Black Music-Fans aus ganz Europa sind dieses Wochenende nach Sachsen-Anhalt gepilgert, denn das größte Hip-Hop-Festival Splash findet erstmals nahe Bitterfeld statt. Rap2soul hat natürlich einen Reporter hingeschickt und Dr. Funkenstein ist ziemlich im Festivalstress, aber erste Eindrücke vom Eröffnungstag könnt Ihr hier schon lesen: Pouch bei Leipzig? Na, nicht ganz; eine dreiviertel Stunde entfernt, dafür fünf Minuten hinter der ehemals dreckigsten Stadt des Landes. Bitterfeld hat sich aber um 360 Grad gedreht und sich schmuck gemacht für die Hip-Hop-Gemeinde. Idyllisch die Lage am See, und ideal für ein Festival dieser Größenordnung. Gute Parkmöglichkeiten, freundliche Helfer und gutgelaunte, hilfsbereite Security-Kräfte, ohne dass ich mein VIP-Bändchen aus dem Ärmel hervorzaubern muss – das habe ich bei anderen Festivals so angenehm noch nicht bemerkt.
Und dann zwischen Klamotten- und Bratwurstständen flanieren, der ersten Garnitur der deutschen Rap-Stars lauschen sowie alte Bekannte wie „JAM’s RAPublik“-Moderator Nico Bielefeld und DJ Raz-Q im Getümmel treffen. Schon war der erste Abend vorüber? Falsch!
Obwohl es für Anfang Juli ziemlich frisch war, harrten Tausende bis weit nach Mitternacht aus, um ihn zu sehen: Snoop Dogg. Nicht ganz pünktlich ging es dann los (Snoop entschuldigte sich mit weed, was wir ihm auch ansahen…): Der Main Act des ersten Abends gab alles, auch ein Superstar tritt nicht jedes Mal vor so vielen Leuten auf. Snoop genoss sichtlich das Bad in der Menge, die begeistert immer wieder seinen Namen skandierte. Er verzichtete weitgehend auf Stücke seines letzten Albums, das sich ja auch nicht besonders verkauft hatte. Stattdessen ballerte er ein Feuerwerk seiner größten Hits ab: von „What’s my name“ über „Gin and juice“ bis „Drop it like it’s hot“ war alles dabei. Der Sound war eher bescheiden, doch kein Tontechniker dieser Welt hätte es auf dem großen Freigelände besser hinbekommen. Und – mal ehrlich – Stereoklänge können wir zuhause genießen, hier ging es darum, ihn, Kurupt von Tha Dogg Pound, Soopafly und eine gut eingespielte Begleitband ganz nah zu erleben und zu sehen! Snoop ging erst von der Bühne, als er sich vergewissert hatte, dass alle einen schönen Abend hatten. Das war keine Show! Er wollte es wirklich wissen! Auch ein Snoop Doggy Dogg weiß, dass er beim wichtigsten Festival im zweitgrößten Markt der Welt als Headliner gebucht wurde…
Danach ging es in die Zelte: zu Reggaeklängen konnte weiter gefeiert werden, Wiley – neben Dizzee Rascal einer der Grime-Acts der ersten Stunde aus England – ballerte heftige Wortkaskaden ab. Sehr guter Auftritt! Verdient am vollsten war es bei Toni L: in dessen Zelt wurde der Funk zelebriert mit großer Bläsersektion, wie es sich in den guten alten Zeiten gehörte. Dicht gedrängt feierten und hüpften alle. Toni und seine Musiker waren für mich einer der Höhepunkte am ersten Abend. Und heute? Ich sage nur „Redman“ und bin schon wieder unterwegs…