Singer/Songwriter-Soul – eine solche Schublade ließe sich aufziehen für Raul Midon. Nach dem von der Kritik gefeierten Debüt „State Of Mind“ stellt der blinde Musiker aus New Mexico sein Album „A World Within A World“ (Manhattan Records/Blue Note) vor, und zwar im kommenden Monat in vier deutschen Städten. Am 6.11. in Berlin, einen Tag später in Hamburg, am 9.11. gastiert er auf den Jazztagen von Leverkusen, bevor einen Tag später beim Jazzfest in Aalen die Tour von Raul Midon zu Ende geht. Was bleibt (neben sicherlich bleibenden Konzerteindrücken), ist seine CD, die kein schnelles Verfallsdatum kennt.In der gleichen Fankurve hat auch Anthony David den Block seiner größten Anhänger. Nachdem das Label Dôme Records sein Album „Red Clay Chronicles“ für Europa zugänglich gemacht hat, reichen die Londoner Soul-Spezialisten das Debüt des ehemaligen Managers von India.Arie nach. „3 Chords & The Truth“ wurde von der lokalen Musik-Journaille in Atlanta als beste Platte gepriesen, die seit Usher aus dieser Stadt gekommen sei. David, der ähnlich anspruchsvoll wie Raul Midon oder Anthony Hamilton agiert, erinnert stark an Bill Withers. Stücke wie „Cold Turkey“ und „Georgia Peach“ sind Prachtexemplare der südstaatlichen Soul-Fauna…
„What’s Next?“ (Stereo DeLuxe) – Musik aus Berlin-Kreuzberg kommt als nächste Empfehlung in dieser Kolumne, denn dort ist Pat Appleton zuhause. Die Ex-Sängerin von De-Phazz lebt auf dem Solodebüt ihre Fähigkeiten als Songwriterin aus und entzieht sich mit einer Melange von Soul, Lounge und Jazz gekonnt einer Kategorisierung. Feinziselierter Pop mit textlichem Anspruch – das wäre meine Beschreibung ihrer Lieder, in denen sie als Sängerin sehr präsent ist.
TOK TOK TOK lassen es live so richtig krachen – diese abgedroschene Formulierung umreißt am besten, was passiert, wenn Sängerin Tokunbo Akinro und Band auf der Bühne stehen. Auf dem zweischeibigen Digipac „Reach Out …And Sway Your Booty“ (BHM Productions/ZYX) wird eine Quersumme der acht Studioalben gebildet. Nach dem Live-Hören will man die Funkband nur noch live sehen. Gelegenheit dazu gibt es auf einer ausgedehnten Tour bis Ende November. TOK TOK TOK – ab sofort schreibt sich die Truppe übrigens mit Kapitalen…
HEAVy spielen mit den Buchstaben in Name und Albumtitel. „JazzmonEY$$“ (Barely Breaking Even) klingt wie eine Pharrell-Produktion, die nicht von Pharrell produziert wurde. Das Duo aus New York beeindruckt mit einem kristallklaren druckvollen Albumsound, der aber von der Stimme Nicky Guilands konterkariert wird (die auf Dauer einen ähnlichen Nervfaktor wie das Organ von Fergie bzw. Gwen Stefani entwickelt). Das britische Label Soul Jazz Records widmet sich in einer ambitionierten Rückschau ebenfalls dem Sound of New York. Auf der Doppel-CD „New York Latin Hustle!“ finden sich Protagonisten des Clashes von karibischen Klängen mit Funk, Disco und Jazz. Von Charanga über Salsa bis zu Rap wird alles angerissen und in einem fundiert geschriebenen Begleitbuch nachlesbar.
Wer sie bislang gesucht hat, findet sie auf diesem Sampler: die knapp zehnminütige Version „No Nos Pararan (Ain’t No Stopping Us Now)“, mit der McFadden & Whitehead 1979 dem Philly-Sound zu einem seiner größten Party Jams verhalfen. Ein Livestyle-Product im Buchformat veröffentlicht Seamless Recordings für den anspruchsvollen Cluburlauber. „Purobeach Oasis del mar Volumen Tres“ bietet eine CD lang loungige Klänge zum Ausruhen nach dem Sonnenbad und eine Alternative mit House für die Nacht nach der Schlacht um die besten Stücke am Büffet. Perfekt(ioniert) ausgeklügelt, aber ohne Reibungspunkte – sowie wie das der Cluburlauber will, der seine teure Hotelanlage höchstens für einen einzigen organisierten Ausflug verlässt.