Viele halten The Notorious B.I.G. für den größten Rapper aller Zeiten. Ohne Frage hat der am 9. März 1997 ermordete Künstler das Genre wie nur eine handvoll anderer beeinflusst. Einer Film-Biografie über das Leben von Christopher Wallace hätte es nicht bedurft, Hip-Hop-Fans bleibt er unvergessen. Der Film bringt The Notorious B.I.G. immerhin zwölf Jahre nach seinem Tod neue Fans.
Der Soundtrack offeriert eine gute Mischung aus den größten Hits des Künstlers, bisher unveröffentlichten Aufnahmen sowie Songs von Künstlern, die mit Christopher Wallace verbunden waren bzw. sind. Die 17 Lieder ausweisende Tracklist von „Notorious“ lässt sich vom ersten bis zum letzten Song durchhören, wie sie ist.
Für Fans ist der Soundtrack ein Kauf, an dem man nicht vorbeikommt, ansonsten gilt: Obwohl die neuen Tracks überzeugen, bleiben sie Füllmaterial, denn ein weiteres Mal hätte man ohne neues Songmaterial die alten Lieder wohl wirklich nicht mehr verkaufen können. Mit „The Notorious B.I.G. Duets – Final Chapter“ war bei vielen die Schmerzgrenze hinsichtlich der Ausschlachtung alten Songmaterials überschritten, ein „The Notorious B.I.G.’s Greatest Hits“ hatte man längst veröffentlicht, das Leben des Ausnahmerappers endete mit 24 Jahren, da konnte der Bestand unveröffentlichter Aufnahmen nicht unendlich groß sein.
Die Aufteilung auf dem Soundtrack in Hits, Songs von Freunden und Verwandten, weniger bekannten Tracks und schließlich drei bisher nicht genutzten Demo-Aufnahmen war insofern eine gute Wahl, zumal die neuen Songs wirklich gut klingen, aber zu den Tracks von Biggie nur wie eine nette Ergänzung wirken.
Wer „Hypnotize“, „Juicy“, „Party and Bullshit“, „Warning“, „Notorious B.I.G.“, „Notorious Thugs“ und den „One More Chance“-Remix mit Faith Evans noch nicht besitzt, sollte keinen Moment zögern und zugreifen. Diese sieben Originale vermitteln einen Eindruck vom Leistungsspektrum des legendären Notorious B.I.G. und begeistern mich heute noch so wie zu der Zeit, als sie neu waren und ich sie in meinen Radioshows aufgelegt habe. Nach einem Kracher wie „Hypnotize“ hätte man den Sendebetrieb eigentlich erst einmal mindestens für eine Minute unterbrechen müssen, denn danach wirkt jeder weitere Track blass – außer vielleicht das Original zum in „Hypnotize“ verwendeten Sample „Rise“ von Herp Alpert, das übrigens 1979, also 20 Jahre vor dem Hit von The Notorious B.I.G., ebenfalls auf Platz 1 der US Single Charts kam. Die Baseline von „Rise“, der Chorous von Pam aus der R&B Girlgroup Total und ein Notorious B.I.G., der einen mit seinem Flow immer wieder in Staunen versetzt, hier stimmt alles.
Eine ganze andere Stimmung vermittelt der gut gewählte Opener von „Notorious“, bei dem sich The Notorious B.I.G. sehr gut dem Stil seiner Gäste aus Cleveland, Ohio anpasst. Bone Thugs-N-Harmony mit ihrem sanften, schnellen und speziellen Rap-Stil dominieren den Track, doch The Notorious B.I.G. sorgt für den Unterschied zwischen erstklassig und exzellent.
Der ein oder andere Fan mag einenTrack vermissen, etwa „Big Poppa“, doch die Fans haben die Alben von The Notorious B.I.G. aka Biggie Smalls wohl eh im Regal stehen, alle guten Songs auf einer CD würden keinen Soundtrack, sondern ein Best of-Album ergeben.
Verzichtbar wäre auf der anderen Seite der Legacy Remix von „One More Chance“, auf dem neben Faith Evans CJ Wallace Jr., der Sohn von The Notorious B.I.G., zu hören ist. Der Junge hat Potenzial, aber an der Seite seines Vaters kann er noch nicht überzeugen. Das Theme passt schon besser, immerhin handelt es sich bei dieser CD um einen Filmsoundtrack und ist beim Theme nach kaum mehr als zwei Minuten Schluss, anschließend sind die drei sehr roh wirkenden Demos zu hören, die aber ebenfalls gut passen, denn die unterirdische technische Qualität vermittelt einen ähnlichen Charme wie alte, zerschrammte Schallplatten. Zu Hip-Hop passt das, es passt weit besser als viele der heutigen Hochglanzproduktionen mit enorm aufwändiger Technik, die alles glattbügelt. Noch dazu klingt The Notorious B.I.G. immer noch klasse, nur irgendwie wie auf Kurzwelle…
Der neue Song „Brooklyn (We Go Hard)“ von Jay-Z mit Santogold zählt nicht zu den Highlights von „Notorious“, kann sich jedoch hören lassen, doch hätte es gereicht, ihn auf „Blueprint 3“, dem neuen Album von Jay-Z zu bekommen.
„Letter to B.I.G.“ von Jadakiss ft. Faith Evans, ein gefühlvoller Song darüber, wie sehr sie ihn vermissen, hat dagegen selbst das Zeug zum Klassiker, gute Lyrics und gute Umsetzung! „Letter to B.I.G.“ wird, wie man der Tracklist zum neuen Jadakiss Album entnehmen kann, auch auf „Last Kiss“ zu hören sein.
FAZIT: Der „Notorious“ Soundrack ist eine starke Sammlung von Hip-Hop-Tracks, von denen die meisten von The Notorious B.I.G. selbst stammen. Was damals großartig war, ist es noch.
Künstler: Various Artists | Album: Notorious Soundtrack | Label: Bad Boy Rec. | VÖ: 14. Januar 2009 | Album des Monats Februar 2009
brooklyn we go hard ist nen knaller, lasst euch nuescht erzaehln…