Pleiten, Pech und Pannen in Serie beim “Geisterkonzert” von Prince in Köln

Die Sterne standen von Anfang an nicht günstig. Diesen Satz hatte ich schon in meinem ersten Artikel über den Auftritt von Prince in Deutschland aufschreiben müssen, nachdem Journalisten, die für elektronische Medien arbeiten, vom Management ausgesperrt wurden. Dieses Vorgehen ist schon fragwürdig, aber was sich tausende Fans und Prince selbst gefallen lassen mussten, grenzt schon an Unverschämtheit. Punkt 20.00 Uhr machten die Fressbuden vor der Lanxess-Arena in Köln dicht, und zwar wegen Kahlfraßes. Pizza, Würstchen – alles alle. Viele Hungrige wurden damit vertröstet, dass es in der Halle auch etwas gebe, wenn auch ein wenig teurer.

Punkt 20.00 Uhr gab es zudem keine Karten mehr an der Abendkasse. Obwohl es noch Karten gab an der Abendkasse. Dutzende Wartende verstanden Bahnhof, als ihnen verkündet wurde, dass die vergleichsweise preiswerten Karten (deutlich unter 100 Euro) ab 20.00 Uhr auf Anweisung des Veranstalters nicht mehr verkauft würden. Allerdings konnten viele wenigstens Tickets für 105,- Euro erstehen, die kurzerhand für Stühle in den Kommentatorenreihen ausgegeben wurden.

Prince

Der fragwürdige Kassenschluss des Veranstalters führte jedenfalls dazu, dass Prince, als er das erste Mal auf die Bühne kam, sofort rundum auf fast leere Oberränge in der Riesenhalle blicken musste. Der Showauftakt dauerte keine fünf Minuten und Prince verschwand wieder. Es war 20.45 Uhr, nach fünf Minuten ging das Licht an. Jedem war klar, dass dies keine Kunstpause des exaltierten Künstlers aus Minneapolis war. Bricht Prince das Konzert ab? Gibt es technische Probleme? Alles möglich und in Grenzen entschuldbar, aber von Kommunikation hält man in der Medienstadt Köln in gewissen Kreisen offenbar wenig. Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis es den ersten stümperhaften Versuch einer Durchsage gab. Zehn Sekunden unverständliches Gebrabbel, das war es zunächst. Es sollten noch weitere zehn Minuten vergehen, bis die Botschaft transportiert wurde, dass es technische Probleme gebe und gerade Gespräche liefen. Das ließ das Schlimmste vermuten: Prince kommt nicht mehr zurück.

Nach einer knappen Stunde gab es Entwarnung und die Show ging weiter. Prince entschuldigte sich mehrfach für die entstandenen Unannehmlichkeiten und stellte sich damit vor die Tontechniker, die nicht in der Lage waren, einen nur einigermaßen erträglichen Sound an diesem Abend zu mischen. Das muss man sich mal vorstellen: überall in der Arena klang es miserabel, im Innenraum und auf den Rängen. An der Seite war nicht der Spur eines Basstons zu hören, es schepperte und klirrte ununterbrochen. Auch wenn die Lanxess-Arena für Unzulänglichkeiten beim Klang bekannt ist (man fragt sich zwar wieso, denn ähnliche Konstrukte wie die SAP-Arena in Mannheim, die Red Bull-Arena in Leipzig oder der gute alte Garden in New York bekommen doch auch eine ordentliche Beschallung hin) – was sich dort abspielte, war eine Zumutung! Für die zahlenden Kunden und für Prince himself! Der wies die Soundleute mehrfach an, etwas zu machen. Die gaben ihm Feedback in Form von Rückkopplungen, die Prince zu entsetzten „Stop that stop that“-Hilferufen veranlassten. Holger G. aus Leipzig, Diskjockey, langjähriger Fan und Besucher von mehr als 30 Konzerten der New Power Generation-Crew, sagte anschließend, Prince habe noch nie in einer solchen Schärfe den verantwortlichen Tonmenschen angegriffen.

