Mit ihrem dritten Album bleibt Black Music-Sängerin Ciara ihrem Stil treu und präsentiert einen Longplayer mit kraftvollem Sound auf der Höhe der Zeit. Elektronische und Dance-Elemente werden stimmig in einen modernen R&B integriert, ohne diesen zu korrumpieren. „Fantasy Ride“ leidet erfreulicher Weise nicht unter einer überhöhten Dosis Pop Music, wie man dies etwa „Human“ von Brandy und „Good Girl Gone Bad (Reloaded)“ von Rihanna attestieren kann.
Insofern ist es eher wie „I Am…Sasha Fierce“ von Beyoncé, ohne jedoch so überambitioniert zu erscheinen. „Fantasy Ride“ läuft eher Gefahr, ein Opfer seiner stilistischen Vielfalt zu werden, was jedoch knapp vermieden wurde. „Ich möchte meinen Fans zeigen, dass es noch viele Seiten an mir gibt, die sie sehen müssen. Und Dinge, die ich ihnen mitteilen möchte. Ich denke, dass ich einfach mal alles ausprobieren sollte, und diese Platte gab mir die Möglichkeit dazu“, sagt die Künstlerin selbst über ihr neues Album.
Tatsächlich ist „Fantasy Ride“ ihr bisher abwechslunsgreichster Longplayer. Auf ihrem Debütalbum „Goodies“ konnte sie ihr Talent nicht angemessen nutzen, bei „The Evolution“ verlief ihre künstlerische Weiterentwicklung leider im Sande, obgleich beide keine uninteressanten CDs waren. Ihr neues Album liegt zwar auf der Linie seiner beiden Vorläufer, hat trotz ein paar Schwächen indes insgesamt das gewisse Etwas.
Es lässt sich zwar ob seiner Stilvarianz keiner bestimmten Black Music-Schublade zuordnen, vermeidet damit jedoch nachhaltig den Eindruck, die Ideen hätten nur für drei spannende Songs gereicht, weil sich die meisten Lieder gleich anhörten, was im Modern R&B ein verbreitetes Problem darstellt. Echte Schwachstellen sind auf der 15 Lieder umfassenden Tracklist der uns vorliegenden Variante nicht auszumachen.
Sogar Gastkünstler T-Pain nervt auf dem als Bonustrack geführten „Go Girl“ nicht. Der in den Charts omnipräsente Black Music Star aus Tallahassee, Florida konnte den schon 2008 veröffentlichten Song allerdings nicht zu einem Erfolg machen, inzwischen gilt „Go Girl“ nur noch als Promo Single. Im Video für „Go Girl“ beweist Ciara, wie sie mit vollem Körpereinsatz für ihren Erfolg kämpft. In Kombination mit dem modern-technischen optischen Eindruck und ihrer Kleiderwahl erinnert Ciara hier an eine Mischung aus Britney Spears im „Womanizer“-Video und Beyoncé im Clip zu „Diva“. Sie würde Beyoncé kopieren wollen, ist als Kritik daher von einigen schon vorgebracht worden.
Weniger nackt als Britney Spears, doch kaum weniger eindeutig, benutzt Ciara ihren Körper in sehr gewagten Outfits und Posen für ihre Selbstvermarktung im Video von „Love Sex Magic“ an der Seite von Justin Timberlake, den Millionen Männer beim Betrachten beneiden dürften.
Die 23-jährige Sängerin präsentiert ihren Körper in Topform für die von den Y’s produzierte Hit Single. Der funky Uptempo-Song, den Justin Timberlake mit James Fauntleroy and Rob Knox produziert hat, ist hierzulande die ofizielle erste Single aus Ciaras drittem Album „Fantasy Ride“, das in Deutschland am 5. Juni 2009 erscheint. Ciara über die Zusammenarbeit und die Dreharbeiten für das Video: „Es hat großen Spaß gemacht. Justin ist so ein netter Mensch. Die Energie am Set war einfach unglaublich. Die Idee zum Video hat mich von Anfang an begeistert – denn ich zeige meine Interpretation des Song-Inhalts, oder anders gesagt: Meine ‚Love Sex Magic‘-Show. Es war mal etwas ganz anderes – für mich und für ihn. Mir gefiel auch die Zusammenarbeit am Song, denn sie kam doch ziemlich unerwartet. Niemand hätte gedacht, dass wir mal ein Lied zusammen machen würden.“ (Quelle: Sony Music)
Neben Justin Timberlake zählen Christopher „Tricky“ Stewart, The-Dream, Rodney „Darkchild“ Jerkins, Blade, Carlos „LOS“ McKinney, Dr. Luke, Danja, The Clutch, T-Pain, Jasper Cameron, Polow da Don, The Y’s sowie Ciara Princess Harris selbst zu den Produzenten von „Fantasy Ride“.
