R. Kelly Prozess: Videoexperte widerlegt Videoexperten

5.6.2008
Heute wurden verschiedene Zeugen vernommen, die unter anderem Aussagen von Zeugen der Anklage in deren Aussagen widerlegten, so zum Beispiel die Aussage von Angela Gangler. Diese hatte bei der Polizei zuerst angegeben, die junge Frau im Video nicht zu erkennen, dann aber bei Gericht ausgesagt, sie würde diese als Reshona identifizieren.

Dann wurden zwei Ermittler vernommen, Allison Cain und Jack Palladino, die im Auftrag von R. Kellys Anwälten Gespräche mit Lisa van Allan und deren Verlobten Yul Brown geführt haben. Dabei ging es nochmals um die Bestätigung der Versuche van Allans und Browns, Geld von R. Kelly für die Nichtaussage van Allans zu bekommen. Yul Brown sagte vor den beiden Zeugen Cain und Palladino, dass R. Kelly die Aussage van Allans durch Zahlung eines Geldbetrages höher als 300.000 Dollar verhindern könne.

Auch als Palladino darauf bestand, dass R. Kelly den beiden niemals etwas bezahlen würde, forderte Brown Palladino nochmals auf, darüber mit R. Kelly zu reden. Dieses Gespräch fand am 18.3.08 in Atlanta, Georgia, dem Wohnort von van Allan und Brown statt. Dieses Gespräch wurde von Jack Palladino auf Band mitgeschnitten, leider bekam die Jury dieses Band nicht zu hören.

Der sicher wichtigste Zeuge heute war Dr. Charles Palm, ein Videoexperte, der im Auftrag von R. Kellys Anwälten den Bericht des Videoexperten Fredericks, dessen Arbeitskopie und die Videokopie der Staatsanwaltschaft untersuchte.

Diese Aussage war extrem ausführlich und voller technischer Einzelheiten. Dr. Palm kam zu dem Ergebnis, dass das Video sehr wohl vor dem Kopieren digital bearbeitet wurde, da gewisse kurze Pausen im Video nur so entstanden sein können.

Er führte außerdem das von Fredericks benutzte Video vor und stellte anschaulich dar, dass auf dem Rücken des Mannes im Video keinesfalls ein Muttermal, wie R. Kelly eines hat, erkennbar ist. Dafür gibt es auf dem Band jede Menge technischer Verschmutzungen, sogenannter “ Noise “ und Artefakte, die durch Kopieren und Bearbeiten entstehen.

Außerdem machte Dr. Palm unmissverständlich klar, das es auch mit älterer Videotechnologie möglich war, in Aufnahmen der Umgebung Menschen hinein zu kopieren, Köpfe auszutauschen und dergleichen. Er führte dazu ein von ihm hergestelltes Video vor, in dem willkürlich aus dem alten Video entnommene Sequenzen umkopiert und ausgetauscht wurden oder auch ohne Köpfe erscheinende Personen agierten.

Diese Aufnahmen waren von dem Beweisvideo der Anklage nicht zu unterscheiden.Durch mehrmaliges Kopieren dieser Aufnahmen sind Manipulationen dann nicht mehr festzustellen.

Auch das Argument der Anklage, solche Bearbeitungen würden Jahre dauern, widerlegte der Experte, denn diese Manipulationen würden am Computer und damit relativ schnell ausgeführt und außerdem wäre nicht das ganze 26-minütige Video zu bearbeiten, sondern nur etwa 9 Minuten, in denen Personen zu sehen sind.

Ich bin sehr gespannt, wie viel von diesen Aussagen in der US-Presse erscheint, dieser Bericht hier ist jedenfalls ausführlich und authentisch, die Gerichtsprotokolle können dazu nachgelesen werden.

Das Gericht hat sich auf Montag, den 9. Juni vertagt, bis dahin live aus Chicago
Beate Dyballa