LL Cool J – Exit 13

Danke, möchte man sagen, hört man „Exit 13“ von LL Cool J, denn er belehrt alle eines Besseren, die Hip-Hop bereits für tot erklärt hatten. Kraftvoll, abwechslungsreich und gut produziert überzeugt „Exit 13“ auf ganzer Linie.

Der 40-jährige James Todd Smith war mehr als sein halbes Leben bei Def Jam unter Vertrag – mehr als 20 Jahre bei derselben Firma, das ist in normalen Jobs inzwischen schon etwas Besonderes, als Rapper mehr als ein paar Jahre zu den Top Acts zu zählen, ist die ganz große Ausnahme.

LL Cool J – Exit 13 (Cover)
LL Cool J – Exit 13 (Cover)

Eine Erklärung für den anhaltenden Erfolg als Musiker ist bestimmt, dass es LL Cool J versteht, neue Stile im Hip-Hop aufzunehmen, ohne die alten zu vernachlässigen. Nicht zum ersten Mal präsentiert LL Cool J ein Album, auf dem er von Track zu Track die Stile abwechselt, die er im Laufe seiner Ausnahmekarriere erlebt hat. Man merkt, wie stolz der Künstler darauf ist, eine Geschichte im Rap zu haben, aber für Hip-Hop-Maßstäbe trägt er nicht einmal besonders dick auf.

Obwohl Hip-Hop Songs inhaltliche Schwergewichte sein können, zählt doch auch der Spaß an der Provokation und sei es durch Flachheiten unter der Gürtellinie. Verbal auszubrechen aus der Political Correctness, ist ein befreiendes Ventil besonders in unserer überregulierten Gesellschaft.

Wer LL Cool J als Alt-Rapper mit Midlife-Crisis darzustellen versucht, indem hier ansetzend seine Verse auf die Goldwage gelegt werden, hat als Kritiker entweder selbst Spaß am Dissen oder versteht Hip-Hop nicht.

Schlägt LL Cool J eine Brücke zur Rap-Musik der 80er, ist das nicht retro, sondern authentisch. LL Cool J läuft vielleicht Gefahr, als in der Vergangenheit verhaftet zu wirken, doch er bildet auf „Exit 13“ ein stilistisch bemerkenswert breites Spektrum von Old School bis heute ab.

Ebenso gelingt es Ladies Love Cool James, die Balance zwischen harten Raps und geschmeidigen, R&B-getränkten Tracks zu halten, wobei diese in der Minderheit sind und man insgesamt schon Freude haben sollte an härteren Tracks. LL Cool J beeindruckt wie üblich mit seinem Flow, auch bei den kräftigen Rap Songs gleitet er souverän auf dem Beat.

Als Produzenten im Team von LL Cool J waren Suits & Ray Burghardt, Ryan Leslie, The Dream Team, Marley Marl, Raw Uncut, Tricky Stewart, Frado & Absolut, Dame Grease, DJ Scratch, Kander and Ebb, Cue Beats, StreetRunner, Illfonics.

Seine Gäste – Ryan Leslie, 50 Cent, Grandmaster Caz, Fat Joe, Sheek Louch, Funkmaster Flex, Élan of the Dey, Wyclef Jean, Mark Figeroa, Richie Sambora, Lil‘ Mo, The Dream, Nicolette, Jiz, Lyrikal und Ticky Diamondz – haben einen guten Job gemacht.

FAZIT: Vollprofi LL Cool J hat mit seinem letzten Album für Def Jam deutlich markiert, wo er steht, und bewiesen, dass er mit den ganzen jungen Rappern, die seine Kinder sein könnten, mithalten kann. Mehr noch ist „Exit 13“ ein Longplayer, der geeignet ist, Männer seiner Generation um die 40 ihre alten einst überweiten Hip-Hop-Klamotten, die sie inzwischen auch körperlich ausfüllen, wieder anziehen zu lassen, um sich in grimmiger Entschlossenheit ihre Freiheit zurückzuerobern.

Künstler: LL Cool J | Album: Exit 13 | Label: Def Jam (Universal) | VÖ: 5. September 2008

Über Oliver Springer 339 Artikel
Oliver Springer gehört neben Jörg Wachsmuth zu den Gründern von rap2soul. Er lernte Hörfunk ab 1994 bei JAM FM und moderierte dort fast 12 Jahre. Später war der ausgebildete PR-Berater er als Pro-Blogger tätig. Gemeinsam mit Wachsmuth entwickelte Springer den Digitalradiosender PELI ONE - Dein neues Urban Music Radio, bei dem er seit 2018 den Nachmittag in der Drive Time moderiert.

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