Vergessen wir für einen Moment die schwarzweißen Klischees: Country hat wenig mit The BossHoss, Gabriels die Elbe entlang radelndem Gunther oder Truck Stop zu schaffen, sondern ist oft nicht vom Rhythm & Blues zu trennen. Mein Paradebeweis für diese – akustisch längst bestätigte – These ist „Patches“ von Clarence Carter.
Der ausgewiesene Black Music-Kenner Jonathan Fischer hat hierfür weitere Beispiele aus den Grauzonen zwischen Gospel, Blues, Country und Soul zusammengetragen. Einzelne Hörproben hervorzuheben, hieße, die Arbeit des Kurators zu entwerten. Deshalb nur ein doppeltes Name-Dropping: Aus aktuellem Gesetzesanlass sei „Smoke, Smoke, Smoke“, die Hymne auf die Filterlose, von Sammy Davis Jr. genannt. Und schon gewusst, dass Mr. Dynamite mal ein Country-Album eingespielt hat? Es wurde nie veröffentlicht, aber wie wir die Industrie kennen, ist das nur eine Frage der Zeit, zumal der Godfather of Soul (endlich) seine verdiente Ruhe gefunden hat.
Wie ein holy preacher schreit James Brown und das (bislang) weiße „Three Hearts In A Tangle“ mäandert zum Spiritual. Es ist ein spannendes akustisches Bildungsprogramm in 24 Lernmodulen, das Trikont fundiert bebildert: das traditionell zweisprachig gehaltene Begleitheft liest sich wie ein packender Reisebericht und hält kernige Faktennahrung für den musikalischen Globetrotter bereit.
Künstler: Various Artists | Album: More Dirty Laundry: The Soul Of Black Country 2 | Label: Trikont/Indigo | VÖ: 29. Februar 2008