rap2soul-Special: 50 Jahre Motown – Die Geschichte von Motown Records

50 Jahre MOTOWN
50 Jahre MOTOWN

Zum 50ten Geburtstag des Labels Motwon-Records versucht rap2soul – Black Music Portal mit dieser Serie einen Überblick über die wichtigsten Künstler dieses großartigen Labels zu bieten. Sicher nicht vollständig, geben wir uns große Mühe, jede Woche einen neuen Künstler oder eine neue Band mit ihrer Biografie zuzufügen. – Die Serie Teil 12 von 12: MOTOWN Records

Motown Records ist das Label der Black Music. Die 1959 in Detroit gegründete Plattenfirma feierte 2009 seinen 50. Geburtstag. Ursprünglich wurde Motown unter dem Namen Tamla Record Company von Berry Gordy Jr. in Detroit, Michigan gegründet. Außerhalb der USA ist sie das Label auch als Tamla-Motown bekannt. Die Produktion und der Vertrieb von R&B-, Soul- und Pop-Musik machte das Label bekannt. Stets waren aber auch Künstler aus anderen Genres unter Vertrag. 1988 wurde die Firma an Universal Music verkauft. Der Firmensitz befindet sich heute in New York.

Der Name Motown leitet sich von Motor Town ab und ist eine Anspielung auf die Autostadt Detroit, dem Sitz der großen amerikanischen Autokonzerne. Die ersten Jahre hatte Motown seinen Sitz in Detroit, zog später aber nach Los Angeles.

Firmengründer Berry Gordy Jr. begann seine Karriere im Musikgeschäft 1957 als Songschreiber für Detroiter Musiker wie Jackie Wilson und The Matadors. Dank  seinem ersten Top-10-Hit, Gordy war Co-Autor von Wilson´s „Lonely Teardrops“, und der Erkenntnis, dass das große Geld seiner Branche durch Produktion und Vertrieb unter Vertrag stehender Künstler verdient wird, gründete er 1959 seine erste Plattenfirma Tamla Records mit einem Startkapital von 800 US-Dollar.

Die ersten Musiker, die er mit dem Darlehen seiner Familie unter Vertrag nahm, waren die Matadors, die sich daraufhin in The Miracles umbenannten. Smokey Robinson, der Leadsänger der Mircacles, wurde Vizepräsident der neuen Firma, wie auch einige Familienmitglieder Gordys, darunter seine Schwester Gwen und sein Vater Berry Sr. Die erste Veröffentlichung kam von Marv Johnsons „Come to Me“. Tamla vertrat die Künstler Mable John, Mary Wells und Barrett Strong. Der erste große Hit war Barrett Strongs „Money (That’s What I Want)“ (1959), der Platz 2 der Billboard-R&B-Charts erreichte.

1960 kaufte Gordy im West Grand Boulevard in Detroit ein Einfamilienhaus und brachte daran ein Schild mit der Aufschrift „Hitsville U.S.A.“ an. Aus dem Photolabor im Erdgeschoss wurde das Aufnahmestudio. Nun war es Studio A, genannt „The Snakepit“. Die Familie von Gordy zog in den 2. Stock des Hauses ein. Das ebenfalls 1960 gegründete Schwesterlabel von Tamla Records, Motown Records, wurde aufgrund der Assoziation zur Motor City, dem Spitznamen Detroits, zum Namensgeber der Mutterfirma Motown Record Corporation. Neben Tamla und Motown gehörten später auch noch Gordy Records und viele kleinere Labels wie V.I.P., Melody oder Soul zum Unternehmen. Innerhalb weniger Jahre kaufte Motown mehrere benachbarte Häuser, brachte dort Büros und diverse weitere Studios unter.

1968 zog die Plattenfirma in die Detroiter Innenstadt um, nur das Studio A, das von 1959 bis 1972 rund um die Uhr für Aufnahmen offenstand, wurde weiterhin am alten Ort genutzt.

Der Song „Shop Around“ von den Miracles erreichte am 16. Januar 1961 den 2. Platz der Billboard-Hot-100-Charts und wurde zu Motowns erste Platte, die sich mehr als eine Million Mal verkaufte. Im Laufe des Jahres unterschrieben The Supremes mit Diana Ross, der elfjährige Little Stevie Wonder und die Temptations bei der noch jungen Firma. Im Dezember 1961 bescherten The Marvelettes Motown Records seinen ersten Nummer-Eins-Hit in den US-Billboard Charts, „Please Mr. Postman“.

