Endlich mal wieder Sound aus der Hauptstadt, der über Lesungen „Aus dem Tagebuch eines Möchte-Gern-Gangstas“ hinausgeht: obwohl Data MC aus Berlin kommen, erinnert das computerisierte Bandprojekt an die Londoner Grime-Bewegung um Dizzee Rascal („Fix Up Look Sharp“ – kennt das noch jemand?). Auf dem Debüt „Data Invasion“ (Hamton Rec.) wird ein elektrisch geprägter Hip-Hop-Kurs eingeschlagen, der erst beim wiederholten Hören Wohlgefallen findet. Nur der Bass-Track „Live Forever“ geht sofort in Bauch und Beine.Mit dabei ist übrigens Ono, ein MC, der mit Walkin’ Large damals die junge Geschichte hiesigen Raps mitgeschrieben hat. Was später daraus geworden ist … müßig, noch darüber zu schreiben. Wenn sich ein MC schon Gauner nennt! Auf seiner Platte „Träumer in Wirklichkeit“ (P-Pack Records) hat der Rapper aber ein glücklicheres Händchen bewiesen als seine Freunde bei der Spitznamentaufe. Denn was er zu erzählen hat, das hat Hand und Fuß. Und Wortwitz, der von den klug geschraubten Beats dezent herausgehoben wird! Hin und wieder wie in „Aggression und Druck“ blitzt aber die Bitterkeit auf, selbst kein Star zu sein.
Bei The Brand New Heavies sieht es diesbezüglich schon anders aus. Die sind zwar nicht mehr brand neu, aber echte Schwergewichte und mit Hits wie „Dream On Dreamer“ schon in den frühen Neunzigern erfolgreich; nicht nur in England. Für „Get Used To It“ (edel Records) schmiegt sich die prägende Stimme aus dieser Ära, N’Dea Davenport, wieder an den Busen der Brit-Funker. Die Rückkehr in den Schoß der Band tut dem doppelten Six Pack an neuen Songs ausgesprochen gut, wobei die Salbe aus Funk, Soul und Jazz sowieso hautverträglich ist für jeden Liebhaber von Black Music. Vor allem die 30-Plus-Generation darf sich hier angesprochen fühlen und sich mal wieder in den Plattenladen verlaufen. Da gibt es nämlich nicht nur massenmedialen Abfall wie Monrose, sondern auch gute Musik wie die der Heavies.
Gleich mitnehmen lässt sich auf diesem Weg die Best of von Jamiroquai. Denn „High Times Singles 1992-2006″ (SONY BMG) enthält alle 7“-Hits des Mannes mit der Büffelmütze und dem Fuhrpark voller Sportwagen. Unter den 18 Tracks finden sich Floorfiller wie „Blow Your Mind“, „Cosmic Girl“ und „Deeper Underground“. Auch zwei neue Songs wurden eingepackt für die, die alle Platten schon haben. Und besonders „Runaway“ verblüfft wieder mit den bekannten Gewürzen, die Jay Kay so gern über seine Songs streut.
Überaus gut ist auch die neue Platte von Fort Knox Five aus Washington, D.C. abgeschmeckt. Die DJ-Crew brüht auf „Reminted“ (Fort Knox Rec.) einen Sud, der das Herz von Funkfreunden rasen lässt. Die Jocks lassen keinen Zweifel aufkommen, wo sie beheimatet sind. Es geht zu wie auf einer Washington Go-Go-Party, die von – Gott habe ihn selig – James Brown und seinem Gefolge gerockt wird. Neben Tito Puente und Joe Bataan kommt auch der deutsche Groove-Schrauber Malente zum Zug. Ein Anspieltipp ist auch Ursula 1000’s „Electrik Boogie“, der schön demonstriert, wie tief verwurzelt ein Breakdance Battle Jam im Funk ist.
Ein gestandener Musiker ist auch Bernard Fowler. Und mit allen Wassern gewaschen, wie sein Album „Friends With Privileges“ (Dude Records/ECHO BEACH) zeigt. Eingangs zieht er den Drum ‚N‘ Bass-Knüppel aus dem Sack, macht nach dem Opener weiter im Stil von Tower Of Power, um dann mit funkig-rockigem Material zu prügeln. Wer mit Sly & The Family Stone nichts anzufangen weiß, der sei gewarnt. Denn Bernard Fowler entpuppt sich als kreativer Anwender dieses Tafelwissens. Nur die Balladen dazwischen nutzt er als Ruhekissen und zum Plattestopfen.