So knackig wie der Titel “The Truth About Love” ist der Inhalt von Lemars drittem Studio-Album nicht. Ist nicht schlimm. Lemar hat seinen eigenen Stil und der ist einfach mal locker und konservativ. Avantgardistisch geben sich andere, nicht Lemar.
Kuschel-Soul kann man das nennen, manche würden langweilig sagen. Doch was will man von Soulsängern erwarten? Das Genre ständig neu zu erfinden, ist doch gar nicht nötig! Musik zum Wohlfühlen, für die Seele, für das Herz – diesen Ansprüchen genügt „The Truth About Love“ voll und ganz.
„Spannend“ wäre kein passender Begriff für diesen Longplayer, „The Truth About Love“ ist absolut nicht „überraschend“. Der Titel passt dafür aber doch, denn textlich ist Lemar stark. Große Wahrheiten brauchen keine großen Worte. Lemar findet die richtigen, um in seinen Songs dem Wesen der Liebe Ausdruck zu verleihen.
Ehrliche Worte mit ehrlichem Sound, die bekommen wir von Lemar. Auf Übertreibungen verzichtet er, musikalisch wie inhaltlich. Wenn er jetzt noch weniger Weichspüler verwenden würde…
Er folgt mit seinem Sound so eher Brian McKnight als etwa Al Green. Doch für Lemar funktioniert es, mit einem dritten Platz in den britischen Albumcharts (bisher sein Rekord) und den Preisen, die er mit seiner Musik bisher gewonnen hat, scheint der Mann seinen Weg gefunden zu haben. In jedem Fall ist es beruhigend, dass es Black Music auch immer noch ohne Hip-Hop-Beats nach oben in die Hitparaden schaffen kann.
Geschrieben oder zumindest mitgeschrieben hat Lemar bei den meisten Songs des Albums. Als das erledigt war, hat er überall nach Live-Musikern gesucht, um die Songs einzuspielen. Ganz wie früher: Die Musiker wurden tatsächlich nach England eingeflogen, um gemeinsam zu arbeiten. Gastsänger auf „The Truth About Love“ sind Styles P. von The Lox, Mica Paris und Joss Stone, die auch tatsächlich eine Menge Abwechslung in das Album bringen – ob nötig oder nicht.
Die Musiker im Studio zu haben und nicht zu Hause jeweils ihren Part aufnehmen zu lassen, passt zu Lemars Einstellung, die Finger von Technik-Tricks zu lassen. Talent und Können sind für ihn entscheidend, auch wenn mit Hilfe von Computertechnik heute jeder singen könnte. Deshalb kann man sich gut vorstellen, wie Lemar mit seinem Team „The Truth About Love“ live präsentiert. Es dürfte sich nicht viel anders als auf der CD anhören.
FAZIT: Um an „The Truth About Love“ Freude zu haben, muss man kein Soulfan sein, doch man könnte einer werden. Es ist die Art von Album, die den ganzen Tag über nebenher durchlaufen kann. Man muss nicht aufmerksam zuhören, auch wenn es wegen der guten Texte lohnt.
Künstler: Lemar | Album: The Truth About Love | Label: Smi Epc (Sony BMG) | VÖ: 27. April 2007