So war die Red Bull Academy in London

The Gaslamp Killer bei der Red Bull Music Academy 2010 (Foto: Richie Hopson / Red Bull)
The Gaslamp Killer bei der Red Bull Music Academy 2010 (Foto: Richie Hopson / Red Bull)

Es ist der Rückblick auf die diesjährige Red Bull Music Academy 2010 in der britischen Hauptstadt London. Ein fettes Programm vom  7. Februar bis 12. März 2010, das waren  Fünf Wochen mit 60 Teilnehmern, zahlreiche Live-Gigs, DJ-Sets, Studio-Sessions und verdammt vielen Workshops. Eine coole Veranstaltung für Club-Gänger und Musik-Freaks. Das Motto ist klar:

Couch surfing & Club hopping

Disco-Pirouetten aus Detroit. Ein 3D-Pingpong-Soundmatch. Französisches Couchgeflüster. Futuristischer Soul im Fabric. Und 60 frische Gesichter: Fünf Wochen lang hatte die Red Bull Music Academy ihre Zelte in London aufgeschlagen. Und der Szenemetropole mit zahlreichen Live-Gigs, DJ-Sets, Studio Sessions und Workshops ein vorgezogenes Frühlingserwachen beschert. Auf der legendären Academy-Couch nahmen in diesem Jahr unter anderem Steve Reich, Moodymann, Jay Electronica, Flying Lotus, Roots Manuva, James Holden, Aba Shanti-I und Mark Ronson Platz. Hier ein paar Highlights.

Aba Shanti bei der Red Bull Music Academy 2010 (Foto: Dan Wilton / Red Bull)
Aba Shanti bei der Red Bull Music Academy 2010 (Foto: Dan Wilton / Red Bull)

Schon Term 1 der Red Bull Music Academy war reich an Anekdoten, guten Nachtgeschichten und Tracks, die in langen Sessions in den Tonstudios am Themseufer entstanden sind. So spielten Warp Records und Ninja Tunes vor der Royal Albert Hall mit 3D-Sounds Pingpong. Steve Reich erklärte die Ursprünge von Minimal-Music. Vier Generationen Londoner Soundsystems duellierten sich bassgewaltig im Roundhouse. Die Disco-Götter Morgan Geist und Maurice Fulton trafen erstmals aufeinander. Und James Pants, der hatte nach einigen langen Nächten im Studio mit den Jungmusikern Augenringe, plattentellergroße Augenringe.

Als in Term 2 allerdings House-Legende Moodymann das Red Bull Music Academy-Hauptquartier betrat, kochten Neugierde und Andrang über. Interviewer Benji B, zahlreiche Journalisten und die Teilnehmer waren auf vieles vorbereitet. Wird der Detroit-Maestro seine Lecture, wie auch viele seiner DJ-Sets, hinter einem Vorhang beginnen? Wird die Legende, von dem selbst Google kaum Interviews ausspuckt, das Gespräch in letzter Sekunde doch verweigern? Nichts dergleichen.

Moodyman bei der Red Bull Music Academy 2010 (Foto: Richie Hopson / Red Bull)
Moodyman bei der Red Bull Music Academy 2010 (Foto: Richie Hopson / Red Bull)

Moodymann betrat den Lecture-Saal mit weiblicher Entourage. Er legte sein „Black Mahogany“ als Hintergrundmusik auf, ließ sich während seiner Interview-Session von einer seiner Begleiterinnen Cornrows drehen, unterbrach diese gelegentlich mit den Worten „Honey, one second“. Dann stand er auf, schlenderte durch den Raum und unterlegte seine Ausführungen über seinen Held Marvin Gaye, sein KDJ-Label oder die grandiose Rollschuh-Disco nachts zuvor in den Londoner Renaissance Rooms mit Gesten. Grinsen im Auditorium, verblüffte Gesichter. Erstaunt war wenige Stunden davor auch Ex-Daft-Punk-Manager und Ed-Banger-Labelboss Busy P als er im Anschluss an seine Lecture das Mikrofon für weitere Fragen durch den Saal schickte. „Hallo, ich bin Myele aus Neuseeland“, sagt einer der Teilnehmer, „ich hab eine Frage …“. „Oh, du kommt aus Neuseeland“, unterbricht ihn Busy P. „Cool, letztes Jahr hab ich dort auf dem Rhythym-And-Vines-Festival gespielt, am DJ-Floor. War super!“ Myele grinst. „Echt? Ich hab dort auch performt. Allerdings auf der Hauptbühne“, sagt der 21-Jährige, der in Reclooses Liveband trommelt und mit seinem Nu-Soul-Projekt Electric Wire Hustle gerade den Eröffnungstrack für die neue Gilles-Peterson-Compilation abgeliefert hat.

Culture Clash bei der Red Bull Music Academy 2010 (Foto: Dan Wilton / Red Bull)
Culture Clash bei der Red Bull Music Academy 2010 (Foto: Dan Wilton / Red Bull)

Überhaupt ist die Dichte an viel versprechenden Nachwuchsmusikern der Red Bull Music Academy in London übergroß: Teri Gender Bender hat gerade ihr Debütalbum mit Mars-Volta-Tausendsassa Omar Rodriguez-Lopez produziert, ihr mexikanischer Kollege Juan Son wurde für den Latin Grammy nominiert und von The Breeders zum renommierten All-Tomorrow’s-Partys-Festival eingeladen. Space Dimension Controller und Braiden haben jeweils gerade einen DJ-Mix für das britische FACT-Magazin abgeliefert, letzterer hat seine eigene Show beim britischen Dubstep-Sender Rinse FM. Der kanadische Teilnehmer Lunice wird von Acts wie The XX mit Remix-Anfragen umgarnt, TOKiMONSTA aus Los Angeles ist das frischeste Signing von Flying Lotus’ Brainfeeder-Label.

Und so steht sie selbstredend auch am Mittwoch auf der Bühne des Labyrinth-Clubs Fabric als ihr Kollege und Mentor Flying Lotus dort eine ausverkaufte Labelnacht schmeißt. Mit humpelnden Hiphop-Beats, mit Salven surrender Synth-Sounds. Mit Acts wie Dorian Concept, Daedalus, Dimlite, J.Rocc, Martyn und Kode9.

Als Kode9 – Klangkrieg-Forscher und Hyperdub-Mastermind – in seiner Lecture kurz vor der Party gefragt wird, woher er Flying Lotus eigentlich kenne, antwortet Kode9 nach kurzem Grübeln. „Wir haben uns auf dem Dach der Red Bull Music Academy 2006 in Melbourne kennen gelernt, gut verstanden und angefangen gemeinsam einen Track zu produzieren.“ Damals war Flylo noch Participant, in diesem Jahr hat er selbst auf der Interview-Couch Platz genommen. Und damit ein wunderbares Beispiel für das familiäre weltumspannende Netzwerk abgelegt, dass die Red Bull Music Academy mittlerweile darstellt, 12 Jahre nach ihrer ersten Ausgabe in Berlin. Und die Reise geht weiter… (Quelle: RedBull / PM)

Die Foto-Galerie zur Red Bull Music Academy in London 2010

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