Jamie Jones – Jamie Jones

Während Neo Soul ein gängiger Begriff ist, um R&B-Künstler einzuordnen, die aktuellen R&B mit Elementen von 70er-Jahre-Soul, oft ein wenig Jazz oder Hip-Hop und manchmal sogar klassischer Musik anreichern, liest man Neo Gospel nicht eben oft.

Für Jamie Jones mit seinem „Jamie Jones“-Album gibt dieses Etikett – obigem Muster folgend – eine sinnvolle Beschreibung ab, um einen Eindruck vom Sound zu vermitteln. Von traditionellem Gospel ist „Jamie Jones“ weit entfernt, für Modern Gospel (wie etwa von Mary Mary) ist der Sound zum Teil einfach viel zu konservativ. Bei manchem Song setzt Jamie Jones auf Hip-Hop-Beats und „Get On Up“ etwa klingt ausgesprochen funky. Das macht eine für alle Songs zutreffende Beschreibung fast unmöglich. Hip-Hop-Soul mit Gospel Flavor, das beschreibt es insgesamt ganz gut.

Auch wenn Jamie Jones dieses Album als Solokünstler aufgenommen hat, passt es nahtlos zur Musik der Gruppe, mit der er einstmals gewaltige Erfolge feiern konnte: All-4-One. Besser lässt sich kaum andeuten, wie seine Musik klingt. Nicht zuletzt sind zwei Songs gleich von All-4-One; bei dem auch als Single ausgekoppelten „Don’t Stop“ sind mit Wayne Brady und William Cartwright zwei aus der Band dabei.

Gospel ist kein neues Betätigungsfeld für Jamie Jones: Auf den Alben von All-4-One gab es auch schon ein wenig Gospel und gelernt hat er das Singen ab dem Alter von drei Jahren in der Kirche. Als All-4-One nicht mehr so gefragt waren, engagierte sich Jamie Jones gemeinsam mit seiner Frau Hanna ehrenamtlich in der Kirche, vor allem bei der Hilfe für Obdachlose.

Zeit fand er auch, um mehr Songs zu schreiben und gemeinsam mit seinen Freunden Jack Kugell und Jason Pennock seine eigene Produktionsfirma „The Heavyweights“ aufzubauen. Die beiden haben an seinem offiziellen Debütalbum dann natürlich auch mitgearbeitet – übrigens auch als Backgroundsänger.

Diese Zusatzaktivitäten im Musikgeschäft waren hilfreich für die Arbeit am Album, denn aufnehmen konnte er in seinem eigenen „Genesis Studio“, veröffentlichen auf seinem eigenen Label „Genesis Entertainment“ (bei dem er auch schon ein paar andere Acts unter Vertrag hat).

Obwohl Jamie Jones klar auf Qualität setzt, ist sein Debütalbum besonders eingängig und klingt keine Spur nach Selbstverwirklichungsprojekt. Ein Charterfolg war es nach der Veröffentlichung Mitte 2005 zwar ganz und gar nicht, doch hat der Künstler seine vielfältige Erfahrung im Music Biz genutzt, um ein Album zu schaffen, das sehr vielen erwachsenen Menschen gefallen würde, wenn sie die Musik nur einmal hören würden.

Künstler: Jamie Jones | Album: Jamie Jones | Label: Image Entertainment | VÖ: 28. Juni 2005

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Oliver Springer gehört neben Jörg Wachsmuth zu den Gründern von rap2soul. Er lernte Hörfunk ab 1994 bei JAM FM und moderierte dort fast 12 Jahre. Später war der ausgebildete PR-Berater er als Pro-Blogger tätig. Gemeinsam mit Wachsmuth entwickelte Springer den Digitalradiosender PELI ONE - Dein neues Urban Music Radio, bei dem er seit 2018 den Nachmittag in der Drive Time moderiert.