„Always On Time“ war einer der drei Songs die Ms. Ashanti vor fast 12 Jahren gleichzeitig (!) in den Top Ten der US-amerikanischen Singles-Charts verbraten konnte. Ganz „on time“ ist sie diesmal aber nicht, denn ihre aktuelle Platte „Braveheart“ (zuvor „Earthly Woman“) wird bereits seit 2011 mehr oder minder sehnlichst erwartet… Jetzt drei Jahre später ist es so weit: Ashanti ist zurück!
Um das Phänomen Ashanti zu verstehen, muss erst eine kleine Zeitreise gemacht werden. Gerhard Schröder befindet sich im dritten Jahr seiner Amtszeit als Kanzler, mit großer Spannung wird die Fußball-WM in Japan und Korea verfolgt UND, ja und das süße Stimmchen einer 22-jährigen dröhnt aus wohl allen Lautsprech-Anlagen, vom Grillfest bis in die Clubs. Musikalisch sind Ashanti und der Sommer von 2002 fast schon Synonyme. Zumindest in der Pop- und R&B-Welt. Sie war die First Lady des Hip-Hop-Imperiums Murder Inc um Rapper Ja Rule und Label-Boss Irv Gotti. Für jemand dem „Murder Inc“ kein Begriff ist. Das Konglomerat ist in etwa mit dem zu vergleichen was später „G-Unit“ war und heute „Young Money“ ist. Ein krasser Rapper und seine Jünger(innen) regieren für eine Saison die Rapwelt. Während aber Sängerinnen wie Olivia oder Shanell stets in den Schatten der respektiven Großmeister 50 Cent und Lil Wayne blieben, gelang es Ashanti sich als waschechten Solo-Star zu etablieren. Grammys, American Music Awards, BET Awards, Billboard Awards… Such dir einen Preis aus, sie hat ihn gewonnen…
Nunja, all das war einmal… Mittlerweile hat Ashanti ihre fünfte Platte am Start. Ganze sechs Jahre nach „The Declaration“ kommt neues von der New Yorkerin… Und sie macht diesmal alles im Alleingang ohne Plattenfirma. Ganz schön mutig. Höhö, deswegen auch der Titel „Braveheart“ (zu deutsch: „mutiges Herz“). Das Album fängt mit dem Titelsong wahnsinnig theatralisch an. Das Gesabbel samt dramatischer musikalischer Untermalung erinnert an das Intro zu ihrem letzten großen Hit „Only U“, anno 2005. „U“ ist einer der geilsten Songs seines Genres, ever. „Braveheart“ ist auch nicht schlecht. Der Song haut eigentlich ziemlich rein. Fetter Bass. Eingängige Hook. Gefällt.
Ähnlich fällt dieses Fazit bei einigen weiteren Juwelen der Platte aus. Der ghetto-fabulöse Track „Count“ lässt einen aufmüpfig den Kopf nach links und rechts wackeln und der Beat in „Scars“ ist nicht auch nicht von schlechten Eltern… Oh und wer auf Predikten von Ashanti steht, kommt auch bei eben genanntem Song in den letzten 2 Minuten auf seine Kosten: „Narben repräsentieren Heilung bla bla bla“
Nicht zu vergessen sind auch die Vorab-Singles – von denen es zugegebenermaßen so viele (7 oder 8?) gab, dass man leicht den Überblick verlieren könnte: Pop-Ballade „Never Should Have“ finde ich kitschig-gut, gleiches gilt eigentlich für den Reggae-Song „First Real Love“. Und auch Rick-Ross-Kollabo „I Got It“ ist da keine Ausnahme… Grundsätzlich ist Ashanti einfach gut darin, sich irgendwo zwischen Durchschnitt und einem My über Durchschnitt herumzutummeln. Kein Song ist super genial, aber ne komplett miese Nummer gibt es auch nicht… Naja bis auf die grässliche Ballade „Never Too Far Away“ (Titelsong des Daniel-Craig-Spielfilms „Dream House“)… Kotz…
P.S. Dringende Empfehlung jedoch sind die Promo-Singles, die es nicht auf das Album geschafft haben. Unter anderem gingen so Duette mit R. Kelly, Meek Mill, Keyshia Cole und Busta Rhymes verloren. In bester Referenz zum Mel Gibson-Streifen Braveheart, Schwert und Schild schnappen und auf die Jagd nach den Left-Over-Tracks gehen!!!
3/5 Bewertungseinheiten
Künstler: Ashanti | Album: Braveheart | Label: eOne / Written / Membran | VÖ: 04. März 2014 (digital) / 07. März (physisch)
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