Musik für Erwachsene: Kings of RnB Vol. 2 in Neu-Isenburg

"Soul Sisters" aus Gießen: die Gewinnerinnen der Freikarten.
„Soul Sisters“ aus Gießen: die Gewinnerinnen der Freikarten.

Für Wiktoria Hausner aus Gießen war es das schönste Geschenk. Sie durfte nämlich mit Donell Jones, Dru Hill, Eric Benèt und Brian McKnight in ihren 25. Geburtstag feiern. Ihre Freundin Rabea Dahlhausen hatte beim großen rap2soul-Gewinnspiel zwei Freikarten für die „Kings of RnB Vol 2“ gewonnen – und sich selbst auch beschenkt. Die Hugenottenhalle war rappelvoll und Street Life Entertainment meldete dem Frankfurter rap2soul-Büro nach 20 Uhr einen ausverkauften Veranstaltungsort. Wer in den Charts derzeit echten R & B vermisst, an diesem Abend hatte der Rhythm & Blues wieder ein richtiges Zuhause. Und das ein Hauptact zuerst die Bühne betritt, gibt es auch nicht alle Tage. Bei vier Hauptacts ging es nicht anders und Donell Jones machte den Anfang.

Mit Hut und Lederjacke gab er sich lässig, Understatement war schon immer sein Ding, gehört der Pastorensohn aus Chicago doch zu den am meisten unterschätzten Künstlern aus Soul und R & B. Er sang natürlich seine Hits wie „U know what’s up“ sowie „Knocks me off my feet“ und demonstrierte sein hohes vokales Können. Warum man von einem Talent wie ihm in den letzten Jahren so wenig wahrnahm, gehört zu den großen unbeantworteten Fragen des Musikgeschäfts.

Dru Hill kamen zu dritt, weil ein Mitglied wegen einer dringenden Familiensache in Baltimore bleiben musste. Umso mehr Gas gab das Trio aus Maryland bereits ab dem Startblock: mit einem Medley der größten Hits wie „Sleeping in my bed“ und „Tell me“ begann die Party, die eine Parallele zur Bandgeschichte zog. Nach großen Erfolgen löste sich Dru Hill, Sisqo war solo, bis sich die Jungs wieder zusammenrauften. Auch in Hessen hatte der an Dennis Rodman erinnernde Sänger eine „Embedded Show“ in der Show. Dru Hill machten klar, dass sie es noch immer drauf haben – wie damals bei ihrem legendären Konzert in Berlin.

Das wichtigtuerische Geplapper während der kurzen Umbaupause war schnell vergessen, nachdem Eric Benèt sich zeigte. Vom ersten Song an faszinierte er sein erwachsenes Publikum und bewies, dass echte Soulmusik bei ihm die Regel ist und das Feature der weitgehend talentbefreiten Yvonne Catterfeld nur eine Ausnahme war. Benèt ließ sich am E-Piano begleiten und die junge Sängerin Cheryl V. übernahm z. B. in „Spend my life with you“ den Part von Tamia.

Stilvolle Party Jams wie „Why you follow me“ und „Georgy porgy“ vergaß der Sänger, der sich vorüber gehend als Paketfahrer durchschlagen musste, an diesem Sonntagabend natürlich nicht. Angenehm zurückhaltend, sympathisch und musikalisch hochklassig war der Auftritt dieses Mannes, der bei den Deutschen, die andere Konzerte besuchen, nur als Ex von Halle Berry bekannt ist. In einer gerechteren Welt wäre Eric Benèt anschließend wohl an der Seite von Bruno Mars bei der Superbowl-Show aufgetreten.

Noch einmal schwer verständliches Gezwitscher, während Akustikgitarren und E-Piano für Brian McKnight auf die Bühne getragen wurden. Dann kam der Hauptact des Kleeblatts aus Hauptacts im schlichten Jeanshemd, der Multiinstrumentalist muss nicht mit Samt und Seide protzen. Sein Set war dominiert von Balladen: „Anytime“, „Back at one“ – der Künstler ließ keine aus. Obwohl er auch Erfolge in höheren Tempi hatte, spielten diese an diesem Abend nur eine Statistenrolle.

McKnight präsentierte sich stattdessen als Rosenkavalier, überreichte einer jungen Frau einen Strauß solcher roter Blumen, sang stellvertretend für alle anderen einen Song für die Lady, die anschließend für Sekunden seinen Hintern berühren durfte. Kostenfrei. Im Gegensatz zu den Autogrammfotos, die er für einen Zehner nach seinem Auftritt personalisierte. Eric Benèt, Donell Jones und Sisqo machten da nicht mit.

Und so hat selbst einer der von erwachsenen Menschen und dem Feuilleton am meisten geschätzten Künstler der Soulszene noch Steigerungsmöglichkeiten und kann sich Musiq Soulchild zum Vorbild nehmen. Schöner wäre es gewesen, wenn McKnight sein aktuelles Album „More than words“ verkauft und signiert hätte. Dann wäre bereits der Einstieg perfekt gewesen in das Souljahr 2014, das noch Auftritte von Candi Staton und D Train beim Baltic Soul Weekender (23.-25. Mai) in petto hat.

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Über Torsten Fuchs 529 Artikel
Torsten Fuchs ist ein Experte der Black Music und bereits früh als Redakteur zu rap2soul gekommen. Torsten schreibt CD-Kritiken für mehrere Magazine. Als Moderator war er für JAM FM tätig, zuvor war er auch bereits bei Radio PSR und als Showhost bei MDR Sputnik. Torsten Fuchs ist Mitglied beim Preis der Deutschen Schallplattenkritik e.V. in der Jury für "Hip Hop, Soul, R&B".

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