Als der Engländer beim vorletzten Baltic Soul Weekender die Nebenbühne zur Hauptsache machte, war abzusehen, dass er seine Kreativität neu zu kanalisieren weiß. Ein Jahr später startet der junge Vater mit frischem Deal und zwölf Songs durch, die vor Selbstbewusstsein fast platzen.
Schnell wird klar, wer mit „The Man“ gemeint ist. Nach einleitenden Streichern schnappt der Groove sofort zu. Das Tempo ist hoch bei den meisten Stücken, die zwischen lässigem (Acid)Jazz und deepen Soulpattern angesiedelt sind. Weite Flächen des Albums gleichen einer polyrhythmischen Hüpfburg, auf der Omar federnd seine Vokalkaskaden schichten kann. Der häufige Einsatz von Steel Drums beschleunigt diese Aufgeregtheit, die aber nie in Hektik umschlägt, sondern höchstens zum Karnevalszug mutiert wie am Ende der LP.
Fast wirkt es, als wolle Omar vor seinem entspannten Klassiker „There’s nothing like this“ davon laufen, an dem er immer wieder gemessen wird. Warum er seinen einzigen großen Hit 2013 mit Pino Palladino neu einspielen musste, erschließt sich leider nicht. Zumal er mit dem neuen Material auf kunstvolle Weise Bögen zum Acid Jazz der frühen 1990er schlägt, ohne sich im Gestern zu verfangen.
Dennoch: mit diesem stilvollen Einstand bei Freestyle Records zementiert der Brite seinen Status als ‚artist’s artist’, an dem kurzzeitige Trends weiter abprallen. Das verbindet ihn mit geachteten Brit-Funkern wie Incognito und Down To The Bone.
Künstler: Omar | Album: The Man | Label: Freestyle Records / Groove Attack | VÖ: 28. Juni 2013 | Album des Monats Juli 2013
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