Wieder hat es rap2soul-Chefredakteur Jörg Wachsmuth getan, er hat sich durch den Musik-Dschungel der Großstadt gewagt. Die deutsche Hauptstadt ist für manche die Hauptstadt von Europa, für andere der Zeit einfach die In-Metropole der Kunst. Das darf noch ein wenig so bleiben, findet Jörg Wachsmuth und schildert die Neusten von „Berlins Urban Beatz“.
Deutschland ist Weltmeister! Ich hätte eine Theorie: Als wir damals mit Lena den Eurovision Songcontest nach Deutschland geholt hatten, da hatte ich das Finale in einer Runde meist türkischstämmiger Mitbürger gesehen, 2014 haben ich diese Strategie mit einem Deutschland-Schal wiederholt. Guter Trick. Kurz vor dem Anstoß der Erfolgsgeschichte von Brasilien feierte der Berliner Radiosender Metropol FM in der Kulturbrauerei seinen 15. Geburtstag.
Moderator und Rapper Erci E habe ich, trotz seiner genialen Auftritte nicht getroffen, dafür gab es aber ein Wiedersehen mit Bahar, ein Handshake mit Bülent Sharif und eine nette Begegnung mit Jilet Ayse.
Jilet Ayse sitzt ein Tisch weiter, draußen auf dem Hof. Es war Sommer und das Wetter gut. Schaut hoch, winkt, stürmt auf mich zu. „Den kenn ich!“ – „Hallo, wer ist hier der Promi.“ Wir kannten uns von einem Event von Yeni Raki. Sie hat mich eingeladen zu ihrem Auftritt in der „Bar jeder Vernunft“ in Berlin. Der Auftritt, die Show war super. Im Publikum auch Tänzerin Nikeata Thompsom, die gerade bei „Got To Dance Germany“ in der Jury sitzt. Der Auftritt ging bis 21:45 Uhr. Ich konnte nicht Tschüss sagen oder mich bedanken, ärgerlich. „Hey, Danke! – Aber um 22 Uhr war Fußball. Deutschland… Portugal“ – Das Spiel habe ich in Kreuzberg gesehen.
Wie war das mit Illy. Pasu rief an: „Kannst Du auch etwas später zum Interview, wir drehen noch für Tape.tv“. Kein Ding, ich war aber schon unterwegs. Irgendwie parkte ich hinter dem Hotel und ging zum Anhalter Bahnhof. Pasu macht die Promotion. Freudige Nachrichten übermittelte er, zwei Stück. Eine hat sein Leben verändert, eine wird es noch. Darf ich es verraten, oder sollen nur Eingeweihte wissen, was Sache ist? Herzlichen Glückwunsch zur zeitlich ersten Sache!
Illy kommt aus Australien. Er hat Jura studiert. Ein Anwalt der rappt! Das hilft bei Vertragsverhandlungen. Immerhin auf dem Album mit am Start HillTop Hood. Diese australischen Superstars des Hip Hop hatte ich bereits vor einigen Jahren zum Interview treffen dürfen. Super Sommer in Berlin! Illy macht das Interview und die Aufnahmen für Tape.tv vor dem alten Portal des Anhalter Bahnhofs. Zwei halbgedröhnte Mädels stürmen auf uns zu. Sie erklären sich zu Fans und bieten sich als Backgroundtänzerinnen an. Mittags um Zwei in Berlin.
Wir laufen zum Hotel. Im Hof noch letzte Aufnahmen für Tape. Ich hab es mal so fotografiert. Danach mein Interview und ein Selfie. Wir haben es im Hotel gemacht. Die Sonne sticht, Australier sind das sensibler als der gemeine Europäer.
An das Interview mit Mya Audrey erinnere ich mich gerne. Sie war im Juni unterwegs Across Berlin. Fünf Tage, fünf Konzerte in Top-Locations in Berlin. Jetzt kam Rootwords. Der Rapper aus der französischen Schweiz hat in Frankreich und natürlich der Schweiz einiges bewegt. Sein Album „The Rush“ ist am Start. Es kann in Deutschland als Import bestellt werden. Bisher wurde es noch nicht in der Republik veröffentlicht. Across Berlin, fünf Konzerte, fünf Locations. Für das große Abschluss-Konzert im Urban Spree hatte rap2soul für Euch Karten. Wer es verpasst hat ist selber schuld.
Am Mittwoch war Konzert über den Dächern von Neukölln angesagt. Start um 20 Uhr, Dauer eine Stunde. Der Klunkerkranich befindet sich auf dem obersten Parkdeck der Neukölln-Arcarden. Es entsteht die perfekte Symbiose. Im Haus ist schon seit einigen Jahren nicht nur die ehemalige Hauptpost des Bezirks sondern auch die Stadtbücherei. Vielleicht leiht sich auch Heinz Buschkowsky hier ab und zu ein Buch, nimmt den Fahrstuhl zu Parkdeck 5, läuft auf Deck 6 und genießt den Blick über seinen Bezirk mit einem Buch.
