Ihre Songs hätten Tiefgang und Seele und seien eingängig, ohne die Boje billigen Soulpops zu schrammen, jubelte ich 2012 über das starke Debüt der Sängerin. Leider ist jetzt nicht alles, aber so vieles anders.
Der Opener „I hope“ knallt frontal gegen die eingangs erwähnte Wasserstraßenmarkierung. Die Soulmama aus Liverpool gibt dem Werben einer Popsingle nach. Zwar mildert der nächste Track („Freedom“) diesen Eindruck etwas ab und auch „Bridges“ mit dem (einzigen) Gastsänger John Legend ist kreditwürdig, aber den Tiefgang und die Seele, wie sie die Vorjahressongs „Fairytale“ und „Too good to loose“ offenbarten, hat das meiste restliche Liedmaterial nicht mehr. „Light on“ schließt das Kapitel nach 12 Songs mit einer Versöhnungshymne ab. Das reicht aber nicht für die 27jährige, die das Feuilleton 2012 in eine Linie mit Patti Labelle und Macy Gray rückte.
Es ist sehr schade um diese Stimme, aber die zweifache Mutter scheint sich für den Weg vom Kritikerliebling hin zu Leona Lewis entschieden zu haben. Für die künstlerische Sackgasse, in die sich Anastacia und Lutricia McNeal bugsiert haben. Wenn das Label und die Ferguson nach diesen Koordinaten künftig weiter steuern, dann wäre das X-Factor-Gen wohl doch zu stark. Es bleibt die wage Hoffung auf Kurskorrektur, die dem banalen Single-Loop „I hope I hope I hope“ wenigstens einen Sinn gäbe.
Denn die Frau kann so gut singen, was sie auf live aufgezeichneten Bonusaufnahmen (z. B. „Rollin’“) zur Schau stellt. Um „Freedom“ vorzustellen, kommt sie Anfang April in sechs deutsche Städte. Und hat hoffentlich viele Songs ihres ersten Albums im Gepäck.
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