„Wenn Jesus Ja sagt, kann niemand Nein sagen“. Das ist mal ne Ansage. Michelle Williams, Pop- und Broadway-Star, sowie ein Drittel oder Viertel von Destiny’s Child, ist nach einigen Exkursionen in die Welten der elektronischen Dance-Musik und dem modernen R&B zurück beim Gospel angelangt. Die bekennende Christin begibt sich mit ihrem mittlerweile vierten Studioalbum auf eine Reise gen Freiheit.
Ganz frei von ihrer Vergangenheit ist Williams aber nicht, wenn man bedenkt, dass der mit Abstand erfolgreichste Song der Platte mit Ex-Girl-Group-Gefährtinnen Kelly Rowland und Beyoncé aufgenommen wurde. Der Song „Say Yes“ ist nach „Nuclear“ und „You Changed“ der dritte Destiny’s Child-Reunion-Song nach der endgültigen Trennung 2005. Während es sich bei „Nuclear“ und „… Changed“ um konventionelle, gar langweile 0815-R&B-Nummern handelt, besticht „… Yes“ durch ihre westafrikanisch inspirierte Melodie und seine wirklich eingängige Hook! Selbst Atheisten sollten nicht anders können als sich beim Zuhören dem Preisen des Allmächtigen hinzugeben.
Allgemein ist das die Mission der Platte: Die Williams ist ganz hinterlistig und versteckte doch glatt ganz heimlich christliche Ideologien in coolen Hip-Hop-, Afrobeat- und R&B-Tracks. Wenn die Platte so von einer hellheutigen Britin, Dänin oder Schwedin käme und diese anstatt von Jesus über Drogen sänge, so könnten sich deutsch-deutsche Musikenthusiasten gar nicht mehr einkriegen, wie geil diese neue weiße „Indie-R&B“-Queen doch wäre. Aber Williams ist nunmal schwarz und sie singt über Gott. Beides nicht so wirklich cool in den Gefilden der europäischen Critic’s Choice-Listen. Glücklicherweise will Michelle ja auch keine mondäne Anerkennung, sondern die von Gott. Und ich vermute jetzt mal der ist mächtig stolz:
Der Track „Everything“ ist schlicht fehlerfrei. Ein treibender Beat kombiniert mit einer starken von Synths eingespielten Melodie. Am geilsten ist die tief-gepitchte Trap-Stimme „You gimme everything I want, everything I need“. Universell genug um keinen vor dem Kopf zu stoßen, aber die sakrale Message kommt dennoch durch. In diese Art Songs reiht sich auch der Track „Fall“ ein, sowie die Vorab-Single „If We Had Your Eyes“ und der Song „Need Your Help“ (mit unverkennbarem Sample des Toto-Klassikers: „Africa“). Tanzbare Up-Tempo-Nummern mit soliden und inspirierenden Lyrics.
Ein extremer Schwachpunkt der CD ist jedoch die teilweise echt gewöhnungsbedürftige Stimme von Michelle Williams. Manchmal kann man das durchaus als kreischend und quietschig empfinden. Das hat was von der klassischen Kreide an der Tafel. Und es ist legitim wenn man darüber nicht hinwegkommen kann, gelingt das einem aber dennoch, hat man eine echt innovative Gospel-Platte, die durchaus einige Spins im heimischen MP3-Player verdient hat.
3/5
Künstler: Michelle Williams| Album: Journey To Freedom | Label: eOne Music | VÖ: 9. September 2014
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