Im Wortsinn ins Wasser fiel gestern Abend der Auftritt von Jazz-Saxofonist David Sanborn im Mainzer Volkspark. Der US-Star war gerade wenige Minuten auf der Bühne, dann musste wegen eines Gewittersturms die Show unterbrochen werden. Hunderte Besucher suchten Deckung und Schutz an Bier- und Bratwurstständen. Ein Zelt einer Fressbude wurde von einer Böe weggerissen.
Verletzt wurde Gott sei Dank niemand und die meisten Gäste blieben, bis sich die Wolken verzogen hatten. Denn wann kann man in Deutschland schon einmal David Sanborn und Tower Of Power live erleben… Leider entschied sich Sanborns Manager aus Sicherheitsgründen, den Auftritt seines Schützlings ganz abzublasen. Aber ungeachtet des leichten Nieselregens nach dem Sturm wurde kräftig ins Horn geblasen.
Die kalifornische Band Tower Of Power präsentierte ihr aktuelles Album „Great American Soulbook“; also Lieder wie „I Thank You“, die sowieso im American Songbook stehen müssen. Dazu gab es große Hits wie „Souled Out“ aus den frühen 90ern. Es ist unglaublich, mit welcher Perfektion das Gebläse dieser Gruppe arbeitet.
Die Musiker um Emilio Castillo sind im 42. Berufsjahr, sie machen einfach nur Spaß und haben auf der Bühne Spaß. Auffällig gut und stilsicher: Sänger Larry Braggs, der seit zehn Jahren dabei ist und Songs wie „Could Have Done It Better“ seine Stimme geliehen hat. Den gab es in Mainz leider nicht zu hören, dennoch kamen Gourmets der Funk- und Soulmusik auf ihre Kosten, denn in den eineinhalb Stunden auf der Bühne wurde hoch verdichtete Qualität geboten.
Nach der Show mischten sich die ToP-Musiker unters Volk, gaben Autogramme, plauderten über ihre Arbeit und verrieten jungen Musikern, wie Blastechniken funktionieren (die so nur bei Tower Of Power, Earth, Wind & Fire oder den Memphis Horns funktionieren…). Auch solche Randnotizen muss der Konzertkritiker hier aufschreiben – vor dem Hintergrund der Abschottung der deutschen Fußballer vom Fan-Volk nach der Landung in Frankfurt. Witzig übrigens, dass David Sanborn quasi das „Vorprogramm“ bestritt. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass der Star in Deutschland bei weitem nicht so bekannt ist wie in Amerika.
Heute Abend präsentiert übrigens ein weiterer Jazz-Superstar auf dem Mainzer Festival „Summer In The City“ seine neue Platte. Herbie Hancock dürfte nach seinem 80er Electro-Funk-Hit „Rock It“ auch in „Schland“ vielen etwas sagen.
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