Prince (Foto: Promo)

Völlig zu Recht, denn einem Star dieses Ranges darf man nicht eine Serviceleistung liefern, die vielleicht bei Hobbytanzkappellen auf der Kirmes oder im Dorfkrug entschuldbar wäre. Es zeugt von seiner Professionalität, dass sich Prince trotz der Widrigkeiten musikalisch von seiner besten Seite zeigte. Allein wie er die Rhythmusgitarre zupft, ist nicht von dieser Welt. Neues sowie Klassiker wie „Controversy“, „Purple rain“ und Sheila E.’s „A love bizarre“ ließen so manches vergessen. Nach nicht einmal 90 Minuten war leider Schluss. Sicher wäre der Meister noch einmal zur Zugabe erschienen, aber wahrscheinlich hatte er nach diesem Affentheater einfach keinen Bock mehr. Der kleine Musiker hätte wahre Größe gezeigt und wäre der Größte dieses Abends gewesen, wenn er sich noch einmal präsentiert und ein finales Feuerwerk gezündet hätte. Niemand ging nach Hause, alle warteten darauf. Erst als die Bühnenbauarbeiter auf ihre Gerüste kletterten, wurde verstanden. Der Volkszorn im Innenraum entlud sich, als immer mehr Plastikflaschen auf die Bühne geschleudert wurden. Bei 30 Stück habe ich aufgehört zu zählen.

Was bleibt ist ein gespaltener Eindruck: Prince in guter Form, unzumutbarer Sound und ein amateurhaftes Pannenmanagement. Ob das beim zweiten Deutschlandkonzert ähnlich wird? Hoffen wir für Prince und die Fans das Beste. Vielleicht wird es bei seinem nächsten Europabesuch besser. Unsere Tipps vorab: Vor Technikproblemen ist niemand gefeit, aber sie sollten ehrlich und schnell kommuniziert werden. Kurze Ansage, dann wissen alle Bescheid und gehen ein Bier trinken, bis die Kabel geflickt sind. Zudem sollte Prince darauf dringen, dass sein Management entweder ausgewechselt wird oder ein modernes Verständnis von Pressearbeit entwickelt. Und der deutsche Veranstalter dbe sollte kleinere Brötchen in den Ofen schieben, wenn er solche Projekte nicht gebacken bekommt.

Als kleinen Eindruck vom Konzert ist es rap2soul gelungen einige Bilder zu erlangen. Hier sind die Fotos, die mit einem Mobiltelefon die Konzertkritik belegen:

Über Torsten Fuchs 529 Artikel
Torsten Fuchs ist ein Experte der Black Music und bereits früh als Redakteur zu rap2soul gekommen. Torsten schreibt CD-Kritiken für mehrere Magazine. Als Moderator war er für JAM FM tätig, zuvor war er auch bereits bei Radio PSR und als Showhost bei MDR Sputnik. Torsten Fuchs ist Mitglied beim Preis der Deutschen Schallplattenkritik e.V. in der Jury für "Hip Hop, Soul, R&B".

4 Kommentare

  1. Prince in topform??? Also eine einstuendige Verspaetung zu Beginn ist keine topform, sondern eine Frechheit. Einfach abzubrechen, ohne mit dem zahlenden Publikum zu sprechen auch (hey guys, thanks for coming, bla bla, sorry we are having problems, etc) Komisch war auch, dass die Techniker bei all den technischen Problemen ganz entspannt und Däumchen drehend da sassen. Bis auf die seltsame soundcheck show beim naechsten Song wurde da am Sound nix gemacht. Und ausserdem gehoert so etwas von einem professionellen Künstler VORHER geprüft! Seine pissige Laune dann noch in der Show auszutragen war unter aller Sau. Er haette locker ohne Technik was machen können. Die Diva Prince hatte schlicht keinen Bock. Für mich war das sein letztes Konzert!

  2. Das ursprünglich für den 4. August geplante Konzert in der Berliner O2 World scheint schon abgesagt. Weder auf der Seite der O2 World findet sich der Tourstopp noch wurden bis heute Preise genannt.
    Das wird wohl tatsächlich ein „Geisterkonzert“, immerhin gibt und gab es auch keine Plakate in der Bundeshauptstadt, die ein Prince-Konzert ankündigen.

  3. Ich bin einfach nur super Enttäuscht und werde versuchen,wenigstens ein teil von meinem Geld zurück zu bekommen.ich weiß zwar noch nicht wie,werde dem Veranstalter mal einen saftigen Brief schreiben.vlt macht ihr das auch mal.je mehr desto besser. Toi toi toi

  4. Ist zwar schon ein bissel her, aber bin immer noch ziemlich enttäuscht vom Prince Konzert in Berlin. Hatte ihn Ende der 80er mal live gesehen, und damals ging er ab wie eine Rakete. Leider hat er im August nicht mal 10% an die alte Performance herangereicht. Schade, die glorreichen zeiten sind bei ihm eindeutig vorbei…

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