Diese junge Frau liebt den Soul. Und dafür werden viele echte Black Music Fans sie lieben. Die 22-jährige Laura Izibor aus der irischen Hauptstadt Dublin hat sechs Jahre auf die Veröffentlichung ihres ersten Albums warten müssen. Einzelne Songs konnte sie jedoch bereits früher veröffentlichen und mit großen Black Music-Künstlern wie Aretha Franklin und John Legend stand sie ebenfalls schon live auf der Bühne.
15 Jahre alt war sie, ging noch zur Schule, da gewann Laura Izibor einen landesweiten Songwettbewerb des Radiosenders 2FM. Der „2FM Song Contest“ gilt in Irland als wichtiger Preis. Mit 17 nahm Laura Izibor die Arbeit an ihrem Debütalbum auf, doch eilig hatte sie es dabei nicht. Über einen Zeitraum von vier Jahren war sie in vier verschiedenen Städten in Aufnahmestudios: zuhause in Dublin sowie in New York, Atlanta und Philadelphia.
Immer wieder stand sie live auf der Bühne, sie eröffnete für gestandene Black Music Stars wie Angie Stone, James Brown und The Roots. Entsprechend ist „Let The Truth Be Told“ ein Longplayer für Soulfans, die statt schnell vergänglichem Kommerzsound mehr eine musikalische Wertanlage suchen. Wer die Tracks ihres ersten Albums heute fühlt, wird sie in einigen Jahren immer noch gerne hören.
Deshalb ist es nicht wichtig, dass das Songmaterial zum Teil schon eine Weile gelagert wurde. Ursprünglich sollte ihr erster Longplayer schon vor drei Jahren auf Jive Records erscheinen, nun kommt er endlich mitten im Frühling 2009 bei Atlantic Records heraus. Wer Fan von Sängerinnen wie Jill Scott, India.Arie und Lauryn Hill ist, wird Laura Izibor bestimmt mögen. Ihre eigenen musikalischen Wurzeln indes reichen weiter zurück in der Black Music History.
Laura Izibor stammt aus einfachen Verhältnissen, ihre Mutter zieht sie als eines von fünf Kindern alleine groß. Viel Zeit zum Platten kaufen war da nicht, erzählt die Künstlerin. Ein besonders musikalischer Haushalt war es nicht, in dem sie aufwuchs, dennoch kam sie mit 13 so richtig auf den Geschmack von Soul Music. Nachdem sie in der Schule singen musste, nahm sie Unterricht. Roberta Flack, Candi Staton und Stevie Wonder fanden ihre Aufmerksamkeit. Schließlich entdeckte sie die Musik von Marvin Gaye und Otis Redding.
Auf dieser Basis hat die bisher von der Kritik meist sehr gelobte junge Künstlerin Songs aufgenommen, die mit dem Großteil der Lieder der in Talentwettbewerben gefundenen vermeintlichen Talente kaum etwas gemeinsam haben. Dennoch ist „Let The Truth Be Told“ nicht zu speziell geworden, um in den entsprechenden Märkten nicht doch einen großen Eindruck in den Charts hinterlassen zu können. Besonders in den USA dürfte dieser Sound auf fruchtbaren Boden fallen.
In einigen Reviews bedauern die Autoren, wie glatt und geschmeidig „Let The Truth Be Told“ klinge, dem Album mangele es an Ecken und Kanten, es sei ein wenig überproduziert und zuweilen erinnere Laura Izibors Gesangsstil zu sehr andere Sängerinen wie Alicia Keys und Lauryn Hill.
Richtig ist, dass „Let The Truth Be Told“ keines dieser Alben ist, die zuallererst den Künstler selbst glücklich machen sollen, woran im Sinne der Kunst nicht falsch ist. Laura Izibor präsentiert ein Soulalbum für eine große Zielgruppe. Die meisten Lieder ihres Erstlingswerks ziehen die Aufmerksamkeit sofort auf sich, haben eine große Präsenz, was nicht allein der kraftvollen Stimme der Soulsängerin geschuldet ist, sondern mindestens in gleichem Umfang auf das Konto der Produktion geht, an der Laura Izibor selbst beteiligt war.
Hochglanzproduktion trifft es aber ganz und gar nicht. Poppig ist ebenso falsch. Das Label scheint allerdings darauf zu setzen, von „Let The Truth Be Told“ eine Menge Exemplare verkaufen zu können. Diese Künstlerin hat das Potenzial dafür, das sollte man nutzen!
Mit ihrem bemerkenswerten Gesangstalent hat Laura Izibor eine Chance, ohne berühmte Gastkünstler gehört zu werden. Für ihr Debütalbum wollte sie auf diese sehr hilfreiche Unterstützung verzichten, um ganz sich selbst zu offenbaren. Immerhin hat sie alle zehn Songs selbst geschrieben.
Ja, es sind nur zehn! Aber alle top. Man fragt sich allerdings schon, ob es in der langen Zeit vom Beginn der Aufnahmen an „Let The Truth Be Told“ bis zur Veröffentlichung nicht doch ein Tracks mehr hätten werden können. Oder nicht?
Künstler: Laura Izibor | Album: Let The Truth Be Told | Label: Atlantic Records | VÖ: 29. Mai 2009 | Album des Monats: Juni 2009
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