Was ich im Nachhinein erfahren habe: Im vergangenen Jahr sind die Künstler wirklich im freien aufgetreten. Es soll Neuköllner gegeben haben, denen war das zu laut. In 2014 gibt es eine Art Bretterbude mit DJ, Bühne und Bar. Bei Regen gut, schade nur, viele bekommen die Auftritte nicht mit.
Ich verstehe nicht, wie man in Neukölln wohne kann und sich über Lautstärke aufregen kann. Ein Blick in die Geschichte zeigt: In Rixdorf ist Musike. So hieß der Stadtteil einst. Es war das Viertel des Vergnügens im Süden Berlins. Ein schlechter Ruf, den hatte der Stadtteil. Um den Ruf zu verbessern nannte man sich einst um. Neukölln, benannt nach der Spreeinsel Cölln, die einst Keimzelle der Doppelstadt Berlin-Cölln war.
An dieser Stelle der Einwurf an die Freunde von Wöhrl: Das hat nichts mit Köln zu tun. Neukölln wird tatsächlich mit Doppel-L und in einem Wort geschrieben. Ich erhielt von dem Modehaus Post, sie hatten etwas durcheinander gebracht mit Zahlungen in ihrer Zweigstelle Neu-Köln. Süper. Die war in den unteren Etagen unserer Location untergebracht, ist aber nicht mehr dort. Meine Vermutung: Sie haben Neu-Köln einfach nicht gefunden.
Zurück zu unseren Zugereisten: Bevor sich der Zentralflughafen Berlin-Tempelhof in eine Tempelhofer Freiheit verwandelte, da war er ein Flughafen. Neukölln lag in der Einflugschneise. Parallel zur Warthestraße flog es niedrig, so niedrig, dass eine Kirche in der Nähe des Flughafens seines Turmes entledigt wurde. Das war nicht leise. Was ich sagen will: Neukölln ist ein Ort einer gewissen Lautstärke, das ist historisch bedingt. Wer Ruhe braucht darf also nicht cool sein, sondern zieht an den bürgerlichen Stadtrand. Und was sagte Oma einst, eine waschechte Neuköllnerin, als ihr Enkel kundtat: Icke wohn da jetzt och! „Junge, wie kannst du nur, das war früher schon so schlimm!“
Schöner Blick. Ich traf Susi. Sie arbeitet gerade in Berlin, ihre Kollegen hatten ihr empfohlen beim Klunkerkranich vorbei zu schauen. Pendeln zwischen zu Hause und Berlin, in einem Jahr zieht es sie in die Schweiz. Rootwords performte nur in Begleitung seines DJs. Danach unser Interview. Er ist Amerikaner, aufgewachsen in London und Genf. Er war in Australien, kannte Hill Top Hoods. Er wollte Jura studieren, er hat es abgebrochen. Dann die Musik. Das große Vorbild: The Roots. In Anlehnung daran Rootwords.
Die Schweizer hatten noch Käse vom Splash-Festival über. Dort hatten sie Raclette verkauft. Nun gab es das Raclette im Urban Spree. „Sweet Dreams Made of Swiss Cheese!“ Weißte Bescheid.
Das Urban Spree ist eines der Kulturzentren an der Revaler Straße in Friedrichshain. Irgendwie aber auch cool. Ich hatte zwei Raclette, eines mit Brot und eines mit Pellkartoffel. Die Kartoffel hat gewonnen. Ich wollte Torsten Fuchs noch fragen, ob er es auch auf dem Splash gegessen hat.
Einlass zum Konzert 22:30 Uhr. Es war fast Mitternacht als Yzaya auf die Bühne kamen. Die Vorgruppe war mir zu hart. Bilder habe ich trotzdem. Nach einer Umbaupause gegen 1 Uhr dann auch endlich Rootwords mit voller Band.
Er hat die Bühne schon gerockt. Gut, dass ich da war. Es wurde immer später. Eigentlich wollte ich noch zum Surface-Club. Andy killt mich. Wieder nicht da. Aber in der Bahn war ich einfach nur Hundemüde, als mich gegen kurz vor halb vier die Linie 1 über das Hochbahnviadukt am Kotti schaukelte. Ich schreib das Surface dann für August wieder in den Plan. Versprochen.
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Nein, lieber Jörg, habe ich nicht. Schließlich war ich zum Arbeiten auf dem Splash (und nicht zum Essen). Wobei: ich habe gesündigt und mir in der Nacht noch einen Döner gegönnt – bei meinem Lieblings-Dönerladen im LeipzigerSüden!
Lieber Torsten, das unterstützen wir doch gerne. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Aber das Raclette war echt gut, ich werde Dir ein Bild senden ;-)