Kreuzberg, nicht weit vom Schlesischen Tor, direkt an der Spree. Ein alter Gewerbehof, eigentlich müsste man die Geschichte nachlesen. Hier werde ich Ufo361 treffen. Es ist der Donnerstag vor dem Record-Release seines Albums „I.S.N.A.“ oder aber auch „Ihr Seid Nicht Allein“. Orientierungslos frage ich bei Sherin nach, wo ich sie finde. Aufgang fünf lautet die Antwort. Zum 5. Stock und weiter ins Dach. Industriearchitektur, Berlin um 1900. Die Etagen sind extrem hoch. Mindestens vier, vielleicht fünf Meter.
Ich laufe zwei Etagen, da ich mit dem Aufzug nicht klar gekommen bin, dann probiere ich es nochmal. In dem alten Lastenaufzug befindet sich schon eine Person. Der Aufzug hat keine Türen. Wände anfassen während der Fahrt verboten. Im 5. Stock frage ich nach dem Weg. Antwort: Links ist Flux FM, alles andere da lang. Ich gehe da lang, frage nach dem Weg. Das Telefon klingelt: „Habe ich Aufgang fünf gesagt, ich meinte natürlich vier.“ Es gibt aber eine Verbindungstür.
Ufo361 bearbeitet noch schnell sein iPhone: „Moment, ich muss noch schnell eine WhatsApp senden.“ Wir sind in einem Raum für Interviews. Das Interview zeichne ich, wie immer elektronisch auf. Es wird mir nicht helfen.
Ufo361 ist Berliner, er ist in Kreuzberg geboren und aufgewachsen. Geschützt mit Maske war er als Graffiti-Künstler unterwegs, Mitglied einer Kreuzberger Crew. Seit 2010 ist er auch Member der Hoodrich-Crew.
Aus der Graffiti-Zeit stammt der Name Ufo, erklärt er mir, sie haben damals alle Namenskürzel gewählt, die auf „o“ enden. Aus Harun wurde Haro, Burak war irgendwann Buro und er, aus seinem Ufuk wurde Ufo. Und der Rest vom Namen, die 361? Die stammt von der alten Postleitzahl von Kreuzberg. 1000 Berlin 36 und 1000 Berlin 61. In Kombination ergibt es „361“, die Stadtteile seines Lebensmittelpunkts.
Mit Hoodrich hat er bereits Musik gemacht, ich will wissen, wie es sich entwickelt hat, dass es zur Rap-Musik gekommen ist. Ufo361 erzählt mir, dass er eigentlich den Rap für sich zu Hause gemacht hat. Im Keller wie er sagt. Er fand es gut. Irgendwann hat er sich getraut er es Freunden zu zeigen, dann hat die Sache ihren Lauf genommen.
Auf YouTube gibt es das Video zu „Funky“ von Ufo361 zu sehen. Die Nummer ist sehr cool, das Video auch.
Seine Familie, meint er, ist sehr musikalisch. Der Bruder spielt Klavier, das hört er. Der Vater besitzt Gitarren und eine Saz. Er hat mit seiner Mutter über das Musik-Projekt gesprochen, sie berichtet, als sie mit ihm schwanger war, da hat sie im Chor gesungen. So kommt wohl alles, wie es kommen muss, er wäre nur kurz von der Musik abgekommen, meint Ufo361.
Auf dem Album hat er dann auch alles drauf, was dazu gehört, meint Ufo. Eigentlich wollte er kein Album erstellen, auf dem er aus einer Masse von Songs die besten auswählt, eigentlich sollte alles mit einem Plan passieren. Nun hat er die Songs doch so gewählt. Dabei ist der Track „PAC“. Er ist zu ehren von dem Rapper Tupac Amaru Shakur, eines seiner großen Vorbilder.
Was hat es mit dem Albumtitel auf sich? Es ist keine Anspielung auf „Ufo“ erklärt mir Ufo361, obwohl es auch so sein könnte. Er hat den Titel „Ihr Seid Nicht Allein“ als Message für die anderen Rapper gedacht, nach dem Motto, da ist noch ein weiterer Rapper, den es zu beachten gibt.
Wie sieht es aus mit der Record-Release-Party? Ufo erklärt er hat sich um vieles allein kümmern müssen, vom Artwork bis zu den Features. Die anderen Rapper kannte er teilweise, teilweise hat er sie angeschrieben. Manche hat er persönlich nicht gesehen, da haben sie die Beats und Vocals über Netzwerk ausgetauscht. Erstmal ist keine Party, er hat sie aber in der Planung für den 6. September. Darauf freuen wir uns. Für „Brett“ konnte Ufo361 Blut&Kasse sowie Morlock Dilemma gewinnen.
Das Album ist ziemlich gut geworden. Einfach mal checken. Nach dem Interview stelle ich fest, das Aufnahmegerät spinnt. Zu Hause wird die Befürchtung zur Gewissheit. Datenfehler. Statt 24 Minuten Interview gibt es 0 KB Daten. Ich hoffe aus dem Gedächtnis habe ich das meiste noch richtig wiedergegeben.
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