Auf diesem Album funktioniert die Mischung aus R&B und Pop bestens. Gegenüber ihrem Debüt „PCD“ hat sich die Gruppe qualitativ gesteigert und den Pop-Anteil zugunsten von modernem R&B zurückgefahren. „Doll Domination“ ist damit mehr ein R&B-Album als etwa „Good Girl Gone Bad“ von Rihanna, für dessen Zuordnung zur Black Music viel guter Wille nötig ist.
Ich lehne mich mal ein ganzes Stück aus dem Fenster: Mit „Doll Domination“ füllen die Pussycat Dolls fast die Lücke aus, die Beyoncé Knowles, Kelly Rowland und Michelle Williams nach der Auflösung von Destiny’s Child hinterlassen haben. Nach dem überraschenden Stilwechsel von Michelle Williams beim sehr poppigen „Unexpected“ habe ich hinsichtlich eines solchen Vergleichs mit Nicole Sherzinger und ihrer Gruppe keine Skrupel.
Meine Einschränkung lautet auch: „fast“. Fast füllen die Pussycat Dolls die Lücke von Destiny’s Child, denn etwas poppiger klingen die Pussycat Dolls schon noch und ganz so mainstreamig waren Destiny’s Child am Ende nicht – hat aber nicht viel gefehlt! Hätte die Haut unter der vielen Schminke eine andere Farbe, erschiene der Vergleich der Pussycat Dolls mit Destiny’s Child weit weniger abwegig. Ehrlichkeit bitte!
Das ist noch ein positiver Aspekt: „Doll Domination“ ist ein ehrliches Mainstream-Album, dem gar nicht erst ein besonderer künstlerischer Anspruch angedichtet wird. Wie ich das satt habe! Klar pimpen die Pussycat Dolls ihr Aussehen, doch ist das so transparent wie ihre Outfits.
Die Auswahl von Produzenten, Songwritern und Gästen hat „Doll Domination“ zu einem Modern R&B-Album werden lassen und sorgt gleichzeitig dafür, dass von einem eigenständigen Stil nicht viel zu erkennen ist. Macht aber nichts, denn Nicole Scherzinger, Ashley Roberts, Jessica Sutta, Kimberly Wyatt und Melody Thornton sind an erster Stelle keine Künstler im klassischen Sinne, sondern eine leicht bekleidete (schwer arbeitende) Promotion-Truppe für die Marke Pussycat Dolls.
Die vom Produzenten-Genie Timbaland produzierten Tracks klingen zu allererst wie Timbaland Tracks – hier könnte jetzt eine lange Liste an Songs anderer Künstler folgen, auf die das halt auch zutrifft. Rodney Jerkins versteckt seinen Darkchild Sound ebenso wenig. In „Out Of This Club“ sind R. Kelly und Polow da Don nicht nur zu hören, sondern waren für Songwriting und Produktion zuständig, weshalb der Track entsprechend (gut) klingt.
Bei 18 Songs in der normalen (internationalen) Version und 23 Tracks in der Deluxe Edition bleiben für Black Music Fans noch genug Songs übrig, wenn man die Pop Songs, die es auf „Doll Domination“ durchaus gibt, abzieht.
Probieren sollten Black Music Fans „Bottle Pop“, zu dem Rapper Snoop Dogg einige Verse beisteuert, „Whatcha Think About That“ mit Missy Elliott als Gast und „Out Of This Club“ mit R. Kelly und Polow da Don. Als R&B mit Pop-Einschlag hören lassen können sich jedoch auch „Takin’ Over The World“, „In Person“, „Hush Hush“, „Whatchamacallit“ und das als erste Single ausgekoppelte „When I Grow Up“. Letzterer eröffnet das Album stark, doch da auf „Doll Domination“ weitere solcher extremen Powertracks fehlen, ist das für manchen „PCD“-Fan enttäuschend.
Schwer zuzuordnen, aber spannend und gut umgesetzt ist das bereits von unzähligen Künstlern (etwa Doris Day, Nat King Cole, Mari Wilson) gesungene „Perhaps, Perhaps, Perhaps“.
FAZIT: Die nach dem Ausstieg von Carmit Bachar auf fünf Mitglieder geschrumpfte Formation nimmt mit ihrem zweiten Album sicher nicht alle alten Fans mit, ist mit „Doll Domination“ jedoch qualitativ einen großen Schritt nach vorne gegangen. Noch so ein Schritt in die richtige Richtung und die Pussycat Dolls können als echter R&B Act durchgehen. Bis dahin ist der Sound der Hochglanz-Produktion auf „Doll Domination“ eine kraftvolle Symbiose aus Pop und R&B.
Künstler: Pussycat Dolls | Album: Doll Domination | Label: A&M Rec. (Universal) | VÖ: 19. September 2008
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