Kraftvolle Schüchternheit: Rebecca Ferguson in Frankfurt

Ferguson r2sDie neue Batschkapp hat ihre Premiere für Soulgesang gefeiert, denn die Engländerin machte ihren Tourstopp im Rhein/Main-Gebiet in der Konzerthalle, die nun in einem Gewerbegebiet residiert. Nach der Vorband „Daughters Of Davis“ startete Rebecca Ferguson mit sieben Begleitmusikern und „Fake smile“ vom aktuellen Album „Freedom“ in das etwa 90minütige Konzert. Die Halle war passabel gefüllt, überwiegend mit Leuten zwischen 30 und 50, unter ihnen viele im Pärchenbetrieb. Die Künstlerin -schlicht, aber schick eingehüllt im dunklen Kleid- machte von Anfang an Druck. Zwischen den Liedern wandelte sie sich jedoch vom Saulus zum Paulus: zurückhaltend, schüchtern und fast schon entschuldigend wirkten ihre Moderationen des eigenen Bühnenprogramms. Um keine zwei Sekunden später wieder tief eingetaucht in den nächsten Song volle Kraft voraus zu singen. Eine auffallend starke Stimme hatte auch die Backgroundsängerin, die aber etwas gemein herunter geregelt wurde. Die Ferguson sollte im Mittelpunkt stehen wie der Schriftzug auf der Großen Trommel.

Drums FergusonNeben vielen Stücken von „Freedom“ präsentierte die Sängerin auch Material vom starken Debütalbum, das in den Ohren von Kritikern die bessere ihren beiden LPs ist. Der Hit „I hope“ wirkte live druckvoller, seine Struktur komplexer. Band und Frau an der Bühnenfront waren aber am besten, wenn die Musik funky wurde. „Too good to lose“, Fergusons Liebeserklärung an Los Angeles, und das fast 30 Jahre alte „Raspberry beret“ von Prince bezeugten dies.

Alternative zur Tina Turner-Endlosschleife

Auch ihr Cover des von John Fogerty geschriebenen „Rollin’ on the river / Proud Mary“ (Hits für CCR sowie Ike & Tina Turner) wurde besonders bejubelt: das Publikum, das aussah, als sei es übersättigt vom Tina Turner-Gedudel auf dem Arbeitsweg in die Bürotürme der Stadt, beklatschte diese jüngere Alternative zur morgendlichen Dauerschleife im hessischen Luftraum.

Kurz und gut, jedoch zu kurz war der Zugabenpart dieses Konzertabends, der übrigens auch mit sehr guter Arbeit der Tonregie beeindruckte. Die Liverpoolerin gab nach dem Pflichtteil mit „Nothing’s real but love“ einen ihrer besten Songs zum Besten, aber ein wenig mehr Kür hätte es sein dürfen. So gehört es sich, die Band vorzustellen und die Mitarbeiter Soli spielen zu lassen. CDs zu signieren sollte nicht nur Pflicht sein für Warm Upper. Zwar schrieben Davis’ Töchter fleißig Widmungen, doch Rebecca Ferguson ließ sich nach der Show nicht mehr blicken. Selbst mit einem Grammy dekorierte Musiker wie Gregory Porter haben sich in Frankfurt Zeit für Smalltalk in der Fankurve genommen.

Ferguson T-ShirtFazit: auf diese Frau können sich dennoch sehr viele einigen. Die Soul-Gourmets lieben vor allem die Stimme, im Radio könnte sie –entsprechende Konstanz im Schaffen vorausgesetzt- eine sichere Bank wie Tina Turner werden und die Zuschauer des Tour-Medienpartners RTL finden in Songs wie „I hope“ Muster vor, die sich kinderleicht nachzeichnen lassen (Hessens RTL-Chef Eberhard Volk ist übrigens Feinschmecker in Sachen Funk und Soul, denn er liebt Bands wie Cameo). Mit dem Auftritt von Rebecca Ferguson hat die Batschkapp an diesem Aprilabend bewiesen, dass Black Music auch am neuen Standort in Frankfurt-Seckbach funktioniert.Ferguson vertikal besserBatschkapp außen

Über Torsten Fuchs 529 Artikel
Torsten Fuchs ist ein Experte der Black Music und bereits früh als Redakteur zu rap2soul gekommen. Torsten schreibt CD-Kritiken für mehrere Magazine. Als Moderator war er für JAM FM tätig, zuvor war er auch bereits bei Radio PSR und als Showhost bei MDR Sputnik. Torsten Fuchs ist Mitglied beim Preis der Deutschen Schallplattenkritik e.V. in der Jury für "Hip Hop, Soul, R&B".

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