Trip Hop gab es an diesem Dienstagabend (3. Dezember 2013) nur im Vorprogramm: Freeda Beast, eine scheu wirkende Sängerin mit drei männlichen Kapuzenträgern, die an ihren Rechnern fummeln wie einst Kraftwerk, stimmten auf die Gallionsfigur ein. Gut, sehr gut sogar. Freeda Beast, die in Berlin übrigens im Radio gespielt werden, bekamen viel Beifall. Sehr viel Beifall sogar. Vor dem Hintergrund, dass sie in Frankfurt nicht im Radio gespielt werden, weil es in der Region keine Musiksender wie Flux fm, Jam fm oder Radio Eins gibt.
Mit Trickys Einmarsch auf der Bühne verstummte weitgehend der Sound, der in den Neunzigern Trip Hop gerufen wurde. Stattdessen gab es zunächst das verlangsamte „Sweet dreams“-Sample der Eurythmics, zu dem der schmächtige Musiker sich fast schon meditativ aufwärmte und seinen Rücken zeigte. Bis zur Zweiminutenpause präsentierte der Brite den nackten Oberkörper; nicht, weil er so schön ist, sondern weil er es eben so handhabt. Tricky umgibt sich mit jungen Musikerinnen, die auf der kleinen Bühne im „Zoom“ die Saiten so bearbeiten wie Elastica, Veruca Salt und ähnliche Frauenbands, die um 1995 herum geschrammelt haben.
Die kleine Bühne im „Zoom“ ist eine feine Bühne; unglaublich, was da gestapelt werden kann. Eigentlich ist sie voll mit Equipment und Bandmitgliedern. Doch Tricky holt für seine Zelebrierung von Motörheads „The ace of spades“ scheinbar ganze Heerscharen. Der Brite macht auch an diesem Abend damit deutlich, dass Trip Hop seinem Stil lange nicht mehr die Mittelgräte gibt. Ist es Punk, ist es Rock, ist es Soul? Ja, irgendwie schon: Klangwalzen als wären sie von Tool, Wut wie die frühen Rage Against The Machine – Seele haben alle Stücke. Alte und neue.
Die junge Sängerin ist eindringlich, aber man stelle sich vor, Tricky hätte für diese Aufgabe Alicia Keys angeheuert oder die neue Soulhoffnung aus Atlanta, Algebra Blessett (ihr Album „Recovery“ erscheint Anfang Februar kommenden Jahres). „I’m by myself“ schreit, juchzt und stöhnt der Mann ins Standmikrofon. Immer wieder, scheinbar endlos, nie langweilend.
Nach rund zwei Stunden sind alle glücklich. Die etwas älteren Männer, die vielleicht nur wegen „Maxinquaye“ gekommen sind, die Hipster (die in Frankfurt die Hornbrille verstecken), die jungen Studentinnen aus Mainz und alle anderen, die einfach nur gute Musik hören wollten. Es war laut an diesem Abend im „Zoom“ -vielleicht war der Masterregler einen Millimeter zu weit nach vorn geschoben- aber es war das perfekte Konzert. Ohne falsche Idole.
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