Eine Lehrstunde für alle, die Rock ’n’ Roll auf Bill Haley und Elvis Presley reduzieren. Mit zwei Dutzend Hörbeispielen zieht der Kompilator Jonathan Fischer die schwarzen Wurzeln, die später weißgewaschen (und damit zumindest verwässert) wurden.
Die Zusammenstellung dürfte zum Diskurs ermuntern; ist doch vieles, was Fischer auf „Black Rock ’n’ Roll“ tauft, näher am Blues dran als an „Rock Around The Clock“. Beispielhaft werden Etta James und Howlin’ Wolf genannt. Und Sister Rosetta Tharpe gibt mit „Jericho“ das Paradebeispiel für Gospel ab. Aber irgendwie sind alle Stile ja in dem aufgegangen, was dann als Rock ’n’ Roll die Tanzdielen eroberte. Die bekannteren Protagonisten der Spielart wie Bo Diddley sind im hinteren Teil des Albums aufgeführt: Fischer entschied sich bei Chuck Berry offenbar ganz bewusst für einen schweren Delta Blues mit Slide Guitar.
Von Doo Wop (Ann Cole) bis zu Joe Tex’ Beitrag „Pneumonia“ (seinem Antwortsong auf „Fever“) – gekoppelt wurde Musik, die weder –zigfach auf einschlägigen Samplern zu finden ist noch von Oldie-Sendern tot rotiert wurde. Wie bei dem Münchner Label üblich ist das Begleitheft eine Klasse für sich. Soundforscher finden hier komprimierte und fundierte Informationen zu den einzelnen Künstlern sowie einen Aufsatz zur musikalischen Einordnung. Zitat: „Die Kompilation sucht nach den rohen Ursprüngen des Genres, konzentriert sich auf die eher düstere, Blues-besoffene und moralisch anrüchige Seite des schwarzen Rock ’n’ Roll, die vom Popmarkt oft wenig beachtet wurde, aber spätestens mit der Invasion britischer weißer Rocker zur geheiligten Quelle aller Rock ’n’ Roll -Rebellen aufstieg“.
Diese Ursprünge; mal mehr, mal weniger roh, wurden jedenfalls gefunden und fachmännisch restauriert.
Künstler: Various Artists | Album: Roll Your Money Maker (Early Black Rock ’n’ Roll 1948-1958) | Label: Trikont | VÖ: 14. November 2008
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