Mit ihrem dritten Longplayer „A Different Me“ veröffentlichte die R&B-Künstlerin Keyshia Cole kurz vor Weihnachten noch eines der besten Black Music Alben des Jahres 2008. In Deutschland kümmerte das nur wenige R&B-Kenner, in den USA schoss ihr neues Album an die Spitze der Black Music Album Charts und auf Position 2 in den Billboard 200.
Hinter dem Albumnamen steht die Absicht, nach „The Way It Is“ und „Just Like You“ eine andere Seite von sich zu zeigen: optimistischer und erotischer. Dies gelingt der Künstlerin, doch manch Fan von Keyshia Cole ist gar nicht so glücklich, über ihr neues Glücksgefühl.
Hier kämpft Keyshia Cole mit demselben Problem wie Mary J. Blige: Sie klingt am besten, wenn sie leidet. Denken zumindest viele. So problematisch es ist, Künstler für ihre Weiterentwicklung oder allein das Ausprobieren von etwas Neuem zu kritisieren, klingt „A Different Me“ am überzeugendsten, wenn Keyshia Cole ihr Talent für Dramatik und Leidenschaft ausspielt.
Doch halt! Auf ihrem neuen Album beweist die Künstlerin tatsächlich, dass mehr in ihr steckt: „This Is Us“ mit seinem Gitarrensound ist ein perfekter Radiotrack für Mainstreamsender, der Track hat Schwung, ist eingängig und die Stimme von Keyshia Cole klingt mal wunderbar kehlig, immer kraftvoll und zuweilen kann man sich die Künstlerin glatt im Cowgirl-Outfit und mit einem Country Remix von „This Is Us“ vorstellen. Eine andere Seite von Keyshia Cole offenbart kein anderer Track so wie dieser. Manch einem R&B-Fan geht dieser Schritt zu weit, doch wenn es um das Zeigen einer anderen Seite, um das Brechen von mit Erwartungen geht, erfüllt Keyshia Cole genau hier ihr Missionsziel.
Neben optimistischen, fröhlichen Songs wie „Beautiful Music“, „Make Me Over“ und „Please Don’t Stop“ enthält „A Different Me“ genügend Leidenschaft und Anspannung in „No Other“, „Brand New“, „Trust“ und dem besten Song des ganzen Albums „Erotic“. Es bedarf nicht eines gebrochenen Herzens, damit Keyshia Cole zu brillieren vermag. Alles gut also? Nun, gleich im ersten Satz bezeichne ich ihren neuen Longplayer als eines der besten Black Music Alben des Jahres, weshalb alle Kritik nicht allzu schwer genommen werden sollte.
Nicht 100 % zu bekommen, enttäuscht dennoch. Keyshia Cole hätte ihren Fans wenigstens eine handvoll Tracks geben sollen, die ihnen Tränen in die Augen treiben, Schauer den Rücken herunter jagen, die Kehle zuschnüren und einen dunklen Stein in den Magen legen.
Loben möchte ich Keyshia Cole jedoch dafür, dass sie sich nicht wie Beyoncé mit Sasha Fierce eine zweite Persönlichkeit ausgedacht hat, wie es im Review der New York Times empfohlen wird. Im Gegensatz zu Produkten oder Marken sind Menschen unglaublich vielschichtig. Nicht allein immer mehr vom selbem zu liefern, könnte man geradezu als Pflicht echter Künstler postulieren.
Ob die Rapper Nas (für „Oh-Oh, Yeah-Yea“) und 2Pac (für „Playa Cardz Right“) die passenden Gäste sind, lässt sich mindestens so weit hinterfragen, als Keyshia Cole wirklich keine Verstärkung benötigt, um ihre Zuhörer für sich einzunehmen. Auf „Trust“ harmoniert R&B-Star Monica so sehr mit Keyshia Cole, dass man gar nicht merkt, hier zwei großartige Sängerinnen auf einem Track zu haben, wenn man die Musik nur nebenbei spielen lässt. Schließlich ist nich Amina Harris bei „No Other“ zu Gast, das war es dann auch schon zum Thema Featuring.
Man muss nicht alle Tracks auf „A Different Me“ mögen, um die gute Produktion durch die Trackmasters, Polow da Don, The Runners, The Outsyders, Kwamé, Reo, Poke & Tone, Spandor, Carvin & Ivan, Toxic, Tank, Jason T. Miller, Theron Feemster und Orthodox & Ransom zu würdigen. Das Album klingt rundum rund, selbst bei schwächeren Songs.
Künstler: Keyshia Cole | Album: A Different Me | Label: Geffen (Universal) | VÖ: (27. Dezember 2008
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