Im direkten Vergleich mit „Go Girl“ und „Love Sex Magic“ mutet ihr Video zu „Never Ever“ brav an, wenngleich sie eine ähnliche Leidenschaft für High Heels wie Beyoncé zu pflegen scheint, selbst zu ihrem Sport-Outfit wählt Ciara in dem Musikvideo aus aufgereiten High Heels ein Paar aus. Der sanfte Song, kontrastiert durch einen sehr rau klingenden Young Jeezy, ist eine ausgesprochen solide R&B-Nummer, nicht überraschend, dennoch nicht langweilig. Vertraut wirkt er Black Music Fans durch das Spielen mit dem von den Philly Soul-Größen Kenny Gamble und Leon Huff geschriebenen „If You Don’t Know Me By Know“, mit dem Harold Melvin & The Blue Notes 1972 sehr großen Erfolg in den Charts hatten.
Neben dem Rapper Young Jeezy bei „Never Ever“, T-Pain bei „Go Girl“ und Justin Timberlake bei „Love Sex Magic“ sind The-Dream auf „Lover’s Thing“, Ludacris bei „High Price“, Missy Elliott bei „Work“ und Chris Brown im Song „Turntables“ zu hören.
Wie Ciara bei „High Price“ die hohen Töne angeht, schmeichelt beim ersten Anhören möglicherweise nicht den Ohren, doch Rapper Ludacris dominiert mit seiner kraftvollen Stimme den Track so sehr, dass das kaum stört. Und man kann sich daran sogar gewöhnen, immerhin bietet „High Price“ eine recht komplexe Songstruktur, nicht eben das Markenzeichen modernen R&Bs.
Ganz anders das eingängige „Turntables“, das angesichts des schwer beschädigten Ansehens von R&B-Sänger Chris Brown wohl kaum eine Single werden wird. Das ist schade, denn das wäre ein sicherer Hit auf den Dancefloors. Mit „Work“, bei dem Ciara mit Missy Elliott zu hören ist, wird das schwieriger, doch es könnte klappen. Der Track hat sehr viel Power.
Ohne prominente Gäste geht es allerdings ebenfalls, wie Ciara mit dem hinten versteckten „Echo“ beweist. Der vielleicht beste Song des Albums hat einen angenehm schnellen Rhythmus, mitreißend ohne zu hektisch zu sein. Das beste an „Echo“ ist Ciaras hypnotischer Gesangsstil, der den Hörer ungeachtet des ordentlichen Tempos verführerisch über die Melodien schiebt. Sehr reizvoll ist dabei, wie das „Knight Rider Theme“ eingearbeitet wurde.
Sehr überzeugend außerdem: „G is for Girl (A-Z)“ mit sehr viel Power und „Ciara to the Stage“, einer der wenigen sanften Tracks des ganzen Longplayers.
Fazit: Ihr neues Album „Fantasy Ride“ erlaubt Ciara endlich, sich als R&B-Künstlerin für die erste Liga zu beweisen. Persönlich bedauere ich das Fehlen einer gewissen Anzahl Slow Jams, doch sich insgesamt auf ein mittleres bis hohes Tempo zu konzentrieren, lässt ihr Album weniger zusammengestückelt wirken. „Fantasy Ride“ ist nicht die Art von Album, das beim ersten Durchhören begeistert, bei mir hat es mehrere Durchläufe gebraucht, um es als überdurchschnittlich einzuordnen.
Künstler: Ciara | Album: Fantasy Ride | Label: Zomba (Sony BMG) | VÖ: 5. Juni 2009 | Album des Monats: Mai 2009
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