Endlich Urlaub! Einmal ausspannnen bitte. Das müssen sich irgendwie auch die Berliner Hip Hopper von K.I.Z. Gedacht haben. Ihr neues Album trägt den vielversprechenden Titel „Urlaub fürs Gehirn“. Abschalten sollte man vielleicht wirklich die Denkmuschel, es sei den man lässt sich auf die teilweise Tiefgründigkeit der Texte ein. „Das ist der Sound für die echten Männern, die das hier hören wenn sie presslufhämmerb….das ist Mucke zum staubsaugen…das hier ist Urlaub, Urlaub fürs Gehirn“.
Die Rapformation gilt als verrückt. Werbegag für das erste Album: „Flashmob in der U-Bahn“ – Treffpunkt Görli, Gratiskonzert im Zug und alle bitte nackt. Blicken wir auf das Tracklisting. „Küss mir den Schwanz“, „Urlaub fürs Gehirn“ und dann gibt es einen Song mit dem vielversprechenden Namen „Doitschland schafft sich ab“. Ein Integrations-Migrations-Thema? „Seit Millionen von Jahren sind sie hier und wollen sich einfach nicht integrierenen, ihre Hexerei lassen wir uns nicht gefallen“, nein es geht nicht um Ausländerthemen sondern ewinfach um den unterdrückten Mann, der mit Bier und Fußball gezähmt wird. Ist der Song frauenfeindlich? Bitte das Gehirn ausschalten, nein.
„Laß uns auf Klo gehen Baby, ich will heiraten jetzt – Scheiße besetzt!“ lautet der Refrain von „Heiraten!“. Wer sein Gehirn im Urlaub hat, der wird sich denken, welch es blödsinniger Text. Wer nun aber ernsthaft über den Text nachdenkt, wird einen sozialkritischen Ansatz finden.
K.I.Z. Provozieren mit ihren Texten, werden die Rap-Gemeinde und nochmehr die Freunde des Hip Hop in Lager spalten. Aber hinter den Texten sind doch immer wieder Wahrheiten zu finden. Weitere Songs „Raus aus dem Amt“, „Abteilungsleiter der Liebe“, „Fleisch“.
In den 17 Tracks immer wieder zu hören der Berliner Slang der Formation und das Lebensgefühl einer verrückten Großstadt zwischen Kreuzberg, Hartz IV und Kudamm.
Nicht umsonst können sind die Rapper bei Universal Music unter Vertrag. Schauen wir weiter über die CD. „In seiner Mutter“, „Fremdgehen“, „Lauf weg“ oder „Mr. Sonderbar“.
„Du willst mich abziehen? Niemand kriegt mein iPhone!“ heißt es in „H.I.T.“, der Song mit klaren Message „Hip Hop ist Toll – Wir sind der Grund, dass Dir deutscher Rap peinlich ist“. Ein klarer Berliner Eckkneipen Song dürfte „Der Durch Die Scheibeboxxxer“ sein, ich trink die Berliner Weiße Kotti-Style mit Schuß.
Weiter geht die Urlaubstour zu „Lach Mich Tot“ und dann direkt zu „Koksen ist Scheiße“ um zentral im Bonustrack „Biergarten Eden“ zu Enden. Der fast eine K.I.Z. Rap-Ballade ist. „Danke Deutschland wir dürfen wieder stolz sein, ein Volk sein, schwarz-rot-gold sein, Poldi hat die Treffer versenkt, die Sehnsucht hat die Mauer in den Köpfen gesprengt, an unsere Jungs in Afgahnistan, haltet den Kopf hoch, wird sind Hartz und das Wunder von Oslo, 2006 sah die Welt wir sind nicht verkrampft, Ost und West, Ying und Yang rückt zusammen, alle Dichter und Denker, warum wir stolz sind, blickt aus dem Fenster, glänzende BMWs saftige Wiesen, mal sparen Sachsen und Friesen, gute Musik und herzhaftes Essen, Bayern, Preußen und Hessen, die Flaggen auf den Wangen verwischt von den Freudentränen, ich will kein Urlaub, ich find Deutschland schön. Schwarz Rot Gold wir sind das Volk, Schwarz Rot Gold und ihr ein anderes“. – Schön heißt es „Bevor ihr reindürft in den Biergarten Eden, gibt es noch einigen Papierkram zu regeln“.
Die Beats bewegen sich zwischen dem klassischen Hip Hop und vielen Elementen des zur Zeit furchtbar angesagten Elektro-Beats.
Was darf man sagen über das neue Album von K.I.Z. Sagen: Für alle Berliner Pflicht, das sind die Jungs aus der bunten Hauptstadt und für alle anderen: Rap-Gemeinde ihr werdet „Urlaub fürs Gehirn“ lieben. Wir feiern es hören oder hören es mit gespitzten Ohren, schalten das Hirn wieder ein und fragen uns „was wollten die Künstler uns damit sagen“.
Künstler: K.I.Z. | Album: Urlaub fürs Gehirn | Label: Vertigo (Universal) | VÖ: 3. Juni 2011
Kommentar hinterlassen