Ausschreitungen: Feuer in London zerstört Plattenlager – Existenz von zahlreichen Labels in Gefahr

Das ausgerechnet die Musikindustrie zu den Opfern der „Krawalle in Großbritannien“ gehören könnte, damit haben sicher auch die meist jugendlichen Krawallmacher nicht gerechnet. Tatsächlich bedroht jetzt ein Brand in London zahlreiche kleine Indie-Labels in ihrer Existenz. In einem Lagerzentrum in Enfield wurde eine noch nicht gezählte Menge an Tonträgern, sowohl CDs als auch gute Schallplatten zerstört. Der Stadtteil befindet sich nur unweit von Tottenham, wo die Randale von London ihren Anfang nahmen. Zugewaltsamen  Ausschreitungen mit Bränden und Plünderungen  kam es inzwischen in weiteren Bezirken der britischen Hauptstadt und weiteren englischen Städten.
Die abgebrannte Lagerhalle mit Tonträgern wurde von 150 zumeist Indie-Labels genutzt, für die kleineren Plattenfirmen ist eine existenzgefährdende Situation entstanden.

Bereits am Dienstagfrüh fiel das Lagerhaus von Sony DADC den Flammen zum Opfer. Die 20.000 Quadratmeter große Lagerhalle im Nordlondoner Stadtteil Enfield war auch das Verteillager der PIAS Entertainment Group (Play It Again, Sam) für Großbritannien und Irland. PIAS selber lieferte von dort physische Tonträger von rund 150 Indie-Labels aus, zu denen auch 4AD, Rough Trade, Sub Pop und Domino Records gehören.

Wie viele Tonträger tatsächlich Opfer der Flammen wurden, konnte noch nicht festgestellt werden. „Unser größter Standort in Europa ist auf unbestimmte Zeit außer Funktion“, sagte Bill Armstrong, Mitgründer der in Los Angeles beheimateten Plattenfirma SideOneDummy dem österreichischen Standard. SideOneDummy soll 20.000 Tonträger in der Halle gelagert haben.Die Beggars Group teilte rund 750.000 verlorenen Tonträgern mit.

Vor allem für kleine Labels dürften die Folgen schwieriger sein, falls sie ihr gesamtes Inventar verloren haben, überleben sie möglicherweise nicht, bevor Versicherungsgelder ankommen und Ersatz produziert wird. Vor allem die Herstellung von Vinyl-Platten nimmt viel Zeit in Anspruch.

Der physische Handel mit Tonträger ist im Indie-Sektor nach wie vor essentiell wichtig und nicht alle Labels sind versichert. Das kann zwischen Überleben und Konkurs entscheiden. Wer die Labels unterstützen möchte, soll bis zur Nachproduktion auf digitale Downloads umsteigen, rät die Association of Independent Music.

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