Gerade mal 150 Leute kamen am Dienstag (13.04.2010) Abend in das Mainzer Kulturzentrum KUZ, um das respektierte Hip Hop-Kollektiv zu erleben. Peinlich für die Rhein/Main-Region, die mit amerikanisch geprägten Städten wie Hanau, Wiesbaden, Frankfurt, Darmstadt und Mannheim eigentlich ein großes Interesse für diesen Sound aufweisen müsste. Egal, die (vorwiegend) Mittdreißiger, die da waren, wurden von Speech und seiner Truppe schnell auf Feiern getrimmt.
Nach kurzer Aufwärmzeit ging es eineinhalb Stunden auf eine Reise in die Vergangenheit und in die Zukunft: das Septett kombinierte die großen Hits wie „Ease My Mind“, „Tennessee“ und „Mr. Wendal“ mit vielen Stücken des neuen –sehr starken (nomen est omen)- Albums „Strong“, das im Eigenvertrieb erscheint. Speech führte routiniert durch das Programm – eskortiert von zwei Ladies: die eine war extrem gesangsstark und sah aus wie eine Kreuzung von Macy Gray und Jill Scott, die auf der anderen Seite gab die singende comedian und schlug Purzelbäume.
Arrested Development waren früher schon die Guten im Hip Hop – sie haben das Hippie-eske und Blumenkinderhafte auf der Bühne beibehalten. Frontmann Speech gibt immer noch den belesenen college boy, der sich Gedanken macht, diese auch mitteilt, ohne oberlehrerhaft mit Zeigefinder zu wirken. Er thematisiert in den neuen Songs den Niedergang der Plattenindustrie und den Terrorismus. Und kann Bob Marley’s „Redemption Song“ covern, ohne in Feuerzeug-Peinlichkeit abzudriften. Beeindruckend auch das Solo des Mannes am Bass, der eine für das Instrument außergewöhnliche Fingerfertigkeit an den Tag legte.
Am Ende der Show nach „Everyday people“ gab die Band allen in den ersten Reihen artig die Hand und hinterher Autogramme. Ich lobte Speech im Anschluss dafür, nicht künstlerisch in die Sachgasse geraten zu sein wie die Black-Eyed Peas, die früher auch mal guten Hip Hop gemacht und sich dafür in den letzten Jahren prostituiert hatten. Das schelmische Blitzen in seinen Augen verriet, dass es ihm eben immer noch um die Sache geht. Bleibt die Frage, warum in einer Region, die den Vorzug genoss, durch amerikanische Musik sozialisiert zu werden, nur so wenig Fans soulful Hip Hop mit message hören wollten.
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