Bushido – Heavy Metal Payback (weitere Kritik)

King oder nicht, Bushido versteht das Rap-Geschäft und weiß, was sich verkauft. Sein neues Album „Heavy Metal Payback“ ist ungeachtet der deftigen Texte ein neuer Schritt Richtung Mainstream. Bushido hat sich geschäftlich längst breit aufgestellt, da passt ein so abwechslungsreiches Album gut dazu.

Neben viel Battle Rap, bei dem Bushido zur Hochform aufläuft, zeigt der Rapper auf „Heavy Metal Payback“ seine gefühlvolle Seite und teilweise überraschend offen seinen Abstand zum Ghetto-Leben, das er allerdings auf genügend Tracks weiter feiert. Obwohl „Heavy Metal Payback“ in der Summe überzeugt, gibt es Ausreißer nach unten.

„Bonnie und Clyde“ ist nicht nur arg schmalzig, Cassandra Steen war hier keine gute Wahl. Während Bushido alleine noch passabel rüber kommen würde, klingt Cassandra Steen über die Schmerzgrenze hinweg poppig. Vom Sound her erinnert „Bonnie und Clyde“ wie auf einem Gameboy der ersten Generation abgespielte Dudelsounds bei einem Jump-and-Run-Spiel, was soll denn das?

Gerade die Instrumentierung ist bei einem Großteil der Tracks weit über dem allgemeinen Niveau im Deutschrap: Ein Teil der Songs auf „Heavy Metal Payback“ wurde von einem 80-köpfigen Orchester in der slowakischen Hauptstadt Bratislava eingespielt. Diese Investition hat sich wirklich gelohnt, denn so ist der Sound von Bushidos Album außergewöhnlich. Das passt zum neuen Lebensstil des Künstlers, doch mit dem Image als Staatsfeind und Ghetto-Gangster ist die Arbeit mit dem Nationalorchester kaum in Einklang zu bringen.

Es symbolisiert indes sehr gut, wie weit Bushido gekommen ist, wie etabliert der Mann inzwischen ist. Damit verwirklicht Bushido, was meist nur die Stars der US-Hip-Hop-Szene schaffen, denken wir etwa an Snoop Dogg, der ganz erstaunlich vormacht, wie man sich selbst weit über Rap hinaus vermarktet. Dazu eröffnet dieser Erfolgslevel die Zusammenarbeit mit Künstlern, die von deutschem Hip-Hop weiter weg sind als der Mond von der Erde.

Bis auf die bereits erwähnte Cassandra Steen beim Lied „Bonnie und Clyde“ hat Bushido seine Gäste gut gewählt: Nyze bei „Die Träne fällt“, Kay One (sehr gut!) bei „Heavy Metal“, Karel Gott bei „Für immer jung“ und Bizzy Montana beim leider insgesamt unterdurchschnittlichen „Ich hoffe, es geht Dir gut“.

Karel Gott als Gesangspartner auf „Für immer jung“, basierend auf „Forever Young“ von Alphaville, steht dafür besser als jeder andere Song bei „Heavy Metal Payback“, „Für immer jung“ ist ein Experiment, das funktioniert. Besser noch: Bushido liefert einen Text, der generationenübergreifend ins Herz geht, ohne peinlich, poppig oder schmalzig zu wirken.

Mit Liedern wie „Für immer jung“ wird jedoch offensichtlich, dass Bushido als Künstler längst viel weiter gekommen ist, als die Battle Raps vermuten lassen. Das kann man als Entwarnung sehen, als Beschwichtigung denen entgegenhalten, die Sorge haben, Bushido verderbe ihre Kinder. Man kann sich jedoch auch fragen, wie ernst man Bushido bei „Merk Dir das“, Hai Life“ oder „Boomerang“ nehmen soll, kann er sich dabei selbst noch ernst nehmen?

Doch halt! Den Spaß am Dissen sollte sich niemand verderben lassen, Battle Rap ist ein Stil, eine Kunstform, nicht das wahre Leben. Sein aggressiver Stil, mit dem er verbal auf seine Feinde einprügelt, macht Spaß – gerade weil Bushido dabei scheinbar unbelehrbar an den alten Provokationsmustern festhält und dadurch Gangsterrap treu bleibt.

Künstler: Bushido | Album: Heavy Metal Payback | Label: erisguterjunge | VÖ: 10. Oktober 2008

1 Kommentar

  1. ich weiß nicht so recht. finde, man sollte jedes zeitalter für sich stehen lassen und krampfhaft einen transfer in späteres jahrtausend erzwingen.

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