Realität im deutschen Fernsehen: In einer Jury saß die so genannte „Sängerin“ von Cascada; einer Truppe, die in punkto Stumpfsinn nur von der Hermes House Band übertroffen wird. Wen wundert es, wenn bei uns Superstars gesucht und immer wieder ausschließlich neue Suppenkasper gefunden werden?
Dagegen siebt sich vor allem bei „American Idol“, aber auch im englischen Reality-TV Talent. Ich würde nie wertvollen Rezensionsplatz an eine X-Factor-Teilnehmerin vergeuden. Aber im Fall Rebecca Ferguson ist es für mich fast schon Pflicht und Schuldigkeit, einige Zeilen zu schreiben. Die 25jährige aus kleinen Verhältnissen hat eine große Stimme; so groß, dass ein Vergleich mit der Oberschicht gezogen werden muss.
Die zweifache Mutter aus Liverpool schließt ihr Debüt mit „Too Good To Lose“: der Gedanke an eine Patti Labelle liegt dabei auf der Hand, so frappierend sind stimmliche Parallele und Charisma. Auch die neun Stücke zuvor, an denen Ferguson (zumindest) mitgeschrieben hat, haben Tiefgang sowie Seele und sind trotzdem eingängig, ohne die Boje billigen Soul-Pops zu schrammen. Lieder wie „Fairytale“ können jeden schlechten Tag besser und jeden guten noch besser machen. Schade, dass so etwas nicht im deutschen Radio läuft, wo maximal die Winehouse dudelt.
Warum eigentlich brauchte es erst eine Castingshow (die Rebecca Ferguson nicht einmal gewann), damit die Welt auf eine Sängerin aufmerksam wird, die Amy und ihr arg überbewertetes Patenkind Dionne locker ins Abseits stellt?
Künstler: Rebecca Ferguson | Album: Heaven | Label: SYCO Music / RCA | VÖ: 06.04.2012 | Album des Monats: Mai 2012
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