Nelly – Brass Knuckles

Das neue Nelly-Album „Brass Knuckles“ ist nichts für Rap-Puristen, doch Black Music Fans, die neben Rap genauso R&B mögen, bekommen diesmal eine besonders abwechslungsreiche Mischung. Neuland betritt Nelly nicht, doch eine reine Sammlung von Chart Hits bzw. Tracks, die mal die verschiedenen Black Music Charts anführen könnten, ist „Brass Knuckles“ dennoch nicht.

Ich habe eine Menge Alben gehört, die eine klarere Linie haben, doch so manches Mal geht die klare Linie auf Kosten der Vielfalt. Nelly dagegen hält auf seinem neuen Black Music Album ein breites Spektrum an Liedern bereit und bietet so für viele Stimmungen den passenden Song.

Ob man „Brass Knuckles“, hört man es vom ersten bis zum letzten Track, so mehr genießen kann, oder ob man sich am ständigen Stilwechsel stört, ist Geschmackssache. Doch jeder bessere CD-Player lässt sich die Reihenfolge der Songs vor dem Abspielen diktieren, für Download-Musik, die auf MP3-Playern gelagert wird, gilt erst recht: Die Tracklist ist nicht Gesetz, die Playlist stellt man sich individuell zusammen, die Originalreihenfolge eines Albums ist schlicht nicht mehr so wichtig wie in Zeiten des Schallplattenspielers.

Die Abwechslung auf „Brass Knuckles“ ergibt sich zu einem Gutteil aus dem Staraufgebot bei den Gästen, die Nelly sich auf sein neues Album eingeladen hat: Snoop Dogg, Nate Dogg, T.I, Rick Ross, Usher, Keri Hilson, LL Cool J, Fergie, Chuck D, Gucci Mane, R. Kelly, Avery Storm, Pharrell, Akon, Ciara, Jermaine Dupri; Ashanti und die von ihm 1993 mit Freunden gegründete Band St. Lunatics fehlen erwartungsgemäß natürlich nicht.

Zum Teil scheint sich der Stil sogar innerhalb von Tracks auf „Brass Knuckles“ zu ändern, dem einzigen Song ohne Gäste dem neuen Nelly-Album bekommt das ziemlich gut, wenngleich „One & Only“ zu den schwächeren Liedern des Künstlers zählt.

Sehr stark indes wirkt das von Ron „Neff-U“ Feemster produzierte„L.A.“ mit der Kombination aus Nelly, Snoop Dogg und Nate Dogg. Der relaxte Midtempo-Track zwingt geradezu zum Kopfnicken. Man hat gleich ein vertrautes Gefühl, innovativ ist der Song in der Tat nicht, doch er wird nicht mit der nächsten Modewelle im Hip-Hop uninteressant, soviel ist klar.

Ganz anders bei „Lie“, produziert von Polow da Don, bei dem die St. Lunatics stimmlich einen sehr angenehmen Kontrast zu Sängerin Keri Hilson bieten. Die kommerzielle, moderne Anmutung schadet nicht, wenn man diesen Black Music Track nicht in der Erwartung hört, noch etwas Besonderes zu Gehör zu kriegen, sondern sich lieber an der Harmonie erfreut.

Ebenfalls sehr smooth, doch weit weniger poppig, ist das von G. Koop produzierte „Self Esteem“, welches neben seinem überzeugenden Text den Support von Rapper-Legende Chuck D von Public Enemy mitbringt.

Smooth und kommerziell, doch für Nelly-Fans und Ashanti-Fans eine Freude ist „Body On Me“, produziert von Akon und Giorgio Tuinfort, wobei es Akon nicht bei der Produktion belassen, sondern seine Stimme beigesteuert hat. Das Trio aus Nelly, Ashanti und Akon geht sofort ins Ohr, vielleicht ein wenig zu glatt. Den Song gibt es in verschiedenen Versionen, eine andere hat Ashanti auf ihrem ebenfalls empfehlenswerten Longplayer „The Declaration“. Einen Blick wert ist in das Video zu „Body On Me“, in dem Ashanti ausgesprochen hübsch ausschaut und Nelly und Akon mit witzigen Tanzbewegungen zu sehen sind. „Body On Me“ ist ein Gute-Laune-Song, der durch das Video bestens unterstützt wird,

Ebenfalls schon auf dem Album einer anderen Künstlerin wurde das kraftvolle „Party People“ veröffentlicht: Dieser Powersong fand sich schon auf der Deluxe Edition von „The Dutchess“. Ihre markante, helle, hypnotische Rap-Stimme im Kontrast zu schon trashig tiefer gepitchtem Rap überzeugt auf eigene Art – oder lässt mit dem Kopf schütteln. „Party People“ verdeutlicht wie kein zweites Lied auf Nellys neuem Album, dass es sich bei „Brass Knuckles“ um ein kommerzielles Black Music-Album handelt, auf dem zwar viel gerappt wird, doch kein richtiges Rap-Album ist. Na und? Eben.

Nelly liefert Musik fürs Radio und die Tanzflächen der Clubs, die für gute Stimmung sorgt; „Brass Knuckles“ macht Spaß, viel Spaß. Nelly Fans sollten nicht enttäuscht werden, auch wenn Nellys fünftes Studioalbum nach einer Wartezeit von rund vier Jahren in dieser Zeit in den Himmel gewachsenen Erwartungen nicht standzuhalten vermag.

Künstler: Nelly | Album: Brass Knuckles | Label: Universal | VÖ: 17. Oktober 2008

Über Oliver Springer 339 Artikel
Oliver Springer gehört neben Jörg Wachsmuth zu den Gründern von rap2soul. Er lernte Hörfunk ab 1994 bei JAM FM und moderierte dort fast 12 Jahre. Später war der ausgebildete PR-Berater er als Pro-Blogger tätig. Gemeinsam mit Wachsmuth entwickelte Springer den Digitalradiosender PELI ONE - Dein neues Urban Music Radio, bei dem er seit 2018 den Nachmittag in der Drive Time moderiert.

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