Wenn der Fernsehauftritt nicht aufgezeichnet werden kann oder auf der Bühne der Verstärker streikt, dann kommt für viele Künstler die Nagelprobe. Nicht so für Friend ‘N Fellow. Das „Acoustic Soul“-Duo fühlt sich in solchen – ganz nackten – Momenten erst richtig wohl, denn diese sind seine Domäne. Auch auf dem größtenteils in Leipzig eingespielten neuen Album gibt es viele solcher Momente.
Intim, auf das Wesentliche reduziert und detailverliebt präsentiert sich die eingespielte Besetzung. An der Stimme: Constanze Friend; an der Gitarre: Thomas Fellow. Beide steigen ein mit „Time“, einem Song, den Thomas geschrieben hat, der als „You’re All I Need To Get By“ aber von anderen friends (Valerie Simpson und Tammi Terrell) sowie fellows (Nickolas Ashford und Marvin Gaye) 1968 per Tamla/Motown in den Soul-Olymp aufstieg. Absichtliches Spiel mit den klassischen Tonfolgen? Das muss im nächsten Interview erfragt werden.
Ein „echtes“ Cover gibt es auch: Nina Simones „My Baby Just Cares For Me“ scheint den beiden auch auf den Leib geschrieben. Das Dutzend der anderen selbst verfassten Lieder greift auf die bewährte Arbeitsteilung zurück: Thomas und Constanze werfen sich die Bälle wie beim Ping Pong zu. Sie singt, er zupft und alles passt.
„Strange Lady“ heißt der heimliche Hit der CD, der mit einer gehörigen Portion Groove ausgestattet wurde. Ein sehr schöner Anspieltipp ist auch „Lying Show“: in dem Stück kulminieren Blues, Country, Singer/Songwriter und leidenschaftliche Ballade, bevor das Lied mit einem Gospel clap davon galoppiert. Songs wie dieser sind Kleinode, die Stimmungen befördern, bei denen alles in der Welt plötzlich gut ist. Kann Kunst im Albumformat eigentlich mehr leisten?
Künstler: Friend ‘N Fellow | Album: Lady | Label: Ruf Records | VÖ: 27. Februar 2009
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