Die von Berry Gordy für Motown gewonnen Künstler, darunter auch Marvin Gaye, belegten in den 60er Jahren die Spitzenplätze der Verkaufscharts und übten einen großen Einfluss auf die Musik. Aber auch die Firma selber hatte massiv auf die Musikindustrie Einfluss.

Vor allem Songschreiber und Produzenten wie William Mickey Stevenson, Norman Whitfield und das Erfolgstrio Holland–Dozier–Holland standen für den Erfolg der jungen Plattenfirma. Nur 5 Jahre nach dem ersten Nummer-Eins-Hit eröffnete Berry Gordy eine Motown-Filiale im Kalifornischen  Hollywood. Ziel war es in das Film-Biz einzusteigen, die Motown-Künstler zu TV- und Filmstars aufzubauen und zeitgleich Soundtracks zu veröffentlichen.

Ein Schritt, der ihm von vielen Seiten übel genommen wurde, der Vorwurf an ihn war die Kommerzialisierung der Musik. Die größte internationale Sensation wurden aber die Jackson Five, deren Star der 2009 verstorbene King of Pop Michael Jackson war. Jacko, wie er später von seinen Fans liebevoll genannt wurde, war 1970 mit nur elf Jahren der jüngste Nummer-Eins-Sänger der Musik-Geschichte. Es gab keine andere Band, die in den frühen 1970ern Jahren mehr Platten verkaufte. Die Jackson 5 wurden zum erfolgreichstem R&B-Act des Jahrzehnts.

Zwischen 1961 und 1971 hatte Motown 110 Top-10-Hits. Der Werbeslogan von Motown wurde „The Sound of Young America“, der schwarze wie weiße Jugendliche gleichermaßen zu begeistern wusste.

Die erfolgreichen Songschreiber Brian Holland, Lamont Dozier und Eddie Holland verließen 1967 die Firma Motown. Es ging um Geld. Es hatte Streitigkeiten über die Verteilung von Tantiemen gegeben. Leider hatte es Folgen für die Qualität der Musik, sie sank. ebenso wie die Häufigkeit von Nummer-Eins-Hits. Aber Motown hatte auch in den 70ern und 80ern Jahren noch eine Reihe erfolgreicher Musiker, etwa Lionel Richie und The Commodores, Rick James, Teena Marie oder DeBarge.

Der große Umzug erfolgte dann 1972 als der Firmensitz von Detroit nach Los Angeles verlegt wurde, um dort ins Filmgeschäft einzusteigen. Motown war am Film „Lady Sings the Blues“ mit Diana Ross in der Hauptrolle beteiligt, der für mehrere Oscars nominiert wurde. Außerdem erschienen eine Reihe weiterer Black Music Filme, wie etwa „Mahogany“, „The Wiz“, „Thank God It’s Friday“ und „The Last Dragon“. Die Erfolge waren aber weniger groß, als beim Debüt.

Ab Mitte der 80er kam es zum finanziellen Abstieg von Motown Records. Die Firma verlor kontinuierlich Kapital. Im Juni 1988 sah sich Berry Gordy dann gezwungen sein Lebenswerk für 61 Millionen. US-Dollar an die Plattenfirma MCA/Universal und an Boston Ventures zu verkaufen. Die drei bis dahin eigenständigen Label Motown, Tamla und Gordy wurden von Universal unter dem Namen Motown zusammengelegt, das Traditionsreiche Label blieb der Black Musikwelt so zumindest namentlich erhalten.

Die ganz großen Erfolge blieben dann aber zunächst aus, obwohl Motown in den 90ern mit Künstler wie Boyz II Men, Shanice oder Johnny Gill wieder an die Spitze der Charts kam. Die wirtschaftliche Krise konnte das Label nicht überwinden. Ein Personalkarussel drehte sich, die Geschäftsführer wechselten. MCA ernannte als direkten Nachfolger von Berry Gordy Jheryl Busby. Laut Busby aber schenkte die MCA den Produktionen von Motown nicht genügend Aufmerksamkeit,  vernachlässigte vor allem die Vermarktung. Deshalb klagte sich Motown 1991 aus dem Vertriebsvertrag mit seinem Eigentümer MCA und vergab den Vertrieb an PolyGram. Die Plattenfirma PolyGram kaufte Motown Records dann zwei Jahre später, 1993, von Boston Ventures ab.

Busby wurde 1994 durch Andre Harrell (von Uptown Records) als Geschäftsführer ersetzt. Harrell aber blieb nur weniger als zwei Jahre Geschäftsführer, ihm wurde Führungsschwäche vorgeworfen. Ihm folgte Danny Goldberg, dem Leiter von PolyGrams Mercury-Records-Gruppe, und George Jackson.

