Eigentlich wollten wir Euch eine authentische Kritik und eine Fotostrecke vom Konzert in Köln anbieten. Das Management des Künstlers hat aber rigide Regeln aufgestellt, die musikjournalistische Arbeit erschweren und bebilderte Berichte unmöglich machen sollen.
Die Sterne standen von Anfang an nicht günstig. Irgendwie sprach es sich herum, dass es zwei Konzerte geben soll in Deutschland – viel mehr war nicht zu erfahren. Plakate in großen Städten? Fehlanzeige! Die NRW-Show in einer Arena, deren Name ein Zungenbrecher ist. Zum Auftaktkonzert in Frankreich entschied das amerikanische Management, Online-Redaktionen, Fernseh- und Radiojournalisten sowie Fotografen auszusperren. Nur 30 Schreiberlinge wurden akkreditiert, ausnahmslos von Tageszeitungen. Pressekarten für die Presse … wahrscheinlich dachten die Amerikaner, in Europa würde noch Zeitung gelesen (damit haben sie auch Recht, auch wenn sie soweit sicher nicht gedacht haben). He, Management, es ist wie bei Euch zuhause, auch wenn Ihr Euch dort sicher nicht getraut, so mit dem Feuilleton umzuspringen: Inhalte verlagern sich mehr und mehr ins Netz. Niemand will erst zwei Tage abwarten, bis der Redakteur der Kulturseite ausgenüchtert ist und seinen Text zur Druckreife gebracht hat.
Ein striktes Fotoverbot wurde ausgesprochen, über die Gründe können wir nur spekulieren. Fühlt sich Prince zu alt für Nahaufnahmen? Hat er keine Werbung nötig, weil er zu viele Alben verkauft? Entreißen Security-Typen den Fans ihre Smartphones, wenn diese während der Show aufblitzen? Leidet Herr Nelson an Altersstarrsinn? Oder steht Prince selbst gar nicht auf der Bühne, weil er einen Doppelgänger angeheuert hat und keine Fotobeweise will?
Okay, eigen war der große kleine Musiker schon immer. Er verschaffte sich Respekt mit guter Musik, ärgerte die Bosse seines Labels und wechselte die Namen wie Unterhosen. Erst im vergangenen Jahr war der Gang zum Zeitungskiosk unvermeidlich für jeden, der das neue Album auf CD haben wollte, die der Zeitschrift Rolling Stone gratis beilag.
Es ist jedoch zu vermuten, dass Prince von dem schändlichen Treiben seiner bediensteten Entourage nichts weiß. Nach 20 Jahren in der Konzertberichterstattung kann ich aus Erfahrung sagen, dass Tourmanager nicht immer aber meistens Wichtigtuer in Person sind und sich als Bindeglied zum Backstage-Bereich wie der Protagonist in Manns „Der Untertan“ benehmen. Bei den Stars selbst ist es umgekehrt, nicht immer aber meistens. Sollte Prince das Verhalten seines Managements angeordnet haben, so muss ihm bewusst sein, dass er damit seinen Fans einen Bärendienst erweist. Dann sollte er Internet-Nachhilfe von Lady Gaga beantragen. Die weiß, wie man sich 2011 im Netz bewegt. Man stelle sich das vor: Prince kann noch etwas lernen von so einer, die ihr Album für 99 Cent verramscht (dafür bekomme man auf dem Berliner Flohmarkt keine Maxi von Bad Boys Blue, höhnte der Rolling Stone).
Auch der deutsche Konzertveranstalter Dirk Becker machte keine gute Figur. Anfragen wegen des Fotopasses für unsere Reporter wurden erst am Tag vor dem Konzert abschlägig beschieden. Zwar übte sich die Pressetante Tanja K. am Telefon in Schadensbegrenzung und schob alles auf das Management aus Übersee ab. Was soll eine für Pressearbeit zuständige Agenturmitarbeiterin auch sagen, wenn sie die Arbeit der Presse verhindern soll? Gestandene Journalisten werden abgewimmelt wie der Jungredakteur einer Schülerzeitung aus Kaufbeuren, der beim Bundespresseamt in Berlin um ein Interview bettelt.
Anyway, es gibt Gerüchte, wonach Prince noch in einer anderen deutschen Stadt auftritt. Vielleicht steht ja etwas in der Zeitung…
UPDATE: Nach dem Konzert zeigten sich viele Fans enttäuscht. Das Prince-Konzert in Köln war von Pannen geprägt. Fotos als Impressionen und eine Konzert-Kritik haben wir für die Freunde der Black Music hier auf rap2soul.
Eine weitere Meldung zum Konzert findet sich hier
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