’Angelo ist neben Maxwell, Joe und Anthony Hamilton einer der am höchsten geschätzten Soulkünstler jüngeren Geburtsdatums.
Black Messiah als Andacht an den Soul
14 Jahre nach dem extraordinären “Voodoo”-Album hat D’Angelo ein Meisterwerk veröffentlicht, das “Voodoo” noch übertrifft. “Black Messiah” ist eine Andacht an den Soul und in die Zukunft weisende Predigt in einem. Es ist mit Botschaften beladen, kommt aber ohne religiöse Eiferei aus, obwohl der Titel anderes suggeriert. Musikalisch ist es mutig wie zuletzt die Veröffentlichung von Flying Lotus (u. a. mit Kendrick Lamar). Es ist ein zeitloses Album im Ausnahmezustand des Prince’schen “Purple rain” – nur ohne den großen Hit “Purple rain”. An diesem Album kann man sich reiben, es fasziniert für lange Zeit. Wenn D’Angelo And The Vanguard es live in Frankfurt, Berlin, Köln und Hamburg vorstellen und darüber hinaus Songs von “Voodoo” und “Brown sugar” spielen, kann von trivialen Popkonzerten keine Rede sein. Vermutlich werden die Besucher zu Zeugen einer Soul-Orgie.
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