Motown nahm ab 1998 einige populäre Künstler wie 702, Brian McKnight und Erykah Badu unter Vertrag, dafür verließen Diana Ross und Smokey Robinson das Label 1999.

Im Dezember 1998 wurde PolyGram an Seagram verkauft. Das Label Motown wurde in die Universal Music Group (UMG) integriert. Es hätte der Tod  des Traditionslabel werden können. Die UMG überlegte Motown aufzugeben, entschied sich aber dann es neu zu strukturieren. Mit Kedar Massenburg, einem Produzenten der Soul-Sängerin Erykah Badu, wurde ein neuer Geschäftsführer gefunden. Er verantwortete die erfolgreichen Veröffentlichungen von Erykah Badu, Brain McKnight, Michael McDonald und India.Arie.

Ihm folgte 2005 mit Sylvia Rhone die erste Frau an die Spitze von Motown. Sie war die frühere Geschäftsführerin von Elektra Records. Motown wurde nun mit Universal Records zur Universal Motown Records Group verschmolzen, einem Dachlabel der UMG. In ihm wurden die Veröffentlichungen und Kataloge von Motown, Universal, Blackground, Republic, Cash Money, Casablanca und anderen Labels betreut.

Der Musik-Katalog von Motown Records umfasste 2006 die R&B-Sänger India.Arie, Erykah Badu, Mýa, Kem und Yummy Bingham, die Pop-Sängerin Lindsay Lohan, die Reggae-Sänger Damian Marley und Stephen Marley und die Rapper Trick Trick und Nick Cannon. Die lebende Legende Stevie Wonder ist der letzte Künstler aus den frühen Zeiten von Motown  der dem Label bis heute erhalten blieb.

Im Februar 2009 nahm Lionel Richie in Berlin den Schallplattenpreis ECHO als Auszeichnung zum 50. Geburtstag des Labels Motown entgegen.


rap2soul-special: 50 Jahre MOTOWN
Folge 1: The Miracales
Folge 2: The Supremes
Folge 3: Marvin Gaye
Folge 4: Stevie Wonder
Folge 5: The Jackson Five
Folge 6: Lionel Richie
Folge 7: Four Tops
Folge 8: Rick James
Folge 9: Gladys Knight & The Pips
Folge 10: Boyz II Men
Folge 11: Shanice
Folge 12: Motown Records

Über Jörg Wachsmuth 1273 Artikel
Jörg Wachsmuth gehört zu den beiden Gründern von rap2soul. Er ist Chefredakteur des Portals. Wachsmuth gehörte zur OffAir-Crew von Kiss FM Berlin, war von 1994 bis 2005 Moderator und Redakteur bei Radio Jam FM und später als Moderator von Radio BHeins in Potsdam (2015 - 2018). Aktuell ist er Chef und Morgenmoderator bei PELI ONE - Dein neues Urban Music Radio. Der ausgebildete PR-Berater und Journalist ist auch Mitglied der Jury 25 "Soul, R&B und Hip Hop" beim Preis der deutschen Schallplattenkritik e.V.

6 Trackbacks / Pingbacks

  1. Tweets die rap2soul-Special: 50 Jahre Motown - MOTOWN Records | Die Geschichte des Labels Motown und Tamla von 1959-2009 | Über Gründer Berry Gordy von Detroit über Los Angles bis New York | rap2soul erwähnt -- Topsy.com
  2. rap2soul-Special: 50 Jahre Motown – Die Geschichte von Motown Records
  3. Montreux Jazz Festival: Phil Collins mit Motown Hits | rap2soul
  4. Boyz II Men 20 Tour - live in Deutschland, die Konzert-Termine der Soul-Gruppe | rap2soul
  5. The Jacksons live – Konzerte der “The Unity Tour” 2013 in Deutschland | rap2soul
  6. Telefon-Interview mit R&B- Soul-Sänger Brain McKnight über das Video Sweeter und das neue Album "More Than Words" | rap2soul

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.




* Diese DSGVO-Checkbox ist ein Pflichtfeld. Dieses Formular speichert den von Dir angegebenen Namen (Du kannst anstelle Deines echten Namens gerne ein Pseudonym verwenden!), die E-Mail-Adresse sowie den Inhalt (Deinen Kommentartext), damit wir den Überblick über auf dieser Website veröffentlichte Kommentare behalten. Für detaillierte Informationen, wo, wie und warum wir deine Daten speichern, wirf bitte einen Blick in unsere Datenschutzerklärung.