Maysa – Feel The Fire

In der Geschichte der Black Music hat es so viele gute Songs gegeben, bei denen sich eine Coverversion oder Neuinterpretation lohnt, dass eigentlich jede Woche ein entsprechendes Album erscheinen könnte. Anscheinend ist es inzwischen so weit, denn während Musiker früher mal den einen oder anderen Song neu eingespielt haben, sind es nun nicht selten ganze Alben.

Schon 2006 zeigte Maysa mit „Sweet Classic Soul“, was die Vergangenheit heute noch zu bieten hat. Im Jahr 2007 legt sie noch einmal nach, denn „Feel The Fire“ bietet noch einmal zehn solcher Songs. Ist das nicht ein wenig übertrieben? Nichts gegen Fortsetzungen, Serien oder Reihen, aber wäre es für eine so begabte Künstlerin wie Maysa nicht wichtig, Lieder zu singen, die nicht mit anderen Künstlern verknüpft sind, sondern ganz allein mit ihr?

Davon abgesehen war es eine sehr gute Entscheidung, diesen zweiten Teil aufzunehmen. Maysas reife, leicht rauchige Stimme Stimme eignet sich perfekt für diese angejazzten Versionen der Klassiker, aufhören sollte sie deshalb erst, wenn sie alle passenden Songs durch hat…

Der Titeltrack „Feel The Fire“ ist zweckmäßig gewählt, denn wer die Musik von Peabo Bryson (der 1978 damit einen seiner größten Hits hatte) mag, kann mit hoher Wahrscheinlichkeit auch etwas mit Maysa anfangen.

Allerdings tritt bei „Feel The Fire“ ein Problem auf, das bei Maysas Musik leider nicht selten ist: Hört man zu viele ihrer Songs hintereinander, wirken sie etwas langweilig. Das ist so, wie wenn man einen Kaugummi zu lange im Mund behält.

Der Titeltrack hätte also etwas mehr Würze vertragen können. Bei anderen Stücken wie „Zoom“ (im Original von den Commodores, 1977) gelingt es besser, ein Gleichgewicht zwischen Entspannung und Spannung zu erzeugen. Wer „Zoom“ mit mehr Biss genießen möchte, sollte sich anhören, was Big Bub zehn Jahre vorher daraus gemacht hat.

Das Highlight auf „Feel The Fire“ ist Bill Withers ungezählt oft gecovertes “Ain’t No Sunshine”, dem Maysa ein extrem cooles Jazz-Feeling verpasst. Zum hervorragenden Songmaterial kommt hier ein eigenständiger Ansatz. Mit einer halbwegs gut nachgesungenen Version wäre hier auch nichts zu reißen gewesen. Was sich aus diesem Lied alles machen lässt, lässt sich im Kontrast zu Maysa bei Rapper DMX und seinem „No Sunshine“ bewundern.

Maysas „I Can’t Help It“ muss sich hinter Michael Jacksons Song vom “Off The Wall”-Longplayer nicht verstecken, klingt jedoch trotz einer höheren Geschwindigkeit und der im Vergleich größeren Komplexität zu berechenbar, um spannend zu sein. Das Scatten passt allerdings prima!

FAZIT: Erneut ein gelungenes Album mit Soul-Klassikern! Doch zuviel von diesem Sound auf einmal ermüdet. Daher am besten diese Songs im Mix mit denen anderer Musiker hören.

Künstler: Maysa | Album: Feel The Fire | Label: Shanachie | VÖ: 18. Mai 2007

Über Oliver Springer 339 Artikel
Oliver Springer gehört neben Jörg Wachsmuth zu den Gründern von rap2soul. Er lernte Hörfunk ab 1994 bei JAM FM und moderierte dort fast 12 Jahre. Später war der ausgebildete PR-Berater er als Pro-Blogger tätig. Gemeinsam mit Wachsmuth entwickelte Springer den Digitalradiosender PELI ONE - Dein neues Urban Music Radio, bei dem er seit 2018 den Nachmittag in der Drive Time moderiert.

2 Trackbacks / Pingbacks

  1. Einstürzende Aufbauten: Incognito-Konzert in Offenbach | rap2soul
  2. Black (Music) Monday: Incognito funkt in Offenbach | rap2soul

Kommentare sind deaktiviert.