Vergleiche hinken oft, aber mit den Unterschieden zwischen amerikanischem und deutschem Hip-Hop verhält es sich ähnlich wie mit dem Charisma von Barack Obama und Ronald Pofalla (es könnten auch Rudolf Scharping, Claudia Roth, Wolfgang Gerhardt oder Petra Pau anstelle von Pofalla genannt werden). Umso mehr ist „Stadtgespräch“ (La Cosa Mia/Rough Trade), dem Debüt von The Love Movement, zu wünschen, dass es zum Thema über die Stadtgrenzen hinaus wird. Das aus Berlin und Köln stammende Duo hat eines der besten Deutsch-Rap-Alben überhaupt gestemmt. Der Werbetext spricht von textlicher Substanz, eingängigen Hooklines und positiven Vibes. Die CD müsse sich nicht hinter namhaften US-Produzenten verstecken. Das stimmt, denn plötzlich klingt es nicht mehr peinlich, wenn statt „Shortie“ vom „kleinen Mann“ geredet wird. Unbedingt checken, die Jungs haben es verdient!Alle haben gedacht, Lumidee sei das typische One-Hit-Wonder – doch weit gefehlt. „Unexpected“ (Universal Music Domestic) heißt das neue Album der kleinen Frau, die ein paar große Hits im Gepäck hat. Und dass, obwohl sie gar nicht singen kann. Gemeinsam mit Pitbull sorgte sie im Frühsommer durch „Crazy“ für Gefühle wie in der Sardinenbüchse auf den Dancefloors. Und obwohl es viel Fugenmasse auf dem Album gibt, darf der Radiohit „Feel Like Makin’ Love“ ft Shaggy hier nicht unerwähnt bleiben, denn er wird uns auch im nächsten Jahr erhalten bleiben, wenn die Stationen den Hebel auf die Sommerrotation umlegen.
Überblättern solltet ihr die Thank you-Seite im Booklet zu T-Pains Album „Epiphany“ (Zomba/SMARIS), denn der Mann aus dem Süden bedankt sich doch artig bei Britney Spears … Kein Wunder, dass Angie Stone seine Musik kritisiert und sagt, von Leuten wie ihm würde man in zehn Jahren nichts mehr hören. Dennoch ist T-Pain derzeit nicht zu überhören mit seiner speziellen Mixtur aus Dirty South-Beats, Soulgesang und Einflüssen von Zapp. Was auch am diesjährigen Alpha-Männchen Akon liegt, das ihn produziert (hat). Mit Singles wie „Bartender“ und „Buy u a drank“ sorgt T-Pain für Präsenz auf den Floors und on air, aber mittelfristig wird Angie Stone mit ihrem Urteil Recht behalten, denn real Soul Music klingt anders. „Mustang Sally“, „In The Midnight Hour“ und „Try A Little Tenderness“ – das sind Werke, die auch in hundert Jahren noch unter Denkmalschutz stehen werden. 1990 wurden diese Stücke durch The Commitments auch im Kino (wieder) präsent – die Blues Brothers ließen grüßen.
Von Andrew Strong, dem Kopf der Band, gibt es jetzt das „Greatest Hits“-Album (Columbia/SMARIS). Ein Quartett an neuen Stücken ist auch dabei, das aber lediglich beweist, dass Strong zwar singen, aber nur nach-singen kann. Originale aus Jazz, Funk ‚N‘ Soul und Boogaloo gibt es zum mittlerweile zehnten Mal auf einer Zusammenstellung von Brown Sugar. Compiler Michael Möhring hat sich für „Brown Sugar Presents Can You Dig It?“ (ZYX) 21 Tracks aus den Silos der Plattenindustrie gegriffen, als diese den Begriff „Platte“ noch mit Vinyl ausfüllen konnte. „New York Soul“ von Ray Barretto, „Grits and Gravy“ von Eric Kloss und „Funkier Than A Mosquito’s Tweeter“ von Nina Simone geben die Richtung vor, die auf geradem Weg ins Regal eines jeden leidenschaftlichen Sammlers führt.