Der Typ auf dem Cover sieht auf den ersten Blick so aus wie einer, der in der Schule keine Freunde hatte und oft verprügelt wurde. Wie einer dieser Low Fi-Frickler, die in der Bude am heimischen PC krude Electronica-Puzzles zusammensetzen. Aber weit gefehlt: Der (weiße!) Junge aus Detroit ist dabei, Motown auf unprätentiöse, lockere Art und Weise neu zu buchstabieren.
Der Eindruck von den Fotos (mit der altmodischen Brille) wird nach den ersten Sekunden hinweg gefegt, und dann fängt der Multiinstrumentalist noch an zu singen wie Herr Robinson! When Smokey sings … der schicke Poppersound von ABC ist nicht weit weg von der Single „A Long Time“, die locker und leicht geschlagen ist wie ein Milky Way-Riegel. Einen der Höhepunkte bildet „Dreaming“: der Song wäre wohl schon entstanden, wenn sich die Beatles und die Beach Boys zu einer Session am Sunset Boulevard getroffen hätten.
The Delfonics, The (Detroit) Spinners, The Stylistics – sie alle finden sich gut aufgehoben und ohne Formalingeruch in den Stücken der zweiten Albumhälfte, die bestens unterhält. „Finally falling“ hätte vor 40 Jahren ein Erfolg für die Temptations sein können. „Hooked“ und das starke „No Strings“ sind die nächsten Hits, die nur auf das grüne Signal der Plattenfirma warten.
Fakt: Hawthorne mischt die Soulszene gehörig auf – er zeigt Phil Collins samt dessen überflüssigen Motown-Covern, dass sich Tradition und Moderne vereinen lassen, ohne die Seele aus dem Soul zu prügeln.
Künstler: Mayer Hawthorne | Album: How Do You Do | Label: Universal Republic Records / UMG | VÖ: 7. Oktober 2011
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