„Me & Mrs. Jones“ – das stand jahrelang auf einem Büroschrank in Berlin-Lankwitz, der eigentlich eine Schatztruhe war. Denn Beate Dyballa (jetzt rap2soul-Fachredakteurin) und Megan Jones lagerten darin ihre Juwelen, mit denen sie ihre Shows „Nightgroove“ und „Replay“ auf JAM FM bestückten. Die Berlinerin und die Australierin waren jede für sich eine „Jane Peel“; aber eigentlich war jeder Moderator, der bei dem Black Music-Kultsender damals eine Autorensendung bestückte, so etwas wie ein kleiner Bruder des großen John von der BBC, der leider von uns gegangen ist.
„Me & Mrs. Jones“ auf dem Rollschrank hieß „Finger weg“. Das verstand jeder Praktikant und das gilt eigentlich auch für den großen Song, mit dem Friend `N Fellow ihr Album „Discovered“ eröffnen (sie hatten 2005 bereits ge“Covered“). Mit ihrer Interpretation von Billy Pauls Evergreen erhält der Song eine neue Prägung; beachtlich vor dem Hintergrund, dass „Me & Mrs Jones“ ein Song ist, bei dem (sehr!) vielen anderen Künstlern das Stempelkissen zu klein und mickrig gewesen wäre.
Auch bei „Shout“ von Tears For Fears und zwei Themen von Joni Mitchell entfaltet sich ein ganz eigener Geist, den das sächsisch-thüringische Duo aus der Flasche befreit. Die Gesamtauswahl erscheint jedoch etwas willkürlich: „Crazy Little Thing Called Love“, eine der schwächeren Queen-Hinterlassenschaften (aber besser als „Radio Gaga“ und „I Want To Break Free“), und Jennifer Lopez’s „If You Had My Love“ sind wohl Fanwünschen geschuldet. Kein Wunder, denn für das Projekt zum 20. Geburtstag haben die beiden aus mehr als 400 eingereichten Vorschlägen ihrer Anhänger ausgewählt, so dass sich ein roter Faden nicht findet.
Der Ansatz geht dennoch in Ordnung, denn andere hätten ihr Dienstjubiläum nur mit einer Best Of-LP begangen. Und so wird mit dieser Platte als Ausnahme die Regel bestätigt, dass ein Cover Only-Album eigentlich niemand braucht.
Künstler: Friend ‘N Fellow | Album: Discovered | Label: Ruf Records | VÖ: 19. November 2010
Kommentar hinterlassen