Tim Bendzko sitzt in der Abendsonne auf einem Bordstein an der Reeperbahn und lässt den Menschenstrom an sich vorbeiziehen. 48 Stunden lang stand er im Studio, vor der Kamera und im Stau. In Berlin, Mannheim und Hamburg. Aufnahmen, Videodreh, Fotoshooting. Und jetzt auch noch Pressegespräche. Doch wer ihm gegenübersteht, merkt schnell: Dieser Mann ist immun gegen Stress. Er atmet Gelassenheit.
„Ich hatte schon immer dieses Gefühl, dass ich mal Musik machen würde“, sagt der 24-Jährige Berliner. Denn wo immer er an einer Bühne vorbeikam in seinem Leben: Schnell stand er obendrauf. Nicht, weil er sich hochgedrängelt hat. Eher, weil sie ihn hinaufgetragen haben.
Das Gitarrespielen brachte er sich selbst bei, da war er 15. Ein Jahr später schrieb er seine ersten Songs für ein Theaterstück und wurde von der Bühne weg direkt ins nächste Studio gelotst. Dicht aufeinander folgten Proben, Aufnahmen und Auftritte.
Doch Tim Bendzko mag es nicht überstürzt. Als das Karussell sich immer schneller drehte, stieg er aus. Ein Jahr lang zog er sich zurück, schrieb Songs, bestimmte selbst das Tempo. „Ich wollte herausfinden, warum ich Musik mache, was mir das alles bedeutet.“
Heute spricht das Selbstbewusstsein, diese Fragen beantworten zu können aus jeder seiner Zeilen. „Komplizierte Lyrik liegt mir nicht“, sagt er. „Am stärksten finde ich das, was die Menschen im Alltag so dahersagen.“ Wenn er mit Freunden bei einer Flasche Wein zusammensitzt. Oder wenn er durch seinen Kiez Berlin-Friedrichshain schlendert: Tim Bendzko hat ein Ohr für die Sprache des Alltags, für Ihre beiläufige Poesie. „Sie inspiriert zu Texten, deren wahre Bedeutung ich oft erst später so richtig verstehe.“ Mit soulig-jazziger Stimme singt er vom Leben, so wie es ist, ehrlich, echt, aber auch romantisch, melancholisch. Er kommt aus einer Welt in der man Liebeskummer mit Mut begegnet, Ärger mit Zuversicht, Fehlern mit Verständnis. Eine Welt, in der man weiß, dass alles besser wird, eine, die Hoffnung gibt.
Auch die Musik komponiert Tim Bendzko selbst – und setzt dabei auf Schnörkelloses. Ob instrumentale Singersongwriter-Sounds oder komplexe Arrangements: Für Tim Bendzko ist es wichtig, dass die Stücke nicht überladen daherkommen. „Der Beat muss passen, der Groove muss stimmen, es muss sich gut anfühlen. Mehr braucht ich nicht“, sagt er. Das Ergebnis ist Popmusik in ihrer schönsten Form. Mal eher zum Träumen, mal eher zum Tanzen. Bewegend in jedem Fall.
Im Augenblick arbeitet Tim Bendzko an seinem ersten eigenen Album. Bis dahin gibt es noch viel zu tun, doch Tim Bendzko kann das nicht aus der Ruhe bringen. Er wartet, bis die Sonne untergegangen ist über der Reeperbahn. Morgen warten die nächsten Termine in Berlin. Aber bis dahin sind ja noch ein paar Stunden Zeit.
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