Hip-Hop aus Kanada hat hierzulande nur wenige eingeführte Protagonisten: Choclair, Rascalz – und damit wären wir schon beim Thema – Knowledge Of Self, ehemals bei dieser Formation. Er führt eingangs der LP mit clubbigen Beats auf die falsche Fährte, denn im weiteren Verlauf streift K-Os so ziemlich alles, was in der Popmusik der letzten Jahre mal aufhorchen ließ.
Er gibt den Crooner („The Rain“), greift nach Filmschnipseln im Wu-Tang-Stil, lässt sich in Off-Beats fallen, badet im Dub. Und er rockt wie in den Achtzigern, wenn er in „Born To Run“ irgendwo zwischen J. Geils Band, Mike Batt und Police herumkurvt. K-Os sagt, er versuche, sich immer weniger um Regeln zu scheren und stattdessen neue ästhetische Ideale zu schaffen. Das wird zur Gratwanderung, bricht er doch zu häufig selbst aus weit abgezirkelten Hip-Hop-Kreisen aus.
Wer sich im Musikgeschmack nicht festlegt und gern von allem etwas hört, wird damit kein Problem haben. Und sicher die durchdachten Texte goutieren, auch wenn der Kanadier keinesfalls durch geschmeidigen Wortfluss überzeugen kann. Die anderen sollten sicherheitshalber alle Tracks kurz anspielen, bevor es zur Warteschlange an die Ladenkasse geht.
Noch etwas: so kunstvoll das Booklet auch gestaltet ist – es macht wenig Sinn, wenn sich die Titel auf der Albumrückseite nur mit der Briefmarkenlupe dechiffrieren lassen.
Künstler: K-Os | Album: Atlantis: Hymns For Disco | Label: EMI | VÖ: 23. Februar 2007