Beinahe ins Wasser gefallen wären unsere Reportagen für Euch vom diesjährigen Splash!. Denn der zuständige Pressemensch des Festivals glänzte durch Unhöflichkeit und fehlende Professionalität im Umgang mit Medien. Er konnte aber die kritische Berichterstattung des führenden deutschen Black Music-Portals rap2soul.de nicht verhindern, weil sein Umfeld engagiert arbeitet.
Dennoch war Wasser (wie schon mehrere Jahre in Chemnitz) am ersten Abend ein großes Thema. Glück hatten diejenigen, welche einen der jüngsten Trends auf den Straßen New Yorks adaptiert hatten. Dort tragen immer mehr Männer den bei uns verpönten Oberlippenbart (z. B. der News-Anchor des Fernsehsenders New York One).
Und Frauen? In Manhattan haben viele Gummistiefel als Modeaccessoires entdeckt. Auch die Profis unter den FestivalbesucherINNEn waren gestiefelt, was Abhilfe versprach, denn das Gelände am See bei Pouch hatte sich – zumindest stellenweise – in eine Sumpflandschaft verwandelt. Irgendwann störte es niemanden mehr, denn kurz vor ein Uhr morgens kam der Mann, auf den am ersten Abend die meisten gewartet haben: Westcoast-Legende Ice Cube dankte allen, die trotz Schlamms auf ihn gewartet haben (und das waren sehr viele) und rockte dann das Gelände eine Stunde lang mit seinen größten Hits.
Von „We Be Clubbin’“ bis N.W.A.’s „Straight Outta Compton“ waren Klassiker von New- bis Old School zu hören. W.C. – bekannt von fetten Soloalben sowie der Westcoast Connection – und DJ Crazy Tunes sekundierten dem Rapper und Schauspieler. Der nutzte die Chance, sein am 19. August erscheinendes Album „Raw Footage“ zu bewerben und Songs daraus exklusiv vorzustellen. Cube sagte, das Festival erlebe die Weltpremiere seiner neuen Tracks. Die beiden frischen Jams haben durchaus die Chance zum Burner. Die Superstars aus Kalifornien wurden frenetisch gefeiert, auch wenn viele der Besucher noch in die Baggy’s gesch*ssen haben müssten, als Cube mit N.W.A. das Durchladen von AK 47 und Mack 10 salonfähig gemacht hatte.
Punkt zwei Uhr ging es in die Zelte – entweder zum Schlafen oder zum Weiterfeiern. Das Angebot war an verschiedensten Zielgruppen ausgerichtet: Von „harmlos“ bis „anspruchsvoll“, von „Masse“ bis „Klasse“ – jeder ordnete sich selbst einer Schicht zu. Proppevoll war es beim Soundclash, wo die Bühne voller DJs und MCs war. Eher „sophisticated“ ging es bei Soshee zu: Die Jam-Session wurde wie im Vorjahr von Spax geleitet und vereinigte Spielfreude, Soul und Groove, um den Grenzzaun zwischen Künstlern auf der Bühne und dem Publikum einzureißen. Soshee ist naturgemäß dominiert von Leipziger Größen wie dem Bassgitarristen Stefan Locher. Auch die DJs der Stars For Soul-Crew sorgten dafür, dass Seele in der Musik an diesem Abend eine wichtige Rolle spielte. Auffallend gut: die Frankfurter Sängerin Vanessa, die kraftvoll wie Mary J. Blige auftrat.
Im Nachbarzelt ging es ebenfalls funky zu, zumindest stellenweise. Denn die Sick Girls beackerten ein weites Feld: stellenweise hörte ich geniale Ideen wie Cuts zwischen Danzels „Pump It Up“ und brasilianischem Fank (der südamerikanische Booty-Spin-Off wird hierzulande oft wegen Halbwissens „Baile Funk“ genannt) – ab und an schrammten die kranken Mädchen auch haarscharf an Großraum-Styles vorbei. Es ging noch tiefer gelegt: King Orgasmus One aus Berlin demonstrierte mit Ballermann Booty, warum wir über so manchen Miami Bass-Jam die Nase rümpfen müssten, wenn Englisch unsere Muttersprache wäre. Seine Anhänger kannten alle Schweinereien auswendig und feierten den Pornomann vor seiner kleinen Schießbude. Viele waren es nicht und wir lächeln milde darüber, dass der Berliner profilierungssüchtige SPD-Politikerinnen aus der dritten Reihe wie Monika Griefahn über Verbote und Zensur schwadronieren lässt.
Heute werden wir weiterfeiern, nachdem die Sneakers gesandstrahlt wurden. Was Ihr Euch auf jeden Fall nicht entgehen lassen solltet, sind Culcha Cundela aus Berlin, die 21.30 Uhr auftreten wollen. Pflichttermin ist um 22.00 Uhr, denn mit Little Brother steht einer der interessantesten Hip-Hop-Acts der letzten Jahre auf der Bühne. Wer die Jungs aus North Carolina schon live gesehen und ihr Album „Get Back“ (ABB Records) aus dem vorigen Jahr (mit ironischen Songs wie „Good Clothes“) gehört hat, weiß, wovon ich schreibe. Shaggy verkürzt uns dann die Wartezeit auf Jigga Man. Wie der Splash!-Samstag war, lest Ihr morgen bei www.rap2soul.de im Festivalbericht!