In Würde ergraut, aber jung im Herzen sind The Holmes Brothers geblieben. Auf „State Of Grace“ (Alligator Records/In-Akustik) gibt es wie gehabt authentischen Blues aus dem Süden, der ans Herz geht und die Seele berührt. Die drei Herren haben viel erlebt, sie haben Höhen erklommen und Täler durchschritten. Und die Brothers sind zu einer zufriedenen Gelassenheit gelangt, die in intensiven Liedern gipfelt, darunter eine Zydeco-Version von John Fogerty’s „Bad Moon Rising“.Musikalisch in New Orleans, geografisch jedoch im Osten Deutschlands verortet ist die Top Dog Brass Band aus Dresden. „Kiss My Brass“ (Stormy Monday Records) ist der witzige Titel ihres dritten Longplayers, auf dem die Marching Band durch eine Allee von 14 Songs marschiert. Für Freunde der gepflegten Blasmusik zwischen Dixieland und Street Jazz, die es lieben, wenn kräftig ins Horn geblasen wird. Die etwas unglückliche Coverversion von Otis Redding geht im Gebläse unter.
Ein Rezept für relaxten smoothen Jazz stellt Doc Powell aus. Das Zehnerpack an Songmaterial auf „Doc Powell“ (Heads Up Int’l / In-Akustik) kommt zwar behände und leichtfüßig daher, steckt aber musikalisch voller Raffinesse. Der hochversierte Doktor der Jazzgitarre richtet sein Augenmerk aufs Detail und groovt dabei gewaltig. Brian Culbertson und Kirk Whalum stehen dem Wahl-Kalifornier zur Seite.
Die Masterpiece-Serie erfährt ihre vierte Fortsetzung. Auf „Masterpiece Volume 4“ (PTG Records/Just Records Babelsberg) wird beispielsweise eines Besseren belehrt, wer bislang dachte, die Nick Straker Band sei wegen “A Walk In The Park” ein One-Hit-Wonder. Die meisten anderen Disco-Funk-Jams stammen aus 1983 plus/minus eins, darunter bekannte Sujets wie Evelyn Kings „Out Of Control“ und Sweet Ecstasy’s „Pull Our Love Together“.
Der Sound der Dekade bleibt uns also erhalten und kann neu bzw. wiederentdeckt werden. Das gilt auch für einen weiteren Re-Release des Potsdamer Labels: „Hot & Sassy“ (Vinyl Masterpiece) von Magic Lady; eine nur Insidern bekannte Disco-Funk-All-Girl-Group, die Michael Stokes damals castete genauso wie Rick James seine Mary Chain Girls. Das Album lässt die goldene Ära des Disco Funks Revue passieren, die neun Nummern des Trios sind bei weitem nicht so gebleicht wie viele der reinen Disco-Hits.
Und noch ein West Coast-Best of: Auf „The Mack Of The Century…“ (Zomba Label Group/SMARIS) sind 13 Stücke von Too $hort geklammert, darunter Megajams wie “Freaky Tales“ und „Short But Funky“. Durchaus interessant ist es nachzuhören, wie sich der Sound von Todd Shaw im Lauf der Zeit verändert hat: er nutzte schon langsame Beats, bevor „Chopped & Screwed“ erfunden wurde – 2003 dagegen war der freakige Märchenerzähler mit Jazze Pha und Jagged Edge ziemlich clubby unterwegs.