R. Kelly: Prozess hat begonnen

Nachdem letzte Woche die Geschworenen ausgewählt wurden, begann am Dienstag, den 20. Mai der Prozess gegen R. Kelly, der vor sechs Jahren wegen Herstellung von Kinderpornografie angeklagt wurde.

Bitte lest auf jeden Fall meinen sehr viel älteren Beitrag hier auf rap2soul über die Anklage und die Hintergründe!

Die Staatsanwaltschaft in Vertretung von Ms Boliker eröffnete den Prozess, teilte der Jury im Eröffnungsplädoyer mit, die Staatsanwaltschaft könne anhand des vorhandenen Videos R. Kelly zweifelsfrei als den Täter und eine gewisse Reshona Landfair als das Opfer identifizieren.

Diese Darstellung wurde danach im Verteidigungsplädoyer durch R. Kellys Anwälte Ed Genson, Mr. Adam Jr. und Mr. Adam Sr. dezidiert zunichte gemacht.

Ich muss zugeben, ich war ein wenig stolz, dass Mr. Genson genau dieselben Fragen aufwarf, die ich in meinem oben genannten Bericht „R. Kelly – Der Skandal um Sex, Lügen und Videos“ gestellt hatte.

Als Zeugen für die Anklage werden Experten geladen, die anhand von Bildmaterial entscheiden sollen, ob R. Kelly der Mann im Video und ob Ms. Landfair das sogenannte Opfer ist und wie alt sie zur Zeit des Videodrehs gewesen ist. Außerdem werden Zeugen aus dem angeblichen Umfeld von Ms.
Landfair geladen, die aussagen wollen, dass sie Ms. Landfair in dem Video erkannt haben und wissen, wie alt sie damals gewesen wäre.

Interessant bei der ganzen Sache ist vor allen Dingen, dass das FBI das Video untersucht hat und R. Kelly NICHT als den Mann im Video identifizieren konnte! Man lasse sich das auf der Zunge zergehen: DAS FBI! R. Kellys Anwalt erklärte das der Jury heute so: „Sie wissen, das FBI, das sind die Leute, die Bin Laden
jagen!“

Noch interessanter allerdings ist die Tatsache, dass das angebliche Opfer bereits 2002 vor einem Gericht geschworen hat, dass sie nicht in dem Video zu sehen ist. Dasselbe sagten auch ihre Eltern aus, die im übrigen damals von der Staatsanwaltschaft massiv unter Druck gesetzt wurden. Es wurde den Eltern angedroht, dass sie das Sorgerecht für ihr zweites Kind verlieren könnten, wenn sie nicht mit der Staatsanwaltschaft zusammen arbeiten.

Als erster Zeuge sagte heute ein ehemaliger Polizist aus Chicago aus, der von dem Chicago Sun Times Reporter Jim DeRogatis das besagte Video bekommen hat und daraufhin als Sonderermittler im Bereich Kinderpornografie tätig wurde.

Wir erinnern uns: Jim DeRogatis, der seit einigen Jahren immer sehr negativ über R. Kelly in der Chicago Sun Times berichtet hatte, hat das besagte Video angeblich anonym zugeschickt bekommen und genau an dem Tag, an dem R. Kelly vor einer Milliarde Menschen zur Eröffnung der Olympischen Winterspiele 2002 einen großen Auftritt hatte, wurde der alles entscheidende erste Bericht über R. Kellys angebliche Verwicklung in den Skandal veröffentlicht.

Der Ermittler gab an, dass er die junge Frau in dem Video erkannt habe, weil er 14 Monate zuvor eben jene junge Frau bei einer anderen Ermittlung getroffen hätte.

Im Kreuzverhör durch Ed Genson, R. Kellys Anwalt, musste er jedoch zugeben, dass er lange bevor er dieses Video von Jim DeRogatis erhalten hatte, mehrmals mit eben diesem Jim DeRogatis telefoniert hatte. Aber es kommt noch besser!

Als das Video auftauchte, wusste ja angeblich niemand, wer nun die junge Frau war, bis auf einmal Ms. Edwards, besser bekannt als Sparkle (ja, die Sparkle, die R. Kelly groß raus gebracht hatte mit dem Song „Be Careful“!) auftauchte und behauptete, das sei ihre Nichte in dem Video und diese wäre zu der Zeit erst 14 Jahre alt gewesen. Sie selbst hätte ihre Nichte, Reshonda Landfair, R. Kelly vorgestellt, damit dieser der Nichte zu einer Karriere verhelfen sollte.

Interessant an Sparkle ist, dass sie ihre ganze Karriere R. Kelly zu verdanken hat, denn R. Kelly hat Sparkles Debut Album produziert, den Hit „Be Careful“ geschrieben und mit ihr eingesungen.

Als Sparkle ihr zweites Album produzieren wollte, plante sie, neben R. Kelly ihren damaligen Boyfriend mitproduzieren zu lassen. R. Kelly stellte sie vor die Wahl, entweder er oder ihr Boyfriend. Sie entschied sich gegen R. Kelly, das Album floppte und Sparkles Karriere war beendet.

Beim Kreuzverhör musste der Ermittler ebenfalls zugeben, dass er VOR Erhalt des Videos mit Sparkle telefoniert hatte.

Die Jury konnte sich heute übrigens das Video im Gerichtssaal ansehen, ebenso alle im Gericht befindlichen Reporter und die anwesenden Zuschauer. Sowohl die Staatsanwaltschaft als auch R. Kellys Anwälte hatten vor einigen Monaten den Antrag gestellt, dass dieses Video nicht öffentlich gezeigt werden sollte, da das der darin dargestellten jungen Frau Schaden zufügen könnte. Aber Richter Gaughan bestand auf öffentlicher Aufführung, da es, O-Ton Richter „Ohne Video keinen Fall gibt“. Wie wahr!

Das interessanteste an diesem Video ist übrigens, dass man sieht, dass die junge Frau von dem Mann Geld erhält! Für R. Kellys Anwalt ein klares Indiz dafür, dass es sich um gestellte Aufnahmen handelt.

Auch die Ausführungen der Staatsanwaltschaft in Bezug auf Ähnlichkeiten der Räume, in denen das Video gedreht wurde, mit den Räumen, die R Kelly vor Jahren bewohnt hatte, wurden durch die Anwälte entkräftet, denn nach R. Kellys Auszug stand das Haus unbestimmte Zeit leer, ganz zu Schweigen von der Tatsache, dass R. Kelly oft monatelang auf Tour war und neben diesem Haus noch ein anderes Haus besaß.

Am Schluss dieses Tages ließ sich der Anwalt von R. Kelly von dem Ermittler die Authentizität vieler Fotos bestätigen, die der Ermittler und Polizeifotografen von R. Kelly gemacht hatten, als er 2002 für einen Tag
verhaftet wurde.

R. Kelly wurde übrigens ausführlich und im Detail nackt bis zur Hüfte fotografiert. Sein Anwalt wies heute auf unverkennbare Narben, Hautanomalien und Muttermale hin, von denen R. Kelly einige aufzuweisen hat.
Warum das wichtig ist, werden wir morgen erfahren.

Live aus Chicago
Beate Dyballa